ROUNDUP: VW-Lkw-Holding Traton erwartet mehr Gewinn - Aktie fällt dennoch

dpa-AFX · Uhr

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die VW -Nutzfahrzeugholding Traton rechnet nach einem ordentlichen dritten Quartal für das Gesamtjahr mit einer besseren Gewinnentwicklung im laufenden Geschäft als bislang. Allerdings macht die Auftragslage in der Wirtschaftsflaute zunehmend Sorgen, vor allem in Europa. Den Eingang von Bestellungen für Elektro-Lkw bezeichnete Vorstandschef Christian Levin am Mittwoch in einer Telefonkonferenz gar als "nicht zufriedenstellend". Auch bei der Renditeperle Scania lief es weniger gut als von Experten erwartet. Die im SDax notierte Aktie fiel trotz der aufpolierten Jahresprognose deutlich.

Analysten hatten bei der operativen Marge für dieses Jahr bereits mit einem Wert in der oberen Hälfte der erhöhten Prognose gerechnet. Die Kommentare rund um die Situation für das europäische Geschäft könnten zudem belasten, schrieb UBS-Analyst Hemal Bhundia. Der Traton-Aktienkurs rutschte am Vormittag um vier Prozent auf 17,15 Euro ab. Zwar hat das Papier damit seit Jahresbeginn noch immer gut ein Fünftel an Wert gewonnen. Doch zwischenzeitlich war der Titel auf dem Hoch im Mai auch schon bis zu 21,44 Euro wert.

Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis soll 2023 nun 7,5 bis 8,5 Prozent vom Umsatz ausmachen, wie der Anbieter von Lastwagen und Bussen in München mitteilte. Bisher standen lediglich 7 bis 8 Prozent im Plan von Vorstandschef Levin. Beim Barmittelzufluss (Netto Cashflow) im Tagesgeschäft wird Traton ebenfalls optimistischer. Absatz- und Umsatzaussichten behält das Management bei.

In den ersten neun Monaten verkaufte Traton mit seinen Marken MAN, Scania, Navistar und VW Truck & Bus (Südamerika) 15 Prozent mehr, das waren 249 475 Fahrzeuge. Der Umsatz legte um ein Fünftel auf 34,2 Milliarden Euro zu. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis stieg auf 2,93 Milliarden Euro - mehr als das Doppelte des Vorjahreswerts. Die entsprechende Marge lag bei 8,6 Prozent und damit über der neuen Zielspanne fürs Gesamtjahr. Das auf die Aktionäre entfallende Ergebnis nach Steuern verdreifachte sich nahezu auf 1,94 Milliarden Euro.

Im dritten Quartal erzielte die schwedische Marke Scania, die den Löwenanteil der Umsätze und der Ergebnisse bei Traton ausmacht, eine bereinigte operative Marge von 11,5 Prozent. Das war weniger als in den beiden Vorquartalen und weniger als von Fachleuten erwartet, wie Levin einräumte. Die lange Zeit chronisch schwache deutsche Marke MAN, die mit ihren mittelschweren Lkw der größte Absatzbringer ist, konnte hingegen bei der bereinigten Marge gegenüber dem Vorjahreszeitraum erneut deutlich zulegen und auch etwas besser als im Vorquartal abschneiden. Traton hatte in der Sparte ein Kostensparprogramm eingeleitet.

Beim Auftragseingang im Konzern gab es weiter Rückgänge zu vermelden, die Bestellungen fielen um gut ein Viertel auf 189 611 Fahrzeuge. Im bisherigen Jahresverlauf hatte Traton vorwiegend auf eine zurückhaltende Bestellannahme verwiesen, weil der Auftragsbestand hoch sei. Das gelte für die Region Nordamerika auch weiter, hieß es.

Für den Heimatkontinent sprach der Konzern aber nun deutlicher von einer "Normalisierung" der Nachfrage. Grund seien die unsichere wirtschaftliche Entwicklung sowie erschwerte Finanzierungsbedingungen. Traton hat mit dem Zukauf der US-Truckmarke Navistar seinen Fußabdruck auf dem weltweit wichtigsten Schwerlastmarkt Nordamerika zwar ausgebaut, hat aber immer noch ein stärkeres Gewicht in Europa.

Die Bestellungen für Elektro-Lkw seien noch "nicht zufriedenstellend", sagte Levin in einer Telefonkonferenz. Im dritten Quartal erhielt der Konzern 649 Aufträge für Elektrofahrzeuge insgesamt. Zudem habe der Konzern Probleme bei der Belieferung mit Batteriezellen durch die schwedische VW-Beteiligung Northvolt gehabt.

Traton setzt stärker als etwa Rivale Daimler Truck auch im Schwerlastverkehr künftig auf batterieelektrische Laster, während die Schwaben sich vergleichsweise mehr bei der Entwicklung von Wasserstoffantrieben für die Langstrecke engagieren.

"Unsere Produkte sind marktreif, unsere Fabriken werden für den Hochlauf der E-Mobilität fit gemacht", sagte Levin. "Jetzt brauchen wir einen raschen Ausbau der Ladeinfrastruktur und der grünen Energie - und dafür die volle Unterstützung von Verwaltung und Politik"./men/mne/mis

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