Nach Uber-Rivale Didi: Weitere US-gelistete chinesische Online-Firmen im Visier der Regierung

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Nach dem chinesischen Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing sind drei weitere jüngst in den USA an der Börse gelistete Online-Plattformen ins Visier der chinesischen Behörden geraten. Wie die Cyber-Aufsicht am Montag in Peking mitteilte, liefen Ermittlungen wegen des Umgangs mit gesammelten Daten. Es gehe um Risiken für den Schutz der Daten und öffentlicher Interessen sowie für die nationale Sicherheit, hieß es ähnlich wie bei Didi.

Betroffen sind die Lastwagen-Vermittler Yunmanman und Huochebang der Full Truck Alliance Co. sowie die Personalvermittlung Boss Zhipin. Die drei Unternehmen dürfen wie auch Didi keine neuen Kunden mehr annehmen. Die Aufsichtsbehörden in Peking sind zuletzt gegen eine ganze Reihe chinesischer Internet-Firmen vorgegangen und hatten strengere Regeln für sie angekündigt.

Am Sonntag waren chinesische AppStores angewiesen worden, keine Software mehr von Didi anzubieten. Es seien „schwerwiegende Verstöße“ im Umgang mit personenbezogenen Daten festgestellt worden. Didi teilte mit, daran zu arbeiten, seine App gemäß den Anforderungen zu korrigieren. Die bestehenden Nutzer, darunter 377 Millionen allein in China, können den Dienst weiter normal nutzen.

Didi rechnet mit Umsatzeinbußen

Der Vorstand gehe davon aus, dass die Deaktivierung der App den Umsatz in China schmälern könnte, teilte Didi am Montag mit. Analysten befürchten derweil keinen bemerkenswerten Gewinnrückgang, da die bestehende Nutzerbasis in China groß sei. Die Entfernung der App habe keine Auswirkungen für Bestandsnutzer. Didi vermittelt in China jeden Tag durchschnittlich mehr als 20 Millionen Fahrten.

Aktie unter Druck

Die Aktie des Uber-Rivalen, der auch in 16 anderen Ländern wie Australien, Brasilien, Mexiko und Russland operiert, war am Freitag um mehr als fünf Prozent gefallen, nachdem die Untersuchung bekannt worden war. Bei seinem Börsendebüt am Mittwoch waren die Papiere von Didi zunächst deutlich gestiegen, womit das Unternehmen zeitweise rund 80 Milliarden Dollar wert war. Uber bringt es zur Zeit auf eine Marktkapitalisierung von knapp 95 Milliarden Dollar.

dpa-AFX/reuters

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onvista-Redaktion: Der politische Wind in China weht nicht erst seit gestern rauer. Bevor die Corona-Krise die Welt verändert und alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, war es vor allem der US-chinesische Handelsstreit, der die Finanzmärkte in seinen Bann gezogen hat. Dieser war jedoch durch die Pandemie allerhöchstens pausiert und keines Falls vergessen. Seit ein paar Monaten ist die chinesische und auch die amerikanische Regierung jedoch wieder rigoroser in ihren politischen Handlungen geworden.

Dass die Regierung in Peking nun gegen eigene Unternehmen vorgeht, die in den USA gelistet sind, ist da kein Zufall, sondern nur ein weiterer Schachzug in dem wirtschaftlichen Kräftemessen der beiden Nationen. Langfristig ist aufgrund der neuen Gesetzesvorstöße in den USA und auch entsprechenden Aktionen aus Peking davon auszugehen, dass chinesische Unternehmen es generell schwieriger haben werden, an den amerikanischen Märkten gelistet zu sein, sollten sie nicht alle Transparenzforderungen erfüllen – etwas, gegen das die chinesische Regierung große Einwände haben dürfte.

Als Investor in chinesische Unternehmen darf man die geopolitischen Umstände also nicht außer Acht lassen. Ganz unabhängig von den wirtschaftlichen Chancen dieser Investments dürfte es in Zukunft nämlich schwieriger werden, Engagements in solche Aktien einzugehen und im Zweifel zu behalten, sollte es beispielsweise zu einem De-Listing an den US-Märkten kommen und die Unternehmen wieder in den heimischen, chinesischen Mart wechseln – an welchem sie ohnehin oft zweitgelistet sind. Ob man als europäischer Investor in Zukunft noch so einfach Zugang zu diesem Märkten haben wird, ist angesichts der wachsenden Spannungen mit dem Westen eine offene Frage.

Titelfoto: Natee Meepian / Shutterstock.com

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