Hamas lässt verbliebene israelische Geiseln frei

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(Neue Einzelheiten)

- von Alexander Cornwell und Nidal al-Mughrabi und Andrew Mills

Jerusalem/Kairo (Reuters) - Nach mehr als zwei Jahren in Geiselhaft der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen sind die 20 letzten noch lebenden Israelis frei.

Im Gegenzug entließ Israel am Montag fast 2000 palästinensische Gefangene, darunter 250 wegen schwerer Straftaten Verurteilte. US-Präsident Donald Trump würdigte die Entwicklung bei einer Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset, als einen entscheidenden Schritt zur Beendigung des zweijährigen Gaza-Krieges. Das israelische Militär bestätigte, nach der Übergabe durch das Rote Kreuz alle als lebend geltenden Geiseln aufgenommen zu haben. Auf dem "Platz der Geiseln" in Tel Aviv löste die Nachricht Jubel und emotionale Szenen aus.

Trump, auf dessen Initiative das Abkommen zustande gekommen war, erklärte in seiner Rede, ein "langer Alptraum" sei für Israelis und Palästinenser vorbei. "Der Himmel ist ruhig, die Waffen schweigen, die Sirenen sind still und die Sonne geht über einem Heiligen Land auf, das endlich in Frieden ist", sagte der US-Präsident. Nun sei es an der Zeit, die militärischen Erfolge gegen Terroristen in Frieden und Wohlstand für den gesamten Nahen Osten umzumünzen. Als Zeichen der Anerkennung kündigte Knesset-Präsident Amir Ohana an, Israel werde Trump für den Friedensnobelpreis 2026 vorschlagen. Für den Nachmittag war ein Gipfeltreffen mit mehr als 20 Staats- und Regierungschefs im ägyptischen Scharm el-Scheich geplant, um über die nächsten Schritte zu beraten.

An dem Treffen nahm auch Bundeskanzler Friedrich Merz teil. Auf der Plattform X mahnte der Kanzler, dass nun auch die sterblichen Überreste der getöteten Geiseln an ihre Angehörigen übergeben werden müssten. Zugleich betonte der Kanzler: "Dieser Tag ist ein Anfang: der Beginn von Heilung und ein Schritt auf dem Weg zu Frieden im Nahen Osten." Nach seiner Ankunft in Scharm El-Scheich sagte Merz vor Journalisten, er wolle das Treffen auch dazu nutzen, um mit Trump über das weitere Vorgehen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu sprechen. Auch dieser Krieg müsse beendet werden, und Trump müsse auch hier seinen Einfluss geltend machen, sagte der Kanzler.

DEUTSCHLAND WILL BEIM WIEDERAUFBAU HELFEN

Großbritannien ist bereit, bei der Überwachung einer Waffenruhe im Gazastreifen und der Entwaffnung der Hamas zu helfen. "Wir, das Vereinigte Königreich, stehen bereit, unsere Rolle voll zu spielen", sagte Premierminister Keir Starmer in Scharm el-Scheich. Merz hat eine Beteiligung der Bundeswehr bei der Friedenssicherung im Gazastreifen ausgeschlossen. Deutschland will sich aber am Wiederaufbau des palästinensischen Küstengebiets beteiligen. Bundesaußenminister Johann Wadephul forderte die Palästinenser im Deutschlandfunk auf, sich von der Hamas zu befreien. Dies liege in deren ureigenem Interesse.

Die Freilassungen lösten auf beiden Seiten tief bewegende Reaktionen aus. Fernsehbilder zeigten befreite Geiseln, die auf dem Weg in ein Krankenhaus aus ihren Fahrzeugen winkten. "Ich bin so aufgeregt. Ich bin voller Glück", sagte Viki Cohen, die Mutter der Geisel Nimrod Cohen. Das Abkommen sieht auch die Übergabe der Leichen von 26 getöteten Geiseln vor, über den Verbleib zweier weiterer Toter war zunächst nichts bekannt. Im Gazastreifen wurden die aus israelischer Haft entlassenen Palästinenser ebenfalls von Menschenmengen empfangen. "Ich hoffe, dass diese Bilder das Ende dieses Krieges sein können", sagte der 57-jährige Palästinenser Emad Abu Dschudat aus Gaza-Stadt. 154 freigelassene Häftlinge wurden nach Ägypten abgeschoben.

32 "BANDENMITGLIEDER" IM GAZASTREIFEN GETÖTET

Jedoch bleiben erhebliche Hindernisse für eine dauerhafte Lösung bestehen. Dazu gehören die künftige Verwaltung des Gazastreifens und das Schicksal der Hamas, die eine Entwaffnung vor der Gründung eines palästinensischen Staates ausschließt. Dem Abkommen waren einem palästinensischen Vertreter zufolge direkte Treffen von Trumps Gesandten mit Unterhändlern der Hamas vorausgegangen. Nach dem Rückzug der israelischen Armee töteten Hamas-Kämpfer zudem 32 Mitglieder einer von ihnen als "Bande" bezeichneten Gruppe in Gaza-Stadt. Dies unterstreicht die Sorge Israels vor einem Fortbestehen der Hamas-Herrschaft.

Der Krieg hatte am 7. Oktober 2023 mit einem Angriff der Hamas auf Israel begonnen, bei dem 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln verschleppt wurden. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden im Gazastreifen wurden bei den anschließenden israelischen Militäroperationen mehr als 67.000 Palästinenser getötet. Große Teile des Küstengebiets sind zerstört, und die meisten der 2,2 Millionen Einwohner sind obdachlos. Das Abkommen soll auch die humanitäre Lage verbessern. UN-Hilfskoordinator Tom Fletcher forderte, dringend erforderliche Unterkünfte bereitzustellen, Treibstoff zu liefern sowie die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten massiv auszuweiten.

(Mitarbeit Andrew Mills, Steven Scheer and Alexander Cornwell in Jerusalem, Pesha Magid, Nidal al-Mughrabi in Kairo, Evelyn Hockstein an Bord der Air Force One, Jana Choukeir, Ahmed Elimam und Tala Ramadan in Dubai, Howard Goller in New York, Steve Holland in Washington und Michelle Nichols bei den Vereinten Nationen; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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