Handelsstreit: Hat China das größte Ass im Ärmel und spielt die Volksrepublik die Karte aus?
Am 2. März 2018 begann die Fehde zwischen den beiden Großmächten mit einem Tweet von Donald Trump: „Wenn ein Land (USA) viele Milliarden Dollar im Handel mit quasi jedem Land verliert, dann sind Handelskriege gut und einfach zu gewinnen.“ Kurz darauf ließ der US-Präsident dieser Nachricht Taten folgen und stieg in den Handelskrieg zwischen den USA und China mit Strafzöllen auf Stahl und Aluminium aus dem Reich der Mitte ein.
Etwa drei Monate später, nachdem sich China nicht wirklich an den Verhandlungstisch setzen wollte, läutete Trump die nächste Runde ein: 25 Prozent auf Hightech-Importe im Wert von 50 Milliarden Dollar. Nach einigen Verhandlungsrunden gab es die nächste Ausweitung im September. Diesmal 10 Prozent auf Güter im Wert von 200 Milliarden Dollar. Mittlerweile ist dieser Satz seit kurzer Zeit auch auf 25 Prozent gestiegen.
Das scheint aber immer noch nicht zu reichen
Kurz nach der Erhöhung der bestehenden Strafzölle veröffentlichte das Amt des Handelsbeauftragten Robert Lighthizer eine weitere Liste mit möglichen Straffzöllen auf chinesische Waren. Sie zielt darauf ab, quasi alle Importe aus dem Reich der Mitte mit Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent zu belegen. Am 17. Juni soll es eine Anhörung zu dem Thema geben und über das weitere Vorgehen entschieden werden. Aber kann sich die USA diesen Schritt leisten?
China reagiert bislang nur und agiert nicht
Bislang hat die Volksrepublik den USA die Geschwindigkeit im Handelskrieg überlassen und die Aktionen der USA lediglich beantwortet. Immer wenn die USA die Zügel, in Form von Strafzöllen angezogen hat, dann hat China gekontert. So auch zuletzt. Ab kommenden Monat werden knapp 2.500 US-Produkte mit 25 Prozent Importzoll belegt. Weitere Waren sind ebenfalls betroffen, allerdings mit niedrigeren Zollsätzen. Zudem hat China große Bestellungen an Schweinefleisch storniert. Ein erster richtiger Warnschuss für Trump?
Seltene Erden und Medikamente
Wer die Liste der USA genau durcharbeitet findet zwei Ausnahmen. Seltene Erden und Medikamente. Bei allen lauten Worten möchte sich Donald Trump nämlich nicht selber ins Knie schießen. Wir schauen kurz mal auf das Verhältnis zwischen den USA und China bei seltenen Erden, die vor allen Dingen von den amerikanischen Hightech-Konzernen benötigt werden, zum Beispiel für die Produktion von Waffen, Handys, Hybridfahrzeugen, Laptops und Katalysatoren in Fahrzeugen.
Gut 70 Prozent der Förderung von Seltenen Erden kommt aus China. Die USA ist mit 80 Prozent einer der größten Importeure von Seltenen Erden aus dem Reich der Mitte. Sollte China dem Export von Seltenen Erden einen Riegel vorschieben, dann könnte dies die US-Wirtschaft erheblich treffen, da Engpässe entstehen würden. Das wiederum dürfte die Preise in die Höhe schießen lassen, da die USA gezwungen wären sich nach anderen Quellen umzuschauen.
Auf dem chinesischen Markt wird eine solche Variante bereits gespielt. Die Aktie des chinesischen Unternehmens JL MAG Rare-Earth, die nur in China gehandelt werden kann, hat in den vergangenen Tagen ein Kursplus von fast 50 Prozent eingefahren.
Das zeigt, dass dieses Szenario bei den Seltenen Erden durchaus gespielt werden könnte. Das Vorgehen der USA zeigt mal wieder, dass sie gerne ihr Vorteile nicht erwähnen. Das auf SUV-Importe auch höhere Zölle verlangt werden, als auf normale PKW wird immer wieder gerne nicht erwähnt. Ähnlich verhält es sich beim Thema Seltene Erden. Sollten die USA China zu sehr in die Ecke drängen, dann könnte die Volksrepublik ihr Ass im Ärmel ausspielen.
Von Markus Weingran
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