Inflation: Höchster Stand seit 30 Jahren – wie lange noch nimmt der Markt Christine Lagarde das Wort „temporär“ ab?

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Sie klettert und klettert und klettert, die Inflationsrate im Deutschland. Gefühlt ist nur Reinhold Messner höher geklettert. Im November steht der höchste Stand seit fast 30 Jahren. Die Verbraucherpreise legten gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,2 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung. Eine höhere Teuerungsrate war zuletzt im Juni 1992 mit damals 5,8 Prozent gemessen worden. Im Oktober des laufenden Jahres hatte die Jahresrate noch bei 4,5 Prozent gelegen. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor.

Besonders tief mussten die Menschen in Deutschland im November erneut für Energie in die Tasche greifen. Haushaltsenergie verteuerte sich innerhalb eines Jahres um 22,1 Prozent. Den stärksten Anstieg gab es dabei bei Heizöl, dessen Preis sich binnen eines Jahres verdoppelte. Benzin kostetet 43,2 Prozent mehr als im November 2020. Auch Erdgas (plus 9,6 Prozent) und Strom (plus 3,1 Prozent) wurden teurer. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise hätte die Inflationsrate im November bei 3,4 Prozent gelegen.

Die Teuerung wird seit Monaten angeheizt von steigenden Energiepreisen im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise 2020. Zudem schlägt die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung durch. Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze, Waren und Dienstleistungen werden also tendenziell wieder teurer. Hinzu kommen Materialmangel und Lieferengpässe sowie die Einführung der CO2-Abgabe Anfang 2021.

Gegenüber dem Vormonat Oktober sanken die Verbraucherpreise im November um 0,2 Prozent. Ein wesentlicher Grund dafür war den Angaben zufolge der saisonbedingte Preisrückgang bei Pauschalreisen (minus 21,6 Prozent).

Wann reagiert die EZB?

ZB-Chefin Christine Lagarde stellte zuletzt auf der Konferenz „Reuters Next“ den Finanzmärkten für Mitte des Monats eine Orientierung über den weiteren geldpolitischen Kurs in Aussicht. Da die nächste Sitzung der EZB am 16. Dezember ist, meinte Frau Lagarde wohl auch den Termin. Da sie aber auch schon angekündigt hat, die Zinsen im kommenden Jahr nicht anzurühren, ist viel spannender was die EZB nach dem Auslaufen des Corona-Hilfsprogramm macht. Wird sie auch danach weiterhin Geld in die Märkte pumpen über ein neuen Hilfsprogramm? Die Inflation drücken würde das gerade nicht.

Der letzte Strohhalm in Sachen Erklärungen ist, dass die Inflation im November ihren Höhepunkt erreicht haben soll und danach anfängt wieder zu sinken. Allerdings glaubt aktuell niemand, dass sie im Jahr 2022 wieder nahe an die 2 Prozent – der Zielvorgabe der EZB – herankommt. Sollte die Inflationsrate im Dezember weiter anziehen, dann dürfte der EZB auch niemand mehr abnehmen, dass der Höhepunkt erreicht ist. Erst einmal dürfen wir gespannt sein, welche Erklärung Christine Lagarde nächste Woche hat.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Noska Photo / Shutterstock.com

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