onvista Börsenfuchs: Wenn Investmentprofis an sich selbst zweifeln

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Hallo Leute! Sind die Börsianer sorglos geworden? Sieht fast so aus. Jedenfalls stellen sich jetzt einige prominente Profis, die für Stimmung und Kurse ja mitverantwortlich sind, selbstkritisch diese Frage. So zeigt sich der Verfasser des Freitagskommentars von Allianz Global Investors verblüfft: Der chinesische Aktienmarkt in Shanghai hat zu Beginn der Kalenderwoche seine Verluste seit Ausbruch des Corona-Virus (COVID-19) komplett aufgeholt. Wichtige Aktienindizes markierten neue Allzeithochs. Der Ölpreis stieg um fast 10 Prozent innerhalb der letzten beiden Wochen, während der Volatilitätsindex (VIX) seit Anfang Februar um über 20 Prozent gefallen ist. Und das alles vor dem Hintergrund zunehmend schwächerer Konjunkturdaten und der Ungewissheit über das Ausmaß von COVID-19. Sind die Marktteilnehmer also zu cool, handeln sie leichtsinnig?

Es sieht so aus, wenn man die Aktienkurse verfolgt. Denn andererseits werden die Warnungen nicht leiser. Wieso auch. Die Auswirkungen der Virus-Pandemie sind momentan noch total ungewiss und hängen von der Dauer, dem Ausmaß und der geografischen Ausbreitung ab. Zahlenvergleiche mit den SARS-Erfahrungen aus 2002/2003 signalisieren Vorsicht, denn heute ist (fast) alles anders. Daher gibt’s ein echtes Risiko, dass sich die derzeitige Mehrheitsmeinung als zu bullisch erweist: Optimisten glauben bisher, das Wachstum der Weltwirtschaft wird nur vorübergehend beeinträchtigt und erholt sich im schon im Jahresverlauf wieder: Das kann ja so kommen, ist aber wohl zu schön, um wahr zu werden.

Den Vorsichtigen unter Euch möchte ich empfehlen, bis wir klarer sehen nur mit kleinem Geld in Aktien zu gehen, aber weiter physisches Gold einzukaufen. Die kommende Woche verspricht schon deshalb spannend zu werden, weil es eine Menge wichtiger Wirtschaftsindikatoren hagelt. Die Berichtssaison der Amis hat bereits ihren Höhepunkt überschritten – circa 75 Prozent der Unternehmen konnten die Gewinnschätzungen der Analysten übertreffen! Deshalb gucken die Profis nun wieder vermehrt auf die konjunkturelle Lage in Trump-land und erhoffen sich deutliche Hinweise zu den Virus-Folgen für die Wertschöpfungskette. Bei uns in Europa wird sich die Diskussion über eine mögliche Neuausrichtung der EZB-Politik fortsetzen. Und wie immer wird der vom Münchner Ifo-Institut veröffentlichte monatliche Indikator zum Geschäftsklima Beobachtung finden (wieder abwärts?).

Was auch kommt – wer unbedingt aktiv werden will, meine Freunde, sollte weiter die Wall Street gegenüber europäischen Märkten bevorzugen. Und wer mit seinen kurz- bis mittelfristigen Depots voll erfolgreich ist, sollte über Gewinnmitnahmen nachdenken!

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