Darum überlege ich, jetzt in türkische Aktien und Türkei-ETFs zu investieren – trotz Mega-Inflation

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Die Türkei ist ein gesegnetes Land. Es vereint herrliche Landschaften, kulinarische Köstlichkeiten, tolle Strände und einen kulturellen Reichtum. Darüber hinaus liegt kaum ein anderes Land strategisch günstiger: Es verbindet Mittelmeer und Schwarzes Meer genauso wie Europa, Asien und die persisch-arabische Welt. Istanbul, die Stadt mit den vielen Namen, kann sich ohne Weiteres als Nabel der Welt bezeichnen.

Hinzu kommt eine junge und wachsende Bevölkerung sowie eine große und immer besser ausgebildete Diaspora, die den internationalen Marktzugang erheblich erleichtert. Für Konzerne wie Daimler Trucks, Bosch und Henkel stellt die Türkei einen attraktiven Investitionsstandort dar, und für die Europäische Union ist sie prinzipiell seit vielen Jahren ein gefragter Partner.

All das sind ideale Zutaten für langfristiges Wirtschaftswachstum, das Investoren gute Renditen verspricht. Wäre es also eine gute Idee, sich jetzt türkische Aktien oder ETFs ins Depot zu legen?

Türkische Aktien: ein explodierender Markt ohne Rendite

Tatsächlich ist der Leitindex Borsa Istanbul 100 Index in den letzten Jahren hochgeschossen wie kaum ein anderer. Seit dem Coronatief hat er sich etwa verdreifacht. Über die letzten zwölf Monate legte er rund 90 % zu. Das sind zunächst beeindruckende Werte. Aber hier geht es um die Türkische Lira. Die Währungsumrechnung führt zu Ernüchterung.

Chart erstellt mit YCharts, Entwicklung der Türkischen Lira im Vergleich zum Euro über 10 Jahre

Wer nämlich auf die zuvor beschriebenen Potenziale vertraute, wurde bitter enttäuscht. Während Nasdaq und Co. von einer Rally zur nächsten eilten, gab es in Euro oder US-Dollar gerechnet bei türkischen Indices bestenfalls Stagnation. So verlor der Dow Jones Turkey Titans 20 Index (EUR) über die letzten fünf Jahre mehr als 37 %. Der iShares MSCI Turkey ETF (USD) verlor im Schnitt etwa 6,5 % pro Jahr seit 2012.

Chart erstellt mit YCharts, Entwicklung des iShares MSCI Turkey ETF und iShares MSCI Mexico ETF über 10 Jahre (in USD)

Mexiko, das als Verbindung von Latein- und Nordamerika sowie von Atlantik und Pazifik vielleicht am ehesten mit der Türkei vergleichbar ist, kann eine deutlich bessere Bilanz vorweisen. Dabei litt die Wirtschaft sogar unter der sozialistischen Regierung von Andrés Manuel López Obrador sowie der seit Jahrzehnten anhaltenden Korruption und organisierten Kriminalität.

Es kann keinen Zweifel daran geben, dass die Türkei in den letzten Jahren ihr Potenzial bei Weitem nicht ausschöpfen konnte. Noch bis 2013 erfreute sich die Volkswirtschaft hervorragender Wachstumsraten. Beispielsweise ließ sie das große EU-Land Polen weit hinter sich beim Bruttoinlandsprodukt. Seither schrumpft der Vorsprung des mehr als zweimal so bevölkerungsreichen Lands signifikant.

All das macht sicherlich nicht gerade Lust darauf, sein hart verdientes Geld in türkischen Unternehmen anzulegen. Andererseits bestehen all die positiven Aspekte, die ich oben beschrieben habe, weiterhin.

Was jetzt für ein Türkei-Investment spricht

Immerhin wurden zuletzt wieder zweistellige Wachstumsraten gemeldet, nachdem das schwierige erste Coronajahr die Wirtschaft belastete. Außerdem dürften die meisten großen Konzerne inflationsresistent sein. In Branchen wie Handel, Energie, Tourismus und Telekommunikation lassen sich kurzfristige Preiserhöhungen relativ leicht durchsetzen. Und der Finanzsektor kann sogar auf verschiedene Weise von den hohen Zinsen profitieren.

Der rapiden Geldentwertung stehen damit schnell steigende Gewinne gegenüber, die die Aktienkurse in Lokalwährung gerechnet nach oben treiben. Bisher sind Anleger aus Euroland oder der Schweiz damit schlecht gefahren. Zuletzt deutete sich jedoch ein Aufschwung an, der auch in harter Währung gerechnet zu guten Renditen führt.

Bei der kürzlichen Eröffnung des Phaselis-Tunnels bei Antalya betonte Präsident Erdoğan die riesigen Potenziale des Landes. Mit der 2020 vorgestellten Vision 2053 verfolge das Land das Ziel, sich unter die Top 10 der Volkswirtschaften zu schieben und über die kommenden Jahre zu einer Logistik-Supermacht zu entwickeln.

Ich bin nicht völlig überzeugt davon, ob es eine gute Idee ist, genau jetzt sein Geld in einen Türkei-Fonds zu stecken. Dass aktuell eine weltweite Inflation wütet, konterkariert schließlich die Bemühungen, die selbstverursachte Teuerungsrate in den Griff zu bekommen. Aber sicher ist, dass es manchmal einfach das Beste ist, sich genau dort nach Anlagechancen umzusehen, wo sonst kaum jemand sucht.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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Foto: Getty Images

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