Europäische Banken wollen Euro-Stable-Coin einführen

Frankfurt (Reuters) - Ein Konsortium aus neun europäischen Banken, darunter die niederländische ING und die italienische UniCredit, gründet ein neues Unternehmen zur Einführung eines an den Euro gekoppelten Stable-Coin.
Mit diesem Schritt wollen die Institute den von den USA dominierten Markt für digitale Währungen erschließen, wie sie am Donnerstag mitteilten. Das neue Unternehmen soll seinen Sitz in Amsterdam haben, sagte ein Sprecher der ebenfalls beteiligten DekaBank. Die Einführung des Stable-Coins wird für die zweite Hälfte des kommenden Jahres erwartet. Die Banken, darunter auch die österreichische Raiffeisen Bank International, versprechen sich von dem digitalen Token schnelle und kostengünstige Zahlungen und Abwicklungen.
Die Initiative der Geschäftsbanken steht im Kontrast zur Haltung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Stable-Coins eher skeptisch gegenübersteht. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte im Juni vor europäischen Politikern erklärt, dass solche Digitalwährungen Risiken für die Geldpolitik und die Finanzstabilität darstellten. Sie drängte stattdessen auf eine EU-Gesetzgebung zur Einführung eines digitalen Euro. Einige Geschäftsbanken haben sich jedoch gegen die Pläne für einen von der Zentralbank ausgegebenen digitalen Euro ausgesprochen - unter anderem, weil sie Geschäftseinbußen befürchten.
Bei Stable-Coins handelt es sich um digitale Token, die an eine traditionelle Währung wie den US-Dollar oder den Euro gekoppelt sind, um einen konstanteren Wert zu gewährleisten und große Börsenschwankungen zu vermeiden. Sie werden für digitale Zahlungen und grenzüberschreitende Transaktionen genutzt, insbesondere in Schwellenländern, sowie zur Stabilisierung des Handels mit sonst volatilen Kryptowährungen. "Wir tragen dazu bei, den Bedarf an einer vertrauenswürdigen, regulierten Lösung für Zahlungen und Abwicklungen auf der Blockchain zu decken", sagte die Strategiechefin von UniCredit, Fiona Melrose. "Damit ebnen wir den Weg für einen neuen Standard im Bereich digitaler Vermögenswerte, der Europas Wachstum und finanzielle Souveränität unterstützen wird."
USA DOMINIEREN
Der Markt für Stable-Coins wird bislang fast vollständig vom US-Dollar dominiert. Von einem weltweiten Emissionsvolumen von fast 300 Milliarden Dollar entfielen kürzlich veröffentlichten Zahlen der italienischen Zentralbank zufolge Umrechnungen zufolge nur 620 Millionen Dollar auf an den Euro gekoppelte Stable-Coins. Der gesamte Börsenwert von Krypto-Vermögenswerten liegt weltweit bei vier Billionen Dollar. Ein 2023 von der französischen Bank Societe Generale eingeführter Euro-Stable-Coin fand bislang kaum Verbreitung.
An dem neuen Projekt sind auch Banca Sella, KBC, Danske Bank, SEB und Caixabank beteiligt. Die Initiative sei offen für weitere Teilnehmer, hieß es. Ein Vorstandsvorsitzender für das Unternehmen solle in Kürze bestimmt werden.
(Bericht von Tom Sims, Tommy Reggiori Wilkes und Valentina Za; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Olaf Brenner; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)