Lufthansa: Entscheidung zu Rettungspaket wird wegen möglicher EU-Auflagen verschoben – Höhenflug der Aktie wird gebremst

onvista · Uhr

Die Lufthansa hat die Entscheidung über das milliardenschwere Corona-Rettungspaket des Staates verschoben. Als Grund wurden am Mittwoch mögliche Auflagen der EU-Kommission genannt, welche die Drehkreuzfunktion an den Heimatflughäfen Frankfurt und München schwächen würden. Alternativszenarien müssten nun geprüft werden, hieß es in einer Pflichtmitteilung an die Börse. Eine außerordentliche Hauptversammlung wurde zunächst nicht einberufen.

Die Euphorie der Anleger wurde durch diese Nachricht gebremst. Nachdem der gesamte Airline-Sektor in den vergangenen Tagen bedingt durch die Hoffnungen auf eine doch noch stattfindende Urlaubssaison und eben das Rettungspaket für die Lufthansa extrem stark aufholen konnte, hat die Lufthansa-Aktie nach Bekanntgabe der Verschiebung einiges von ihrem Schwung verloren. Sie notiert im heutigen Handel trotzdem noch mit einem Plus von über 5 Prozent.

Fraport gibt Rückenwind, Ryanair wehrt sich

Nach eigenen Angaben haben die Wettbewerbshüter der EU-Kommission bislang noch nicht mit der Prüfung des Rettungspakets begonnen. Zu möglichen Auflagen für die Lufthansa, die die Kommission für ihre Zustimmung zum Rettungspaket verlangen könnte, machte Brüssel zunächst keine Aussagen. Aus CDU-Kreisen hatte es zuletzt geheißen, die Kommission wolle die Lufthansa zur Abgabe von Start- und Landerechten an den Drehkreuzen München und Frankfurt bewegen.

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport stärkte Lufthansa den Rücken und will mit ihr gemeinsam in den nächsten Wochen ein Gemeinschaftsunternehmen gründen. Die Lufthansa müsse als Netzwerkanbieter in Frankfurt ihren Marktanteil halten und ausbauen dürfen, erklärte Vorstandschef Stefan Schulte.

Der Billigflieger Ryanair beklagte hingegen eine massive Wettbewerbsverzerrung. Die milliardenschweren Hilfen der Bundesregierung würden den monopolähnlichen Zugriff der Lufthansa auf den deutschen Luftverkehrsmarkt weiter stärken, kritisierte die irische Fluggesellschaft. „Es ist zutiefst ironisch, dass die deutsche Regierung, die alle anderen EU-Länder über die Einhaltung der EU-Vorschriften belehrt, keine Hemmung hat, die Vorschriften über staatliche Beihilfen zu brechen, wenn es um die Lufthansa geht“, sagte Ryanair-Chef Michael O’Leary. Ryanair werde gegen dieses Beispiel „rechtswidriger staatlicher Beihilfen“ vorgehen.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Tupungato/shutterstock.com

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