Kutzers Zwischenruf: Die Börsen-Bullen sollten nicht unvorsichtig werden

Hermann Kutzer · Uhr
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Hoch lebe der Dax! In meinem Computer stapeln sich (im übertragenen Sinn) inzwischen die bullischen Analysen und Prognosen zu den Perspektiven von Wirtschaft und Börse. Obwohl ich selbst dem Lager der Optimisten angehöre, geht mir das ein bisschen zu schnell bzw. zu weit. Jedenfalls mahnt mein Bauchgefühl immer noch zur Vorsicht, zumal aus der deutschen Wirtschaft unverändert trübe Meldungen kommen. Das heißt nicht, dem Dax müsste jetzt die Luft ausgehen – zum historischen Gipfel sind es ja nur noch ein paar Klimmzüge.

Die Überraschung des Tages hat vorhin der monatliche ZEW-Indikator geliefert. Analysten hatten zwar mit einer Verbesserung gerechnet, nicht aber mit einem derartigen Sprung. Denn laut ZEW sind die Konjunkturerwartungen der Finanzexperten für Deutschland im November 2019 sehr stark angestiegen: Der neue Wert liegt bei minus 2,1 Punkten und ist damit 20,7 Punkte höher als im Vormonat! In der aktuellen Umfrage hat sich zudem die Einschätzung der konjunkturellen Lage leicht verbessert. Die Hoffnung steigt also, dass sich das internationale wirtschaftspolitische Umfeld in der näheren Zukunft verbessern wird.

Wie immer bei solchen Erhebungen stellt sich naturgemäß die Frage, ob die befragten Finanzexperten wirklich ein gutes Näschen beweisen oder (warum auch immer) die Risiken im Umfeld der Märkte falsch einschätzen. Schließlich sind diese Experten ja Berufsoptimisten.

Deshalb halte ich es für angesagt, auch die vorsichtigen Stimmen ernst zu nehmen. Ein gutes Beispiel ist die aktuelle Lagebeurteilung einer namhaften Bank: Insgesamt bleibt das Bild der geopolitischen Verkrampfungen erhalten, denen sich die Notenbanken bereitwillig stützend entgegenstellen. Das ist kein Umfeld, in dem Unternehmen eine dynamische Investitionstätigkeit entfalten und mit Zuversicht ihre Kapazitäten erhöhen. Und die von der Europäischen Zentralbank so lange ersehnte Inflationsrate von 2 % bleibt außer Sichtweite. Es kann in den kommenden Wochen und Monaten auch schnell wieder Phasen von Zweifeln an den Märkten geben, weil die konjunkturelle Dynamik zu wenig mitreißend ist. Resümee: Vorsicht bleibt geboten, aber es ist auch viel Platz für gelassene Zuversicht.

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