KI-Müllwagen in Reutlingen: Wer falsch trennt, zahlt drauf

dpa-AFX · Uhr
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REUTLINGEN (dpa-AFX) - Windeln, Batterien, Plastiktüten - so etwas gehört nicht in die Biotonne. Seit einigen Monaten fahren deshalb durch Reutlingen Müllwagen, die innen und außen mit Kameras und Sensoren ausgestattet sind. Die Mission: Störstoffe in Biotonnen entdecken. Die Bilanz: Trotz Aufklärung und vielen Gesprächen sind nicht alle Bürger und Haushalte willig, den Biomüll richtig zu trennen. Auf sie kommen hohe Kosten zu.

Unverbesserliche gibt es immer

Rund 120 Menschen haben laut Stadt einen Bußgeldbescheid in Höhe von jeweils 105 Euro erhalten, eine Handvoll klagt dagegen. Weil sich keine Verbesserung einstellte, werden seit einigen Monaten außerdem rund 50 Biotonnen von Mehrfamilienhäusern und Wohnanlagen regelmäßig zum Nachsortieren gefahren. Eine Sonderleerung kostet dabei zwischen 65 Euro und 84 Euro, je nachdem wie groß die Tonne ist.

Böses Erwachen mit der Endabrechnung

Die Hausverwaltungen dieser Einheiten wiesen regelmäßig darauf hin, dass die Sonderleerungen ein teurer Spaß seien, sagt Dirk Kurzschenkel, Leiter der Technischen Betriebsdienste in der 130.000-Einwohner-Stadt. Mit der nächsten Endabrechnung würden sie voraussichtlich aus allen Wolken fallen. "Die Rechnungen kommen jetzt schon fortlaufend an die Hausverwaltung, die sammeln das. Im Sommer des Folgejahres wird die Spitzabrechnung gemacht. Das heißt, das große Erwachen wird dann im Sommer des nächsten Jahres für einige kommen", sagt Kurzschenkel mit Blick auf die Bewohner.

Von Januar bis Mitte April ging die Quote der reklamierten Tonnen laut Stadt von 21 Prozent auf unter sieben Prozent runter. "Seit Ende April sind die Reklamationen auf 3 Prozent gesunken", berichtet Kurzschenkel.

KI-basierte Kameras entdecken Plastik

Die Detektionssysteme an den Reutlinger Müllwagen sind mit KI-basierten Kameras ausgestattet und können Fremdstoffe teilweise bereits vor, spätestens jedoch während des Schüttvorganges erkennen. Zu Fremdstoffen zählt etwa Plastik. Alles, was nicht zu Bio gehört, erkennt die KI und macht davon auch Fotos. Insofern werde es für die Kläger schwierig werden, gegen die Bußgeldbescheide vorzugehen, weil Fotos existierten, sagte Kurzschenkel.

Über das Ergebnis der KI-Analyse informierten Mitarbeiter der Technischen Betriebsdienste die Bürger fortlaufend mit Hinweisen. Und zwar mit an der Biotonne angebrachten Aufhängern. Richtig befüllte Tonnen erhielten einen grünen Aufhänger, der das korrekte Sammeln bestätigte. Falsch befüllte Behälter bekamen einen gelben Aufhänger. Das bedeutete: Hier ist noch Verbesserungsbedarf. In dieser Phase wurden die Tonnen noch geleert.

Wenn die KI Plastik und sonstige Störstoffe jetzt noch im Biomüll feststellt, folgt noch ein roter Zettel. Die Tonne bleibt ungeleert stehen. Betroffene Haushalte müssen diese dann von Hand nachsortieren und zur nächsten regulären Leerung bereitstellen oder eine Sonderleerung beauftragen./tat/DP/zb

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