Kutzers Zwischenruf: Das Virus-Menetekel für die (Börsen-)Welt – Doch wir wissen nichts!

Hermann Kutzer · Uhr

Das neue Jahr ist schon wieder einen Monat alt. Die Weltwirtschaft entwickelt sich uneinheitlich, die Börsen sind leicht angeschlagen – mehr aber noch nicht. Das Virus-Menetekel bewegt uns alle, katalytisch verstärkt durch die Medien. Als Zwischenruf in einem inzwischen globalen Prozess möchte ich nur auf den Gegensatz zwischen den sich inflationär vermehrenden Coronavirus-Meldungen und dem Unwissen über die weitere Entwicklung dieser pandemischen Gefahr für die Menschheit hinweisen. Aber Stellungnahmen, Meinungen und Prognosen können nun einmal nicht abgeschottet und isoliert werden. Dessen sollte sich jeder bewusst sein, der jetzt ängstlich über sein Investment grübelt. Nur: Wir wissen nichts – warum dann aktiv werden?

Gut, wenn das auch von der Wirtschaft selbst signalisiert wird. Die Auswirkungen der Ausbreitung des Virus sind nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) noch nicht einzuschätzen. „Es ist noch deutlich zu früh, um eine seriöse Analyse über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Corona-Virus erstellen zu können“, sagte heute DIW-Präsident, Marcel Fratzscher. Wenn die Ausbreitung des Virus in China und weltweit erfolgreich eingedämmt werden kann, dann sollten sich die wirtschaftlichen Kosten in Grenzen halten.

Legt man das alles überschattende Thema einmal kurz auf die Seite, ergibt sich auch kein klares Bild. Die im Januar veröffentlichten Konjunkturindikatoren sind per Saldo gar nicht so übel, doch differenzierend und schon gar nicht für den weiteren Jahresverlauf gesichert. Immerhin hat sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum weiter verbessert. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) stieg um 1,5 Punkte auf 102,8 Zähler, wie die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel mitteilte. Analysten hatten im Mittel einen Anstieg erwartet, aber nur auf 101,8 Punkte. Das Geschäftsklima (BCI) hellte sich ebenfalls auf.

Ach ja, es gibt noch ein großes aktuelles Thema, denn nun ist es wirklich so weit: Großbritannien wird die Europäische Union in der Nacht zum Samstag endgültig verlassen. Doch der Streit um den Brexit ist damit noch nicht beendet. London und Brüssel steht eine schwere Etappe bevor. Denn erst jetzt können die Gespräche über die künftigen Beziehungen beginnen. Und dann die Handelskonflikte zwischen Trump und diversen internationalen Partnern.

Trotz allem möchte ich weiter an Gelassenheit verbunden mit Wachsamkeit appellieren. Und Sie, geschätzte Anleger, sollten sich (wenn Sie aktiv werden wollen) am aktuellen Börsengeschehen orientieren – sprich: an den Kursen. Die gehen (wie schon seit Monaten) weit auseinander. Einzelbewegungen nach beiden Seiten, je nach Nachrichtenlage, ragen aus der Tagestendenz heraus. Im Gegensatz zum langfristigen Investieren handelt man also lieber aktuelle News der Unternehmen, wird zum Stockpicker oder sogar zum extrem kurzfristigen Trader.

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