Grenzkonflikt im zwischen Kambodscha und Thailand weitet sich aus
Bangkok/Phnom Penh, 09. Dez (Reuters) - Die Kämpfe zwischen Thailand und Kambodscha haben sich am zweiten Tag in Folge ausgeweitet und auf neue Grenzabschnitte übergegriffen.
Die beiden südostasiatischen Länder machten sich gegenseitig für die Zusammenstöße verantwortlich und warfen sich vor, Wohngebiete zu beschießen. Beide Seiten zeigten sich unnachgiebig. "Wir können jetzt nicht aufhören", sagte der thailändische Ministerpräsident Anutin Charnvirakul. Der einflussreiche frühere kambodschanische Staatschef Hun Sen sagte, sein Land habe sich 24 Stunden an einen Waffenstillstand gehalten, bevor es zum Gegenangriff übergegangen sei. Sein Land sei dazu gezwungen, um sein Territorium zu verteidigen, schrieb er auf Facebook.
Das thailändische Militär teilte mit, seine Panzer hätten einen Kasino-Komplex an der Grenze beschossen, den die kambodschanische Armee als Feuerstellung und Waffenlager genutzt habe. Zudem hätten Kampfjets den zweiten Tag in Folge Luftangriffe geflogen. Das kambodschanische Verteidigungsministerium teilte mit, seit Montag seien neun Zivilisten getötet und 20 weitere schwer verletzt worden. Thailändischen Angaben zufolge starben drei Soldaten, 29 weitere Menschen wurden verletzt. Beide Staaten gaben an, Tausende Menschen aus den betroffenen Regionen entlang der 817 Kilometer langen Grenze evakuiert zu haben.
Die Kämpfe sind die heftigsten seit einem fünftägigen Schlagabtausch mit Raketen und schwerer Artillerie im Juli. Bei diesen schwersten Zusammenstößen der jüngsten Vergangenheit waren mindestens 48 Menschen getötet und 300.000 vertrieben worden, bevor US-Präsident Donald Trump einen Waffenstillstand vermittelte.
Die Spannungen hatten zugenommen, seit Thailand im vergangenen Monat Deeskalationsmaßnahmen ausgesetzt hatte. Diese waren auf einem von Trump vermittelten Gipfel vereinbart worden und umfassten den Abzug von Truppen und schweren Waffen. Anlass für die Aussetzung war die Verstümmelung eines thailändischen Soldaten durch eine Landmine, die nach Angaben Bangkoks von Kambodscha gelegt worden war. Die Regierung in Phnom Penh weist den Vorwurf zurück.
Die beiden Länder streiten seit mehr als einem Jahrhundert um die Souveränität an nicht markierten Abschnitten entlang ihrer Grenze. Diese wurde 1907 von Frankreich kartiert, als es Kambodscha als Kolonie beherrschte.
(Bericht von Panarat Thepgumpanat und Reuters-Büro in Bankok; Bearbeitet von Philipp Krach und Scot W. Stevenson; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

