Deutsche Exporte sinken - US-und China-Geschäft schwächeln

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Berlin (Reuters) - Für die deutschen Exporteure hat die zweite Jahreshälfte wegen der sinkenden Nachfrage ihrer beiden wichtigsten Kunden USA und China mit einem Rückschlag begonnen.

Ihre Ausfuhren schrumpften im Juli um 2,1 Prozent zum Vormonat auf 131,3 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten sogar mit einem etwas stärkeren Rückgang von 2,3 Prozent gerechnet, nachdem es zuvor drei Anstiege in Folge gegeben hatte. Auch die Importe gaben nach, und zwar um 1,5 Prozent auf 125,9 Milliarden Euro. Sie waren zuvor fünf Monate in Folge gewachsen.

"Der Abwärtstrend beim Außenhandel ist leider unverkennbar", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. "Besonders frappierend ist, dass jetzt sogar die Nachfrage aus unserem wichtigsten Exportmarkt, den USA, nachlässt." Weltweit würden die noch immer gestörten Lieferketten, eine durch Inflation geschwächte Kaufkraft sowie teilweise immens hohe Kosten für Vorleistungen und Energie den Handel stören. Zu den globalen Logistikproblemen kämen durch die niedrigen Pegelstände in Binnengewässern wie dem Rhein weitere Transportbremsen hinzu. "Aufgrund einer nachlassenden Konjunktur, jetzt sogar in den USA und ohnehin in China, gerät die deutsche Wirtschaft zudem bei der Nachfrage unter Druck", so das Fazit des DIHK-Experten Treier.

Dem pflichten Banken-Volkswirte bei. "Deutschland bekommt mit seiner exportlastigen Industrie jeden Huster der Weltwirtschaft zu spüren", kommentierte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, die Entwicklung. "In Europa tobt ein Krieg, in Asien belasten die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Einschränkungen noch immer die wirtschaftliche Entwicklung und die Inflationsraten erreichen schwindelerregende Niveaus." Für die von Rezessionssorgen geplagte Wirtschaft bedeutet das nichts Gutes. "Der Handel ist nicht länger ein Wachstumsmotor, sondern hat sich zu einem Hemmschuh für das deutsche Wachstum entwickelt", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.

SCHLECHTE STIMMUNG

Besonders stark nahm die Nachfrage nach Waren "Made in Germany" in den USA ab, dem wichtigsten Kunden der deutschen Exportwirtschaft. Hier brachen die Ausfuhren um 13,7 Prozent zum Vormonat auf 12,3 Milliarden Euro ein. Und das, obwohl deutsche Produkte dort wegen des starken Dollar preislich attraktiver werden. Die Exporte in die Volksrepublik China sanken um 0,3 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro, während die Lieferungen nach Großbritannien um 4,6 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro abnahmen. Das Geschäft mit Russland ging wegen der Sanktionen infolge des Krieges gegen die Ukraine um 15,1 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro zurück. Gegen den Trend wuchsen die Ausfuhren in die EU-Staaten um 1,0 Prozent auf 73,4 Milliarden Euro.

Gegen eine Trendwende spricht, dass sich die Stimmung unter den deutschen Exporteuren im August bereits den dritten Monat in Folge eingetrübt hat, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Umfrage unter 2300 Unternehmen herausfand. "Die Unternehmen erwarten keine dynamische Entwicklung ihrer Exporte", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Die hohen Gaspreise und ein schwaches weltwirtschaftliches Umfeld belasten den Ausblick."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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