Germania meldet Insolvenz an – Lufthansa-Aktie kann leicht profitieren

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Bewegung im deutschen Luftverkehrssektor: Die Berliner Airline Germania hat ihren Flugbetrieb eingestellt und einen Insolvenzantrag gestellt. Betroffen sind die Germania Fluggesellschaft GmbH und ihr Schwesterunternehmen für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, sowie die Germania Flugdienste GmbH, wie das Unternehmen in der Nacht zu Dienstag mitteilte. Damit verlässt nach Air Berlin ein weiterer Fluganbieter den deutschen Markt.

Finanzierungsbemühungen nicht erfolgreich

Nach den Worten von Germania-Geschäftsführer Karsten Balke war es nicht gelungen, Finanzierungsbemühungen zur Deckung eines kurzzeitigen Liquiditätsbedarfs erfolgreich zum Abschluss zu bringen. „Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkeit als die der Insolvenzantragstellung blieb“, erklärte Balke laut Mitteilung. Er bedauerte die Auswirkungen des Schrittes für die Mitarbeiter, die ihr Bestes für einen zuverlässigen Flugbetrieb gegeben hätten. Die betroffenen Fluggäste bat Balke um Entschuldigung. Der Geschäftsbetrieb der Schweizer Germania Flug AG und der Bulgarian Eagle geht dagegen weiter.

Anfang Januar waren die finanziellen Schwierigkeiten bei Germania bekannt geworden. Der Flugbetrieb ging jedoch zunächst planmäßig weiter. Zwischenzeitlich hatte das Unternehmen von erfolgreichen Finanzierungsverhandlungen gesprochen. Ende Januar wurde aber bekannt, dass es bei der Auszahlung der Januar-Gehälter an die Mitarbeiter Verzögerungen gibt. Die Airline begründet den finanziellen Engpass mit massiven Steigerungen der Kerosinpreise und mit einer „außergewöhnlich hohen Anzahl technischer Serviceleistungen an der Flotte“.

Noch am Montag hatte es einen Bericht über eine Investorengruppe aus Nordrhein-Westfalen gegeben, der hoffen ließ. Die „Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung“ berichtete unter Verweis auf eigene Informationen, dass eine Gruppe unter der Koordination von ehemaligen Airline-Managern helfen wolle und kurzfristig einen zweistelligen Millionen-Betrag bereitgestellt werden solle. Zu der Gruppe sollte auch der frühere Air Berlin-Chef Joachim Hunold gehört haben. Germania wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen, betonte aber noch am Montag: „Der Flugbetrieb verläuft stabil.“ In der Nacht folgte dann die Mitteilung der Insolvenz.

Lufthansa-Aktie im Plus - Ein weiterer Konkurrent verlässt das Feld

Für den Platzhirsch Lufthansa ist die Insolvenz von Germania ein tendenziell positives Ereignis, da der größte deutsche Luftfahrt-Konzern nach der Pleite von Air Berlin im Jahr 2017 nun einen weiteren Konkurrenten verliert.

Lufthansa-Aktie Tageschart (Xetra)

Die Aktie des Unternehmens erhielt durch die Insolvenz-Nachricht nur leichten Aufwind und konnte seit Handelsbeginn ein minimales Kursplus von 0,9 Prozent einfahren auf einen Wert von derzeit 22,36 Euro.

Germania war 30 Jahre lang teil des deutschen Luftverkehrs

Germania ist eine deutsche Fluggesellschaft mit einer mehr als 30-jährigen Geschichte. Sie wurde 1986 gegründet, seit 2009 ist Berlin der Firmensitz. Auf der Kurz- und Mittelstrecke beförderte die Airline mehr als vier Millionen Passagiere pro Jahr zu mehr als 60 Zielen innerhalb Europas, nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten. Zusammen mit der Schweizer Germania Flugbetrieb AG und der Bulgarian Eagle betrieb Germania zuletzt 37 Flugzeuge.

(ama/dpa-AFX)

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Titelfoto: Dmitry Birin / Shutterstock.com

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