Trübere Aussichten bei Merck - Ziele gesenkt

Frankfurt (Reuters) - Eine schwächere Nachfrage nach dem Corona-Boom der Vorjahre und eine maues Geschäft mit der Halbleiterbranche belasten Merck.
"2023 bleibt ein Übergangsjahr für uns", sagte Merck-Chefin Belen Garijo am Donnerstag. "Wir sind weiter zuversichtlich, unser mittelfristiges Wachstumsziel von 25 Milliarden Euro Umsatz bis 2025 erreichen zu können." Für 2023 musste Garijo nach einem deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang im zweiten Quartal aber Abstriche bei den Jahreszielen machen.
Der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern rechnet nun mit einem Umsatz von 20,5 bis 21,9 Milliarden Euro und einem bereinigtem operativen Gewinn (Ebitda) von 5,8 bis 6,4 Milliarden. Bislang waren ein Umsatz von 21,2 bis 22,7 (2022: 22,2) Milliarden Euro und ein bereinigtes Ergebnis von 6,1 bis 6,7 (Vorjahr: 6,8) Milliarden in Aussicht gestellt worden.
Zwar profitierte Merck im zweiten Quartal von einem starken Pharmageschäft mit seiner Krebsimmuntherapie Bavencio, dem Multiple-Sklerose-Mittel Mavenclad und Kinderwunschbehandlungen. Für diese Sparte hob der Konzern deshalb sogar seine Geschäftsziele an. Doch im Laborgeschäft, das in der Corona-Pandemie von starken Geschäften mit Impfstoffherstellern beflügelt wurde, geht die Nachfrage weiter zurück. Der Pharmazulieferer Sartorius hatte deshalb schon seine Ziele gesenkt. Nach Einschätzung von DZ-Bank-Analyst Peter Spengler wird die Merck-Sparte nun auch von einem Lagerabbau bei kleineren Biopharma-Kunden belastet, Großkunden hätten damit schon früher begonnen.
Im Elektronikbereich verzögert sich zudem die erhoffte Erholung des Geschäfts für Halbleitermaterialien weiter. Merck rechnet damit nun erst 2024 statt in der zweiten Jahreshälfte. Darüber hinaus bekommt der Dax-Konzern zunehmenden Gegenwind durch negative Wechselkurseffekte zu spüren. Im zweiten Quartal fiel das bereinigte Ergebnis von Merck um fast 13 Prozent auf 1,55 Milliarden Euro. Analysten hatten allerdings einen stärkeren Rückgang auf 1,49 Milliarden befürchtet - die Aktien gehörten daraufhin mit einem Plus von mehr als drei Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. Der Umsatz sank um knapp fünf Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Merck 706 Millionen und damit fast 19 Prozent weniger als vor Jahresfrist.
Der Konzern hatte im vergangenen Oktober erklärt, dass ab 2023 auch größere Zukäufe wieder eine Option sind. Merck habe dafür einen finanzielle Kapazität von bis zu 20 Milliarden Euro. "Wir sind nicht in Eile", sagte Garijo. Es werde ein wenig Zeit brauchen, um das passende Ziel zum richtigen Preis zu finden. "Wir beobachten mehrere Ziele." Dabei habe das Life-Science-Geschäft Priorität, aber auch Deals zur Stärkung der Pharmapipeline oder zur Erweiterung des Angebots an Halbleiterchemikalien stünden auf der Agenda.
(Bericht von Patricia Weiß. Redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)