Europas Börsen kommen kaum vom Fleck - Anleger zum Wochenstart vorsichtig

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Frankfurt (Reuters) - Die Anleger an den europäischen Börsen haben sich zum Wochenauftakt kaum aus der Deckung gewagt.

Der deutsche Leitindex Dax notierte am Montagvormittag knapp im Plus bei 15.972 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, ebenfalls geringfügig fester bei 4346 Zählern. Nach dem überraschend robusten US-Arbeitsmarktbericht von Freitag warteten die Investoren auf weitere Impulse, die Hinweise zur Lage der globalen Wirtschaft und auf die nächsten Zinsschritte der US-Notenbank Fed geben könnten. "Zwar haben viele US-Unternehmen mit Sparprogrammen auf die sich verschlechternden Finanzierungsbedingungen und eine schwächere Nachfrage reagiert und Mitarbeiter entlassen", sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. "Noch aber spiegelt sich dieses nicht in den Daten wieder und gibt so den Anlegern weiterhin Rätsel auf, wie die Geldpolitik auf diese Entwicklung reagieren wird."

Nun standen vor allem die für Mittwoch erwarteten Inflationsdaten für Deutschland und die USA im Fokus. Diese dürften einen weiteren Hinweis darauf geben, ob weitere Zinserhöhungen der Notenbanken nötig sind. Dabei erwarten die Analysten keinen sprunghaften Rückgang der Teuerungsrate. "Der rückläufige Trend dürfte sich im April kaum fortgesetzt haben", schrieben die Experten der Helaba. "Wir rechnen bei der Gesamtteuerungsrate mit einem unveränderten Wert von fünf Prozent, die Kerninflation könnte indes leicht nachgeben, das Niveau bleibt aber hoch. Insgesamt geben die Zahlen wohl keinen Anlass, die Zinserwartungen weiter zu reduzieren."

ÖL NACH US-JOBDATEN AUF ERHOLUNGSKURS

Die starken US-Jobdaten linderten unterdessen die jüngsten Rezessionsängste. Das gab den Ölpreisen einen Schub. Die Nordsee-Sorte Brent und das US-Leichtöl WTI verteuerten sich um jeweils rund 1,5 Prozent auf 76,49 beziehungsweise 72,55 Dollar pro Barrel (159 Liter). "Die Ölpreise sind nach dem Arbeitsmarktbericht den Aktienmärkten ins Plus gefolgt", sagte Tina Teng, Analystin vom Broker CMC Markets. Dabei sei der jüngste Ausverkauf am Ölmarkt übertrieben gewesen, erklärten die Analysten von Goldman Sachs und Saxo Bank. Brent und WTI hatten die die vergangene Woche mit Rückgängen von gut fünf beziehungsweise gut sieben Prozent beendet und lagen zum ersten Mal seit November drei Wochen in Folge im Minus.

Die Hoffnung auf eine Zinspause in den USA stützte indes den Goldpreis. Das gelbe Metall verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 2022 Dollar je Feinunze. Wenn die Zinssätze steigen, investieren Anleger eher in verzinste Anlagen anstatt in Gold.

BILANZEN WEITERHIN IM FOKUS

Bei den Einzelwerten geriet Adesso nach Zahlen stark unter Druck. Die Papiere der IT-Firma fielen um 6,6 Prozent auf 128 Euro, ihren niedrigsten Stand seit knapp sechs Monaten, und waren damit Schlusslicht im Kleinwerteindex Sdax. Aus den Depots flogen auch die Aktien des Großküchenausrüsters Rational, die 1,4 Prozent verloren. Die Experten des Brokers Baader Helvea hatten die Titel auf "Reduce" nach zuvor "Add" herabgesetzt.

Gefragt waren dagegen die Aktien des niederländischen Brief- und Paketzustellers PostNL. Die Papiere gewannen in Amsterdam gut neun Prozent. Das Unternehmen verzeichnete im ersten Quartal einen kleineren Gewinnrückgang als von Analysten befürchtet. Grund seien erfolgreiche Kostsenkungen, teilte PostNL mit. Eine optimistische Jahresprognose beflügelte die Anteilsscheine von CNH Industrial, die in Mailand um gut drei Prozent zulegten. Der Hersteller von Land- und Baumaschinen erwartet 2023 einen Anstieg des Umsatzes in seiner Industriesparte um acht bis elf Prozent anstatt wie bislang von sechs bis zehn Prozent.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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