Dax kämpft nun auch mit 90-Tage-Linie – Zollstreit könnte heftige Kursauschläge verursachen

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In der kommenden Woche beunruhigt die Gefahr eines handfesten Handelskriegs zwischen den zwei weltweit größten Volkswirtschaften weiterhin die Anleger. Neben der auf ihren Höhepunkt zu laufenden Berichtssaison dürfte dieses Thema vornean stehen. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, könnte jede wesentliche Neuigkeit mit heftigen Kursausschlägen im Dax in die eine oder andere Richtung begleitet werden.

Der Konflikt zwischen den USA und China dürfte sich also auch in der nächsten Woche nicht beruhigen und den Markt weiter in Atem halten. Am Freitag stellte China neue Belastungen auf Waren im Wert von 60 Milliarden US-Dollar in Aussicht, wenn die Vereinigten Staaten ihre Zollpläne umsetzen sollten. Erwachse aus all den gegenseitigen Drohungen ein ernsthafter Handelskrieg, hätte dies „deutliches Potenzial für Verwerfungen an den Börsen“, warnt Analyst Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Während noch zwei Jahre zuvor dank der sehr starken Unterstützungen durch die weltweite Geldpolitik exogene Schocks wie der Brexit an den Börsen gut hätten abgefedert werden können, sei dieser Rückenwind nun deutlich abgeflacht.

Der Einfluss auf den Deutschen Aktienindex ist unverkennbar: Das Chartbild für den Dax habe sich erkennbar eingetrübt, seit der Leitindex unter eine Reihe wichtiger Unterstützungen gerutscht sei, ergänzte Christian Schmidt, Charttechnik-Experte bei der Landesbank Helaba. Nachdem der Dax seit geraumer Zeit mit der 200-Tage-Linie kämpft, rutschte er nun auch unter die 90-Tage-Linie. Beide Linien sind wichtige Trendindikatoren.

Uwe Eilers, Geschäftsführer der Frankfurter Vermögen GmbH, bleibt jedoch gelassen. „Die Ängste über die Zölle werden zwar nicht so schnell verschwinden, dennoch sollte der Dax mit angezogener Handbremse weiter nach oben tendieren, da die Wirtschaftsdaten insgesamt positiv und immer noch ausreichend Barmittel vorhanden sind.“

Während die neue Woche mit Blick auf wichtige Wirtschaftsdaten recht ruhig verlaufen dürfte, stehen zahlreiche Geschäftsberichte von Unternehmen an. Fast ein Drittel der Dax-Konzerne wird über das vergangene Quartal informieren und einen präziseren Blick in die Zukunft wagen.

Auf einen recht ruhigen Montag folgt am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag eine wahre Zahlenflut. Der Nivea-Hersteller Beiersdorf, die Commerzbank, die Deutsche Post, der Versorger Eon und der weltgrößte Rückversicherer Munich Re legen ihre Ergebnisse vor. Es folgen  Adidas, die Telekom und der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA .

Besonders die Quartalszahlen der Commerzbank dürfte kritisch beäugt werden. Angesichts des Wettbewerbsdrucks sei größere Zuversicht für die Ertragsentwicklung nicht angesagt, urteilt etwa Credit-Suisse-Analyst Marcell Houben. Die Gebühren- und Kostenentwicklung dürfte seines Erachtens der Bank im zweiten Quartal zu schaffen gemacht haben. Optimimus hingegen herrscht beim Sportartikelhersteller Adidas: Analysten rechnen mit weiter erhöhten Produktivität und soliden Ergebnissen.

Konjunkturseitig stehen vor allem für Deutschland wichtige Daten an. Zum Wochenstart liegt der Fokus auf den Zahlen zu den Auftragseingängen und am Dienstag geht es um die Industrieproduktion. Nach kräftigen Erholungen im Mai sei nun die Wahrscheinlichkeit einer Gegenbewegung hoch, schrieben die Experten der Postbank.

In den USA werden am Freitag die Verbraucherpreise für Juli veröffentlicht und dürften ihren Aufwärtstrend fortgesetzt haben. Hier rechnen die Postbank-Analysten mit einer Stabilisierung der Kerninflationsrate, die schwankende Preiskomponenten wie Energie ausklammert, bei 2,3 Prozent. Die Gesamtinflationsrate dürfte zugleich auf 3,0 Prozent und damit auf das höchste Niveau seit Ende 2011 gestiegen sein.

OnVista/dpa-AFX

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