Coronavirus: PBOC hält Chinas Aktienmärkte mit weiterer Intervention oben – Japan droht in die Rezession zu rutschen

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Das Coronavirus belastet zunehmend die Wirtschaft in Asien. So zieht in Japan am Horizont das drohende Szenario einer Rezession auf, nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal mit einem Minus von 6,3 Prozent zum Vorjahr ungewöhnlich stark einbrach.

„Es besteht eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft von Januar bis März erneut schrumpft“, warnte am Montag Ökonom Taro Saito vom Forschungsinstitut NLI. Auch in Thailand befürchten die Planungsbehörden einen Rückgang beim BIP, da die Viruskrise voraussichtlich das Tourismusgeschäft des Landes mit seinen Traumstränden verhagelt. Vor allem aber in China, wo viele Firmen ihre Tore wegen der Epidemie vorerst schließen mussten, dürfte die Viruskrise voll durchschlagen.

Chinas Notenbank interveniert erneut

Die chinesische Notenbank kappte vorsorglich den Zinssatz für mittelfristige Darlehen (MLP) erneut – und zwar um zehn Punkte auf 3,15 Prozent. Damit sollen Kreditgeschäfte im Volumen von umgerechnet 26,4 Milliarden Euro erleichtert werden. Es wird erwartet, dass die Zentralbank am Donnerstag eine Senkung des Referenz-Zinssatzes (LPR) folgen lassen wird.

Auch der von der kommunistischen Führung seit Mitte der Neunziger Jahre fest etablierte Zeitplan für die jährliche Volkskongress wackelt wegen der Epidemie: Der für den 5. März vorgesehene Beginn der Sitzung der rund 3000 Delegierten wird womöglich verschoben, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Ein Ausschuss soll darüber am 24. Februar entscheiden. Als Grund wird angeführt, dass die Eindämmung des Virus Priorität habe.

Die Krise trifft die auch vom Handelskonflikt mit den USA geschwächte Wirtschaft des Schwellenlandes zusätzlich, die sich vom Turbowachstum früherer Jahre längst verabschiedet hat. Angesichts der abflauenden Konjunktur ist Chinas Zentralbank bereits mehrfach aktiv geworden: Sie senkte den Referenzzins LPR (loan prime rate) seit Sommer 2019 in mehreren Schritten. Er liegt nun bei 4,15 Prozent. Seit Anfang 2018 hat die PBOC zudem die Reserveanforderungen in insgesamt acht Stufen verringert.

Auch US-Firmen in China spüren die Krise

Da sich China in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend zur Werkbank der Welt entwickelt hat, spüren auch westliche Industrieländer quasi automatisch die Auswirkungen der Krise. Auch die restlichen Schwellenländer und die gesamte Weltwirtschaft hängen viel stärker am Wohle Chinas als noch 2003 bei Ausbruch des Sars-Virus. „Der Anteil Chinas an der globalen Wirtschaftsleistung hat sich seitdem verdreifacht, und China ist zu einem wesentlichen Käufer praktisch jeden Rohstoffs geworden“, sagt Portfoliomanager Jeroen Blokland von Robeco.

Fast die Hälfte der befragten US-Unternehmen in der Volksrepublik gibt laut der Amerikanischen Handelskammer in Shanghai (AmCham) an, dass ihre globalen Geschäfte unter dem Virus-Ausbruch leiden. Rund 78 Prozent der befragten 100 Unternehmen erklärten, dass ihr Personal nicht ausreiche, um die Fertigung wieder komplett hochzufahren. Vorgaben der Behörden im Zuge der Viruskrise erschweren es Mitarbeitern, nach bereits ausgeweiteten Werksferien an den Arbeitsplatz zurückzukehren.

Auch Volkswagen muss wegen der Krise umplanen: Der Autobauer verschiebt den Produktionsstart seines chinesischen Gemeinschaftsunternehmens mit dem Partner SAIC. Der Betrieb soll nun erst am 24. Februar wieder aufgenommen werden. Zudem werde die für Ende April geplante Automesse in Peking verschoben, teilte der Veranstalter mit. Die Messe ist für die deutschen Autobauer ein wichtiger Termin, weil China für Volkswagen, BMW oder Daimler der weltweit größte Einzelmarkt ist. Ökonom Ulrich Stephan von der Deutschen Bank verweist darauf, dass auch der Einzelhandel in der Volksrepublik die Auswirkungen der Epidemie stark zu spüren bekomme: „Neben Instantprodukten wurden online verstärkt frische Lebensmittel gekauft - deren Bestellungen explodierten regelrecht um mehr als das 20-fache, da Restaurants wegen des Infektionsrisikos gemieden wurden oder geschlossen waren.“ Die Nachfrage nach Kosmetika, Möbeln oder Haushaltsgeräten habe hingegen abgenommen. „Chinesische Firmen aus dem Konsumsektor dürften entsprechende negative Effekte in ihren Bilanzen für das erste Kalenderquartal zeigen - für den weiteren Jahresverlauf gibt es jedoch Hoffnung auf Besserung.“

Die Gesamtzahl der Toten durch das Virus liegt mittlerweile bei 1770 – die der bestätigten Infektionen bei fast 71.000. In der besonders betroffenen Provinz Hubei waren am Sonntag verschärfte Regeln eingeführt worden, um die Virus-Verbreitung einzugrenzen. Unter anderem wurden die Städte der Provinz angewiesen, die Straßen für alle Privatwagen zu sperren.

Asiens Aktienmärkte reagieren gespalten

Die Börsen in Festlandchina haben ihre jüngste Erholung schwungvoll fortgesetzt. Die Leitindizes stiegen am Montag auf das höchste Niveau seit mehr als zwei Wochen – trotz des sich ausbreitenden Virus. So schloss der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Aktien an den chinesischen Festlandbörse 2,25 Prozent höher. Der Hang Seng in Hongkong rückte zuletzt um 0,5 Prozent vor.

„Der Markt geht immer mehr davon aus, dass China umfassende fiskalpolitische Impulse einleiten wird“, sagte Commerzbank-Analyst Hao Zhou. „Das Coronavirus könnte die Konjunkturdaten im ersten Quartal belasten, aber wir bleiben sehr optimistisch mit Blick auf die weltweite Konjunktur“, schrieb Stratege Mislav Matejka von der US-Bank JPMorgan. Er begründete seinen Optimismus vor allem mit dem Wachstum in den USA vor der Präsidentschaftswahl im November.

Der japanische Leitindex Nikkei 225 schloss zum Wochenstart indes 0,69 Prozent tiefer mit 23.523,24 Punkten. Die Wirtschaft des Landes war zum Jahresende vor allem wegen der Erhöhung der Mehrwertsteuer stärker geschrumpft als ohnehin befürchtet.

Neben der Folgen der seit dem 1. Oktober höheren Mehrwertsteuer machten der japanischen Wirtschaft die zuletzt wieder schwächere Nachfrage aus dem Ausland und die Folgen von unwetterbedingten Produktionsunterbrechungen zu schaffen.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Naeblys / Shutterstock.com

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