Dax: Heute wird gefeiert – Trump und Xi Jinping sorgen für grandiosen Wochenstart

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Entspannungszeichen im US-Handelskonflikt mit China sowie im EU-Haushaltsstreit mit Italien haben dem deutschen Aktienmarkt zu einem furiosen Start in die neue Woche verholfen. Der Dax legte im frühen Handel ordentlich zu und stieg um 2,62 Prozent auf 11.555,36 Punkte. Damit konnte der Leitindex die charttechnisch wichtige Hürde von 11.400 Punkten endlich knacken. In der Vorwoche war er daran dreimal gescheitert.

USA und China wollen miteinander reden

Anlässlich des G20-Gipfels in Buenos Aires machten die Regierungschefs von USA und China einen ordentlichen Schritt aufeinander zu und wendeten eine weitere Eskalation im Handelsstreit vorerst ab. Nach dem Abendessen von Donald Trump und Xi Jinping teilten beide Seiten mit, dass neue Verhandlungen aufgenommen werden, um eine Lösung zu finden. Trump twitterte am Sonntag Abend, dass China eingewilligt habe, Zölle auf Autoimporte aus den USA zu senken und zu beseitigen. Gegenwärtig liegt der Zollsatz bei 40 Prozent.

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Experten bleiben skeptisch

Die Devisenexperten der Commerbank kommentieren das Geschehene nüchterner: Das Ergebnis von Buenos Aires sei wohl das bestmögliche gewesen. Amerikas Gegner im Handelskonflikt hofften darauf, dass Trump zu einer ähnlichen Lösung wie im NAFTA-Rahmen bereit sei: „minimale Zugeständnisse der Gegenseite, die er seiner Anhängerschaft als Erfolg verkaufen kann. Darauf deutet die kurze Verhandlungsperiode hin, die nach US-Interpretation Teil der US-chinesischen Vereinbarung vom Wochenende ist: 90 Tage.“ In so kurzer Zeit seien die grundsätzlichen Probleme aber nicht zu lösen, glauben die Commerzbank-Fachleute. „Es riecht also wieder nach oberflächlichem Kompromiss. Doch bleibt auch das Risiko bestehen, dass in 90 Tagen der Wind wieder anders weht und es doch auf Eskalation hinausläuft.“

Italien nun doch kooperativ

Auch die Verhandlungen zwischen Italien und der EU laufen aktuell in die richtige Richtung. Italien weicht von seinem Konfrontationskurs ab und will offensichtlich eine weitere Eskalation in diesem Jahr vermeiden. Die Hoffnung der Italiener besteht, so vielleicht sogar das Defizitverfahren umgehen zu können. „Das negative Wachstum der italienischen Wirtschaft im 3. Quartal legt jedoch das eigentliche Problem Italiens offen. Italien benötigt dringend strukturelle Reformen. Aktuell erscheinen alle Wachstumsannahmen der italienischen Regierung extrem ambitioniert“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.

VW, BMW & Co gewinnen

Von der aktuellen Entspannung zwischen den beiden Weltmächten profitiert aus Branchensicht der Automobilsektor. Die Aktien von Daimler, BMW und Volkswagen besetzen mit starken Kursgewinnen zwischen 4,8 und 6,2 Prozent die vorderen Positionen im Dax. Im MDax verbuchen die Anteilsscheine der Autozulieferer Schaeffler, Rheinmetall, Dürr und Hella Kursaufschläge zwischen 6,0 und 7,7 Prozent.

Noch besser lief es nur für den Halbleiterhersteller Infineon, der sich mit einem Plus von 6,59 Prozent die Pole-Position im Dax sichert und somit auf ein neues Hoch seit Oktober schossen.

VW mahnt zur Vorsicht

Bei Volkswagen blickten die Aktionäre angesichts der starken Branchenzahlen über verschiedene kritische Nachrichten hinweg. Laut „Financial Times“ warnte VW-Compliance-Chefin Hiltrud Werner davor, dass Volkswagen wegen der weltweit vielen Klagen zum Diesel-Skandal vor dem schwersten Jahr der Unternehmensgeschichte stehe. Darüber hinaus könnte die Dieselaffäre für VW in Deutschland noch teurer werden. Laut einem Bericht der „Bild am Sonntag“ droht dem Autobauer ein neues Bußgeldverfahren, nachdem die Staatsanwaltschaft Braunschweig bereits im Juni ein Bußgeld von 1 Milliarde Euro verhängt hatte. Trotz dieser Nachrichten kann die VW-Aktie einen Gewinn von 4,9 Prozent verbuchen.

BASF sucht Partner

Chemiekonzern BASF erwägt Kreisen zufolge eine milliardenschwere Kooperation mit dem Finanzinvestor CVC. Bloomberg berichtete, dass über mögliche Verbindungen der jeweiligen Bauchemie-Bereiche verhandelt wird, um einen Anbieter von Fugenmassen und Dichtstoffen im Wert von bis zu 6 Milliarden Euro zu schaffen. BASF-Titel gewannen 4 Prozent an Wert.

Lufthansa schwimmt gegen den Strom

Entgegen dem starken Dax-Trend ging es für die Lufthansa-Aktien mit minus 1,58 Prozent nach unten. Sie litten unter den massiv gestiegenen Ölpreisen, die vom erneuerten Pakt zwischen den beiden wichtigen Förderstaaten Russland und Saudi-Arabien sowie einer gedrosselten Produktion in Kanada profitierten. Dennoch haben sich die Titel der Fluggesellschaft seit Ende Oktober um mehr als ein Viertel ihres Wertes erholt und notiert auf dem höchsten Stand seit über zwei Monaten.

Nordex profitiert von Großauftrag

Die Nordex-Aktien gewannen in der Spitze mehr als 5 Prozent. Der Windanlagenbauer hat einen Großauftrag aus Schweden erhalten. Neben Lieferung und Errichtung ist der Konzern außerdem für die Infrastrukturarbeiten verantwortlich. Das schwedische Projekt umfasst eine Bestellung von 114 Turbinen über insgesamt 475 Megawatt.

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OnVista mit dpa-AFX

Foto: railway fx / Shutterstock.com

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