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dpa-AFX · Uhr
    Zähe Verhandlungen, Kommentar zu Worldline von Karin Böhmert
Frankfurt (ots) - So einfach ist dann doch nicht, ein Milliardengeschäft
loszuwerden, an dem man zudem doch noch ein Stückchen behalten will. Immerhin
hat die französische Worldline, Europas größter Zahlungsverkehrs- und
Transaktionsdienstleister und Nummer 4 weltweit, bereits bei der
milliardenschweren Übernahme der französischen Ingenico für 7,8 Mrd. Euro vor
genau zwei Jahren angekündigt, deren Zahlungsterminal-Aktivitäten abgeben zu
wollen. Nun hat Worldline inzwischen wenigstens offiziell angekündigt, zumindest
eine verbindliche Offerte des US-amerikanischen Finanzinvestors Apollo Funds
erhalten zu haben. Die späte Mitteilung überrascht insofern, als schon im Juli
vergangenen Jahres Informationen durchsickerten, der US-Investmentfonds soll als
einziger Interessent der abzugebenden Ingenico-Aktivitäten übrig geblieben sein,
während die US-Fonds Cerberus und Platinum Equity aus dem von UBS und BNP
Paribas für Worldline organisierten Verkaufsprozess ausgeschieden seien.

Das lässt auf zähe Verhandlungen schließen. Noch im Sommer wurde die Bewertung
der Aktivitäten auf 2,5 Mrd. Euro geschätzt, heute wird der faire Wert mit 2,3
Mrd. Euro angegeben. Auch einige Finanzinvestoren und Unternehmen, die im
gigantischen Übernahmepoker der vergangenen Jahre im Zahlungsverkehr
mitmischten, dürften von vorneherein für Worldline nicht in Betracht gekommen
sein, um ihre Wettbewerbsposition nicht zu gefährden. Zudem will man sich einen
Ast nicht ganz abschneiden, den man vorerst noch gut gebrauchen kann. Deshalb
sieht das vorläufige Abkommen eine strategische Partnerschaft von fünf Jahren
vor, die die Beziehungen zwischen Worldline und den dann bei Apollo liegenden
Terminalaktivitäten "zementieren" soll. Zudem will sich Worldline in deren
Sanierung und strategische Neuausrichtung einbringen und lässt sich dies mit
Vorzugsaktien versüßen, die im Erfolgsfall bis zu 900 Mill. Euro wert sein
können, zusätzlich zu den 1,7 Mrd. Euro vorweg.

Mal abgesehen davon, dass Worldline mit der Bereinigung ihre Bilanzstruktur
vereinfachen und deleveragen sowie sich besser auf ihre Kernaktivitäten
fokussieren will, schafft der Verkauf auch Freiräume für neue Akquisitionen in
Kernbereichen. Viel wichtiger aber ist, dass das Terminalgeschäft in einer Zäsur
steckt. Viele neue Bezahlverfahren erfordern eine ständige Aktualisierung der
Soft- und Hardware der Terminals. Vielen Händlern ist dies auf Dauer zu
aufwendig und teuer und sie greifen zu Lösungen per Handy oder Tablet, die ohne
Terminals auskommen.

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