So bekommst du deine Auslandsdividenden zurück
Auf Dividenden ausländischer Aktien wird meist eine Quellensteuer fällig. Du hast das Recht, dir einen Teil davon zurückzuholen. Das kann aber kompliziert werden. Eine Anleitung.

Wenn es um die Dividenden geht, können deutsche Aktien oft nicht mit denen aus dem Ausland mithalten. Wenn du etwa Aktionär des norwegischen Energiekonzerns Var Energi bist, konntest du dich in der letzten Auszahlung über eine satte Dividende von 14,5 Prozent freuen. Für keine deutsche Aktie wird auch nur ansatzweise so viel Dividende gezahlt. Vor einem Jahr zahlten die Norweger sogar fast 19 Prozent.
Doch es gibt einen Haken: So wie in den meisten Ländern musst du in Norwegen eine Quellensteuer zahlen, die bei 25 Prozent liegt. Bevor die Dividende also in deine Tasche wandert, musst du einen Teil abgeben.
Bei Var Energi Aktie bleiben von jedem Euro Dividende 25 Cents in Norwegen. Weitere 10 Cents werden für die bereits verrechnete Abgeltungssteuer in Deutschland fällig. Hinzu kommen der Solidaritätszuschlag und die Kirchensteuer mit über einem Cent. So bleiben rund 64 Cents übrig.
Dein Freistellungsauftrag kann zwar nicht verhindern, dass dir die Steuer im Ausland abgezogen wird. Doch glücklicherweise kannst du dir die zu viel gezahlte Quellensteuer trotzdem zurückerstatten lassen. Das geht, weil Deutschland mit den meisten Ländern Abkommen abgeschlossen hat, welche die Doppelbesteuerung ausschließen. Deswegen kannst du dir die Differenz zwischen den zwei Quellensteuersätzen zurückholen.
In vielen Ländern kompliziert
In Norwegen liegt die Differenz bei zehn Prozent, in anderen Ländern lohnt es sich sogar noch mehr, weil die Quellensteuer höher ist. In Frankreich, Schweden und den USA liegt die Quellensteuer bei 30 Prozent, womit es 15 Prozent zurückgibt. Wie du dabei vorgehen musst, um die Steuer zurückzuholen, ist sehr unterschiedlich.
Bei US-Aktien ist das unkompliziert, weil hier die Quellensteuer automatisch bei deinem Depot mit der deutschen Steuer verrechnet wird. Du musst dich also um nichts kümmern und zahlst keinen Cent zu viel. Ganz anders ist es jedoch in Ländern wie Frankreich, der Schweiz, Schweden oder eben Norwegen.
So geht's in Norwegen
Dort kann man sich die Quellensteuer bis zu fünf Jahre nach dem Auszahlungsjahr der Dividende zurückerstatten lassen. Der Vorgang ist etwas kompliziert, doch zumindest auf einer offiziellen Seite übersichtlich erklärt: Erst musst du ein Konto für den digitalen Dialog mit den norwegischen Behörden auf dieser Seite eröffnen. Dann musst du deine deutsche Steuernummer angeben und die Belege für die Dividendenzahlungen von deiner Bank hochladen.
Die findest du in der Regel in deinem Postfach. Dazu kommt ein Nachweis des Wohnsitzes in Deutschland, den du bei deinem Finanzamt per Post anfragen kannst. Danach kannst du die Anfrage hochladen. Aufgrund eines hohen Aufkommens an Anfragen kann es bis zu 24 Monate dauern, bis du dein Geld wiedersiehst. In der Regel überweisen die Behörden es dir dann einfach an das angegebene Konto.
Kompliziert: Erstattungen aus Frankreich
Komplizierter wird es mit Dividenden aus Frankreich. Hier musst du dieses Formular ausfüllen und deinen Wohnsitz nachweisen. Das Problem: Du musst noch die Auszahlung der Dividende nachweisen, wobei die französischen Behörden den Nachweis deiner Depotbank nicht anerkennen.
Das gilt auch für die eigentlich praktische Möglichkeit, die Rückerstattung bereits vor der Dividendenausschüttung zu beantragen, womit die französischen Behörden direkt nur den ermäßigten Steuersatz einbehalten.
Doch die Behörden fordern eine Bestätigung der französischen Institution, die die Dividende ausgezahlt hat. Das ist für Privatanleger jedoch nicht möglich. Auf eigene Faust ist es also scheinbar unmöglich, die Steuererstattung zu erhalten. Wenn du das dennoch unbedingt versuchen willst, wende dich am besten an einen Steuerberater oder deine Depotbank.
Die Schweiz macht es einfach
Wesentlich einfacher läuft es mit der Quellensteuer in der Schweiz. Hier musst du über ein Online-Portal deine Aktien eintragen und ihren Besitz über ein Kaufdokument nachweisen. Danach musst du einen Nachweis der Dividendenzahlung deines Brokers hochladen. Jetzt musst du das Dokument ausdrucken und dir deinen Wohnsitz durch dein Finanzamt bescheinigen lassen.
Hast du die Bescheinigung, muss diese nur noch an eine Schweizer Adresse verschickt werden, die dir im Portal angezeigt wird. Mit der Überweisung kann es dann etwas dauern und eine Gebühr für den Wechsel von Franken in Euro wird fällig. Doch dein Geld kommt sicher an.
In Italien ist es hoffnungslos
Für die Rückerstattung der Quellensteuer in Italien ist viel Schreibarbeit nötig. Bei den Nachweisen der Dividendenzahlung sind die italienischen Behörden zwar flexibel, doch das Formular, das du für die Rückerstattung ausfüllen musst, ist schwer verständlich und mehrdeutig. Zudem musst du den Beamten selbst vorrechnen, wie viel Geld du zurückerhalten willst. Hast du das hinter dir gelassen, fehlt dir nur noch der Nachweis des Wohnsitzes, den du bereits vom Finanzamt erhalten hast.
Hohe Gebühren bei Bankenservice
Wer sich all das sparen will, hat noch weitere Möglichkeiten. Zum einen bieten einige Depotbanken an, die Quellensteuer in deinem Namen zurückzuholen oder dich vorab von der Quellensteuer zu befreien. Das kann dir wie im Fall französischer Dividenden zwar viel Arbeit ersparen, doch bieten nicht alle Depotbanken diesen Service an.
Falls doch, kostet es dich meistens Gebühren für den aufwändigen Service. Die variieren meist von Land zu Land. Um eine Quellensteuerzahlung aus Frankreich zurückzuholen, verlangt die ING etwa 50 Euro pro Antrag und dann noch einmal 71,50 Euro an Fremdgebühren. Diese Kosten übertreffen die Rückerstattungsansprüche der meisten Privatanleger, womit sich der Service oft nicht lohnt.
Rückerstattung mit Hilfe
Es gibt allerdings eine Alternative, mit dem du die Rückerstattung wesentlich günstiger in andere Hände geben kannst. Das kann sich insbesondere dann lohnen, wenn du Dividenden in niedriger Höhe aus mehr als einem Land erhältst. Das Start-up Divizend hat sich darauf spezialisiert, verlorene Steuerzahlungen aus aller Welt für seine Kunden zurückzuholen.
Dafür musst du aber bereit sein 17,5 Prozent der Erstattungssumme an Divizend abzugeben – und das vorab. Wenn es dann mit der Rückerstattung aus irgendeinem Grund nicht klappt, erhältst du dein Geld allerdings wieder, verspricht das Unternehmen.
Um das Verfahren mit dem Angebot zu starten, kannst du eine Schnittstelle zu deinem Depot freigeben oder deine Dividenden manuell eingeben. Im Verfahren regelt Divizend dann deine Behördenkommunikation.
Natürlich musst du einige Dinge noch selbst übernehmen. Dabei unterstützt Divizend mit Musterformularen und Anschreiben. Du musst sie dann nur noch abschicken.
Derzeit bietet das Start-up Erstattungen für Frankreich, Österreich, Spanien, Schweden, die Schweiz und einigen anderen Ländern. Nun stellt sich das Unternehmen auch der letzten Herausforderung: Aktuell können sich Aktionäre italienischer Unternehmen vorab für die Rückerstattung von Dividenden registrieren.