Handelsstreit: China schaltet einen Gang höher und droht USA und Trump – Aktie von australischem Minenunternehmen rückt in den Fokus der Anleger

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Bislang hatte die Volksrepublik fast schon brav auf die Sanktionen der USA nur mit Vergeltungsmaßnahmen reagiert. Jetzt scheint das Reich der Mitte einen neuen Weg einzuschlagen. Wir hatten bereits vor etwas mehr als einer Woche darauf hingewiesen, dass China ein Ass im Ärmel hat. Die Volksrepublik hat die Karte „Seltene Erden“ nun rausgeholt und auf den Tisch gelegt.

Drohung ist eindeutig

Im Handelskrieg mit den USA hat China die Verknappung der Seltenen Erden ins Spiel gebracht. Ein hoher Regierungsbeamter und Kommentare der Staatsmedien machten am Mittwoch deutlich, dass China die wichtigen High-Tech-Metalle als Waffe im Handelskonflikt und im Kampf gegen das Vorgehen der USA gegen den Telekom-Riesen Huawei einsetzen könnten. „Sagt in der Zukunft nicht, wir hätten Euch nicht gewarnt“, schrieb das Parteiorgan „Volkszeitung“.

Verknappung hätte große Auswirkung für die USA

Nicht umsonst hat Donald Trump bei seinen geplanten weiteren Strafzöllen gegen China die „Seltenen Erden“ ausgeklammert. Eine Verteuerung dieser Metalle hätten wahrscheinlich sehr große Auswirkungen auf die amerikanische Industrie. Die 17 Metalle, zu denen Neodym, Lanthan und Cer gehören, werden besonders in der High-Tech-Industrie benutzt – etwa für Smartphones, Computer, Bildschirme und andere Elektrogeräte oder Windkraftanlagen und Autos. Damit wären die wichtigsten Industriezweige der USA betroffen, sollte China mit seiner Drohung ernst machen.

Die USA seien höchst abhängig von diesen Rohstoffen und wollten mit eigenen Produkten, die aus Seltenen Erden hergestellt würden, gegen Chinas Entwicklung ankämpfen und diese „unterdrücken“. „Das chinesische Volk wird das niemals zulassen“, schrieb die „Volkszeitung“. Ähnlich äußerte sich ein Sprecher der mächtigen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), der obersten Wirtschaftslenkungsbehörde, in einem Interview der „Global Times“.

China weltgrößter Produzent

China ist mit einem Anteil von 80 bis 90 Prozent der weltgrößte Produzent der Seltenen Erden. Anders als der Name vermuten lässt, sind diese Rohstoffe gar nicht so selten, doch ist ihr Abbau sehr aufwendig und sehr umweltschädlich. Damit wird schnell klar, warum China hier die klare Nummer 1 auf dem weltweiten Markt ist.

Auch die EU wäre betroffen

Lieferengpässe hätten auch starke Auswirkungen auf Deutschland und die Europäische Union. Unter anderem würden die Preise steigen. Seltene Erden stehen seit 2011 auf der Liste kritischer Rohstoffe für die EU. Die EU-Kommission spricht von einer hundertprozentigen Importquote – der Staatenverbund ist also komplett auf Quellen von außerhalb angewiesen.

Anleger schon einen Schritt weiter

80 bis 90 Prozent werden in China produziert. Die Börsianer haben sich schnell auf die Suche gemacht, woher die restlichen 10 bis 20 Prozent kommen. Dabei sind sie auf die Lynas Corporation gestoßen – ein australischer Produzent von „Seltenen Erden“. Lynas betreibt das Bergwerk Mount Weld in Western Australia und eine Aufbereitungsanlage in Kuantan, Malaysia. Sollte China sin Ass im Ärmel ausspielen, dann würde das australische Minenunternehmen davon stark profitieren, denn es würde auf einen Schlag wahrscheinlich zum größten Ansprechpartner für den Westen. So scheinen es auch die Anleger zu sehen. Die Aktie hat in den vergangenen drei Monaten um fast 40 Prozent zugelegt.

Chart Lynas 1 Jahr

Auch wenn China sein Ass nicht ausspielt, dürfte Lynas im Fokus der Anleger bleiben. Nachdem die Drohung auf dem Tisch liegt, wird die USA sicherlich versuchen ihre Abhängigkeit von China bei den „Seltenen Erden“ zu verringern.

Von Markus Weingran

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Foto: Tomasz Makowski / Shutterstock.com

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