Markt-Update: Deutsche-Börse-Zahlen reißen Anleger nicht vom Hocker, Thyssenkrupp drehen ins Minus, Bechtle leidet unter Lieferengpässen

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Nach einer bislang starken Börsenwoche und vor neuen Inflationsdaten aus den USA hat sich der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag im frühen Handel uneinheitlich präsentiert. Der Dax bröckelte nach einem festeren Start ab und notierte zuletzt nur noch 0,22 Prozent höher bei 15.516,68 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Werte drehte gar ins Minus und sank zuletzt um 0,37 Prozent auf 33.655,51 Zähler. Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone stieg hingegen um rund 0,2 Prozent.

US-Inflationsdaten im Blick

Um mehr als sieben Prozent dürften die Verbraucherpreise in den USA im Januar auf Jahressicht gestiegen sein. Die hohe Inflation schürt schon seit längerem die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen im Laufe dieses Jahres kräftig erhöht. Das kann die Refinanzierung von Unternehmen verteuern und zulasten der Gewinne gehen. Außerdem verlieren Aktien bei steigenden Renditen an den Anleihemärkten an Attraktivität.

„Die Märkte rechnen mit einem Anstieg der Jahresrate auf 7,2 Prozent“, schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners mit Blick auf die US-Inflationsdaten. „Jeder niedrigere Wert dürfte am Markt mit großer Erleichterung aufgenommen werden. Ein höherer Wert wiederum würde die Zinswende noch stärker als bisher in den Fokus rücken.“

Deutsche-Börse-Zahlen reißen Anleger nicht vom Hocker

Die jüngsten Geschäftszahlen der Deutschen Börse haben am Donnerstag für Zurückhaltung unter den Anlegern gesorgt. Zuletzt notierten die jüngst gut gelaufenen Papiere des Börsenbetreibers 0,9 Prozent tiefer bei 157 Euro. Trotz des rückläufigen Aktien- und Derivategeschäfts setzte die Deutsche Börse ihren Wachstumskurs im vergangenen Jahr fort. Der Marktplatzbetreiber profitierte vom florierenden Fondsgeschäft und der Strombörse. Auch Übernahmen trugen zum Wachstum bei, das von Analysten so erwartet wurde.

Bechtle schwächer – Jefferies: Knappe Komponenten belasten

Die Aktien von Bechtle haben sich am Donnerstag als schwächster MDax-Wert um 4,5 Prozent verbilligt. Im Januar waren die Aktien unter Druck geraten, seitdem stabilisiert sich der Kurs über der 50-Euro-Marke. Der Umsatz habe im Schlussquartal unter der Knappheit von IT-Komponenten gelitten, lautete die Ersteinschätzung des Analysten Martin Comtesse von Jefferies. Nun richteten sich die Blicke der Investoren auf die Zulieferungen im Verlauf des ersten Halbjahres. Das prall gefüllte Auftragsbuch lese sich aber gut hinsichtlich des zukünftigen Wachstums.

Thyssenkrupp drehen ins Minus

Nach anfänglichen Kursgewinnen haben die Aktien von Thyssenkrupp am Donnerstag ins Minus gedreht. Der Abschlag betrug zuletzt 2,9 Prozent auf 8,98 Euro. Damit fiel der Kurs wieder unter die 200-Tage-Linie als Indikator für den längerfristigen Trend. Nach einem sehr soliden ersten Geschäftsquartal sei die Gewinnprognose für 2021/22 „eine kleine Enttäuschung“, sagte ein Händler.

Der Industriekonzern rechnet mit einem operativen Gewinn (Ebit) von 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro. Die Markterwartung liege mit 1,75 Milliarden Euro bereits nahe dem oberen Ende dieser Spanne, so der Händler. Zudem liege der freie Mittelzufluss um fast 16 Prozent unter der Konsensschätzung.

Metro wieder über 10 Euro dank starker Quartalszahlen

Anleger haben den Quartalsbericht von Metro am Donnerstag geradezu euphorisch aufgenommen. Mit einem Aufschlag von gut neun Prozent auf 10,03 Euro setzten sich die Aktien an die Spitze des SDax der kleineren Börsenwerte. Erstmals seit fast zwei Monaten ließen sie wieder die runde Marke von 10 Euro hinter sich.

Der Umsatz des Großhändlers im Geschäft mit Hotels, Restaurants und Caterern habe im ersten Geschäftsquartal in allen Regionen prozentual zweistellig zugelegt, merkte Analyst Borja Olcese von JPMorgan in einer ersten Reaktion an. Die Profitabilität habe sich gut entwickelt und zusammen mit der Kostenkontrolle das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) angetrieben.

Pharmakonzern Astrazeneca will 2022 weiter kräftig wachsen – Aktie steigt

Der Pharmakonzern Astrazeneca hat im vergangenen Jahr dank guter Geschäfte mit seinen Arzneien und der Übernahme von Alexion deutlich mehr Umsatz erzielt. Wichtige Kassenschlager wie die Krebsmedikamente Tagrisso, Imfinzi und Lynparza legten deutlich im Vergleich zum Vorjahr zu. 2022 soll es weiter aufwärts gehen. An der Londoner Börse gewannen die Aktien am Vormittag mehr als drei Prozent hinzu,

Der Erlös stieg 2021 um 41 Prozent auf rund 37,4 Milliarden US-Dollar (32,7 Mrd Euro), wie das britisch-schwedische Unternehmen am Donnerstag in Cambridge mitteilte. Die Corona-Impfung des Konzerns steuerte knapp vier Milliarden Dollar bei, diese herausgerechnet betrug das Umsatzplus noch 26 Prozent.

Im neuen Jahr soll der Umsatz wechselkursbereinigt um einen hohen Zehnerprozent-Bereich anziehen, wobei Astrazeneca allerdings mit geringeren Umsätzen durch seinen Impfstoff rechnet.

Unter anderem wegen der Übernahme des US-Biotechnologieunternehmens Alexion sank im vergangenen Jahr der Überschuss des Konzerns deutlich. Unter dem Strich betrug der Gewinn in 2021 noch 112 Millionen Dollar, nachdem Astrazeneca im Vorjahr noch rund 3,2 Milliarden Dollar erwirtschaftet hatte.

Die bereinigten Zahlen fielen jedoch deutlich besser aus als von Analysen erwartet. Konzernchef Pascal Soriot zeigte sich dank der Alexion-Übernahme der Mitteilung zufolge zuversichtlich für das langfristige Wachstum des Konzerns. Die Anleger sollen deshalb künftig mehr Dividende erhalten. Bereits für 2021 soll es 2,87 Dollar je Aktie geben, nach 2,80 Dollar im Vorjahr. Danach soll die Ausschüttung auf 2,90 Dollar steigen.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: solarseven / Shutterstock.com

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