Kolumne von Alexander Mayer

Aktien, Gold, Bitcoin: Es hängt an der US-Notenbank

decentralist.de · Uhr

Kommende Woche dürfte die US-Notenbank die Zinsen senken. Das Schuldenproblem der USA könnte damit entschärft werden – aber nicht gelöst. Die Auswirkungen auf die wichtigsten Anlageklassen.

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Quelle: Domenico Fornas/Shutterstock.com

Die jüngsten Berichtigungen den Arbeitsmarkt-Daten in den USA haben viel Aufregung ausgelöst. Das US-Arbeitsministerium hat die Zahl der Jobs, die in den zwölf Monaten bis März 2025 berichtet wurden, um 911.000 Jobs nach unten korrigiert. Das ist die größte Revision aller Zeiten. Durchschnittlich waren die Beschäftigungszahlen um 76.000 Stellen pro Monat zu hoch ausgewiesen.

Produzentenpreise deutlich niedriger als erwartet

Die Korrektur entspricht 0,6 Prozent der gesamten US-Arbeitskräfte. Insgesamt deuten die Daten auf eine schwächere Beschäftigungslage seit 2024 hin als bislang angenommen. Auch die Inflationsdaten zeigen leichte Anzeichen einer Abkühlung. Die Produzentenpreise sind deutlich schwächer ausgefallen als erwartet, während die Verbraucherpreise wie erwartet ausgefallen sind.

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Damit steigt der Druck auf die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), im Zuge der Sitzung am kommenden Mittwoch die nächste Zinssenkungs-Phase einzuleiten. Der Markt geht mittlerweile fest von einer Senkung aus. Prognosen sehen eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit einer kleinen Senkung, knapp zehn Prozent des Marktes gehen mittlerweile sogar von einer großen Senkung um 0,5 Prozent aus.

Was bedeutet das für die Märkte?

Global gesehen befinden wir uns bereits seit Anfang 2023 innerhalb des nächsten Liquiditätszyklus, nachdem die Federal Reserve im Jahr 2022 die Zinsen massiv erhöht und weitere geldpolitische Straffungs-Maßnahmen eingeleitet hat. Mittlerweile befinden sich 90 Prozent der Zentralbanken weltweit jedoch wieder im Zinssenkungs-Modus und auch in den USA wurde seitdem bereits viel Liquidität freigesetzt – größtenteils über fiskalpolitische Maßnahmen.

Die Verlagerung der Schuldenaufnahme in kurze Laufzeiten hat mehrere Billionen Dollar aus der Reverse Repo Facility der Fed entzogen, die dem Markt als Liquiditätsspritze gedient haben.

Aktien: steigen

Die Aktienmärkte befinden sich seit dem Bärenmarkttief im Oktober 2022 wieder in einem langfristigen Aufwärtstrend, getrieben von der Liquidität, der weiterhin auftretenden Dominanz der US-Tech-Industrie und Erwartungen an die neue Trump-Regierung auf ein regulatorisch wirtschaftsfreundlicheres Umfeld.

Eine Rezession in den USA würde den S&P 500 wahrscheinlich weniger unter Druck setzen als zunächst erwartet. Der Index weist mittlerweile eine starke Konzentration weniger Unternehmen auf, die einen Großteil der Marktkapitalisierung einnehmen und einen erheblichen Teil ihres Umsatzes auf internationaler Ebene machen. Daher war das Zoll-Chaos ein wesentlich relevanterer Faktor für die Bewertung, wie man an der Reaktion des Marktes in der Frühphase der Trump-Amtszeit gesehen hat.

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Für die Aktienmärkte ist die Liquidität schon lange ein wesentlicher Faktor für die Kursentwicklung. Überschüssiges Kapital fließt fast unabhängig von den tatsächlichen Wirtschaftsdaten in die US-Märkte. Handelsüberschüsse fließen in US-Anlagen, Sparpläne fließen in US-Aktien, US-Werte bleiben ein Anker in einem Dollar-zentrierten Finanzsystem. Daher hängt die weitere Entwicklung des Aktienmarktes ebenfalls wesentlich vom Fahrplan der Fed ab.

Gold: steigt

Der Gold-Kurs befindet sich seit Oktober 2023 in einer extremen Rally, die das lange gedeckelte Allzeithoch aus dem Jahr 2011 gesprengt hat. Der Gold-Kurs preist bereits seit längerem die wachsende Gefahr durch die US-Schuldenkrise ein. Das US-Haushaltsdefizit wird im aktuellen Hochzins-Umfeld immer größer wird und die Schuldensituation langsam, aber sicher in eine Teufelsspirale fällt.

Der Start der massiven Goldrally lag im Einklang mit der Verlagerung der Schuldenaufnahme des US-Finanzministeriums ans kurze Ende der Zinskurve im Oktober 2023. Diese fiskalpolitische Strategie hat es den USA erlaubt, sich weiterhin refinanzieren zu können, da kurzlaufende Anleihen trotz des langfristig sinkenden Vertrauens in die Stabilität des US-Haushalts vom Markt stark nachgefragt werden.

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Es beschleunigt die Schuldenkrise jedoch, da die Refinanzierung der Schulden in immer höherem Tempo stattfinden muss. Seit Mitte August ist die Gold-Rally nach einer zwischenzeitlichen Konsolidierungsphase erneut in Schwung gekommen, denn nun kommen neue Rezessionssorgen hinzu.

Gold läuft derzeit stark unter dem doppelten Narrativ des Inflationsschutzes gegen die langfristigen Auswirkungen der erwarteten geldpolitischen Antwort der Fed und als klassischer sicherer Hafen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.

Bitcoin: steigt sowieso

Bitcoin befindet sich seit Anfang 2023 ebenfalls wieder in einem Aufwärtstrend. Bitcoin als digital limitiertes und gleichzeitig sehr liquides Asset reagiert am stärksten auf eine Veränderung der Liquiditätsbedingungen. Die Zinserhöhungs-Phase und der Start des Bilanz-Abbaus der Fed im Jahr 2022 haben den Kurs in einen ausgeprägten Bärenmarkt geworfen. Der hat zu einem Kursverlust von knapp 78 Prozent vom 2021er-Hoch bis zum Bärenmarkttief geführt.

Seit dem Beginn des neuen Liquiditätszyklus Anfang 2023 konnte Bitcoin neue Hochs erreichen und profitiert ähnlich wie Gold von den wachsenden Sorgen einer systemischen Krise, die von der US-Schuldensituation ausgeht. Mittlerweile haben sich auch institutionelle Akteure im großen Stil in Bitcoin positioniert, um sich vor der erwarteten weiteren Geldmengenausweitung abzusichern.

Die Fed bleibt der entscheidende Faktor

Allerdings steht Bitcoin nun vor einem entscheidenden Punkt in seinem aktuellen Zyklus, der maßgeblich von der Federal Reserve abhängen wird. Die US-Schuldenkrise ist seit langem der Elefant im Raum, vor dem die Fed die Augen bisher offiziell verschlossen und keine Gegenmaßnahmen ergriffen hat. 

Sie wollte der Kritik der fehlenden politischen Unabhängigkeit gegenüber Washington kein Futter geben. Nun setzt der schwächer als erwartete US-Arbeitsmarkt mit wachsenden Rezessionssorgen der Fed das nächste Problem vor die Nase. Bei einer Inflation von immer noch deutlich über dem gewünschten Niveau von zwei Prozent bleibt die Argumentation für Zinssenkungen anfechtbar.

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Allerdings hat die Lage sich aufgrund der deutlich schwächer als erwartet ausgefallenen Daten insofern verändert, dass die Fed zumindest schrittweise handeln kann. Eine Zinssenkung im September ist sehr wahrscheinlich. Chef Jerome Powell wird während der anschließenden Pressekonferenz den üblichen Eiertanz aufführen und betonen, dass die Fed weiterhin datenabhängig reagieren wird und weitere Zinssenkungen entsprechend noch keine ausgemachte Sache sein werden.

Das könnte jedoch bereits reichen, um die Märkte zu beruhigen und die Erwartungshaltung festigen, dass sich die Zinsen langfristig einem niedrigeren Niveau nähern. Das dürfte der Wirtschaft Auftrieb geben und gleichzeitig die US-Schuldensituation zumindest minimal entschärfen.

Langfristig wird sich das Schuldenproblem nicht über Zinssenkungen allein lösen lassen. Weitere künstliche Liquidität wird als Antwort auf das kippende Angebot-Nachfrage-Verhältnis nach US-Staatsanleihen – vor allem am langen Laufzeitende – erforderlich sein. Und das setzt weiterhin das Fundament für einen steigenden Bitcoin-Kurs. 

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