SPD räumt bei Deutschlandticket-Kompromiss Verstoß gegen Koalitionsvertrag ein

Berlin (Reuters) - Die SPD wirbt intern für den Kompromiss zur Fortführung des Deutschlandtickets, räumt aber Abweichungen vom schwarz-roten Koalitionsvertrag ein.
"Wir wissen, dass die Preiserhöhung nicht alle zufriedenstellt. Wir hatten im Koalitionsvertrag etwas anderes verabredet", heißt es in einem Reuters am Montag vorliegenden Brief der beiden SPD-Politiker Armand Zorn und Isabel Cademartori an ihre Bundestagsfraktion. "Dennoch ist der Kompromiss zu diesem Zeitpunkt wichtig, um dem Deutschlandticket eine langfristige Perspektive zu geben."
Der Fahrschein, mit dem man bundesweit den Nahverkehr nutzen kann, soll ab 2026 fünf Euro teurer werden und dann 63 Euro pro Monat kosten. In den Jahren danach wird es weitere Erhöhungen geben, die an einen Index zu den wichtigsten Kostenanteilen gekoppelt sein sollen. Vor diesem Hintergrund hatten sich Bund und Länder vergangene Woche auf die staatliche Förderung bis 2030 geeinigt. Beide Seiten sollen pro Jahr jeweils 1,5 Milliarden Euro geben. Das seien 15 Milliarden Euro in den kommenden fünf Jahren. Damit sei die Unsicherheit überwunden, so die SPD-Politiker. Jetzt könne das Ticket stärker auf die Bedürfnisse der Kunden angepasst werden, etwa Auszubildende.
Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung hatten Union und SPD vereinbart, am Deutschlandticket über 2025 hinaus festzuhalten: "Dabei wird der Anteil der Nutzerfinanzierung ab 2029 schrittweise und sozialverträglich erhöht." Von einer Preiserhöhung ab 2026 war dort keine Rede.
(Bericht von Christian Krämer. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)