IT-Firma Atos verliert nach Strategiestreit Chef - Aktie stürzt ab

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Paris/Berlin (Reuters) - Im Ringen um die Neuausrichtung der strauchelnden IT-Firma Atos nimmt Firmenchef Rodolphe Belmer seinen Hut und erschüttert damit Aktionäre.

Er werde das Unternehmen Ende September verlassen, kündigte Atos am Dienstag zum Auftakt des Kapitalmarkttages an. Am Aktienmarkt sorgte die Nachricht für Entsetzen. Das Papier brach 27 Prozent ein und fiel auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2009.

Inzwischen häufen sich die Übernahmespekulationen. Dem Abschied von Belmer, der erst zum Jahresstart das Zepter übernommen hatte, gingen langwierige Streitigkeiten mit dem Verwaltungsrat über die Strategie voran. Atos hat zuletzt mit zwei Gewinnwarnungen überrascht und in den vergangenen zwölf Monaten zwei Drittel seines Marktwertes verloren.

Atos will dem andauernden Gegenwind mit einer neuen Firmenstruktur entgegentreten und prüft die Aufspaltung in zwei börsennotierte Unternehmen. Für die Neuaufstellung will die Firma bis 2023 insgesamt 1,6 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Zur Finanzierung würden strategisch nicht wichtige Vermögenswerte im Umfang von 700 Millionen Euro verkauft, kündigte der frühere Eutelsat-Chef Belmer an. Ihm sollen zwei Chefs folgen - Nourdine Bihmane und Philippe Oliva. Beide sollen im Falle einer Aufspaltung die jeweiligen Firmen leiten.

Finanzchef Uwe Stelter hatte bereits im März überraschend seinen Rückzug bekanntgegeben. Im Mittelpunkt des Streits zwischen dem Vorstand und dem Verwaltungsrat standen Medienberichten zufolge unterschiedliche Vorstellungen für die Zukunft der Cybersicherheitssparte BDS, die als Kronjuwele von Atos gilt. Während Belmer BDS verkaufen wollte, will das Board an dem Geschäft festhalten.

Atos entwickelt Lösungen für Datenverwaltung, Geschäftsanwendungen und Cybersicherheit. Ähnlich wie T-Systems konzentrieren sich die Franzosen verstärkt auf das Cloud-Geschäft und verstehen sich als Spezialist für die digitale Transformation. Weltweit kommt Atos auf mehr als 100.000 Beschäftigte - in Deutschland sind es nach dem jüngsten Stellenabbau noch rund 9000 Mitarbeiter.

In Atos ist unter anderem die frühere Siemens-Sparte SIS aufgegangen, die der Münchner Technologiekonzern 2011 an die Franzosen verkauft hatte. Seither ist Siemens Atos-Großaktionär. Atos wiederum war jahrelang Großaktionär beim französischen Zahlungsabwickler Worldline, hat sich aber in der Nacht zu Dienstag von seiner Restbeteiligung getrennt und noch mal Anteile im Wert von 220 Millionen Euro verkauft.

(Bericht von Mathieu Rosemain und Nadine Schimroszik, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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