Sixt kombiniert Kerngeschäft Autovermietung und Carsharing in einer App – Aktie setzt zum Höhenflug an

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Zuletzt hatten Daimler und BMW ihre Pläne forciert, mit dem gemeinsamen Dienst ShareNow den zukunftsweisenden „Mobility as a Service“ Markt zu erobern. Jetzt geht auch Deutschlands größter Autovermieter Sixt in Position und startet sein eigenes Carsharing und vernetzt alle Angebote auf einer App. Mit der Verschmelzung von Autovermietung und Carsharing wolle Sixt eine neue Produktkategorie schaffen, erläuterte Strategievorstand Alexander Sixt am Donnerstagabend in München die Pläne.

Die Anwendung integriert die Autovermietung, das Car-Sharing und den Taxiruf „Ride-Hailing“. Sixt dürfte zum einen von der stetigen Expansion profitieren und zum anderen vom weiter zunehmenden Tourismus, sagte ein Händler. Die Nachfrage nach „Mobilität“ nehme immer mehr zu. Allerdings seien die Papiere selbst nach dem starken Kursverlust von Ende August bis Ende Dezember noch immer „anspruchsvoll“ bewertet.

Aktie profitiert von der Ankündigung

Die Aktie konnte am Freitag bis zum Mittag einen ordentlichen Gewinn von 6,6 Prozent einfahren und liegt derzeit bei einem Wert von 62,70 Euro. Damit konnte das Wertpapier zum ersten Mal seit Ende November wieder über 60 Euro steigen. Das charttechnische Bild hat sich wieder deutlich aufgehellt und bietet Chancen, wieder zurück in Richtung Allzeithoch von knapp 75 Euro pro Aktie Mitte letzten Jahres zurückzukehren.

Sixt 5-Tageschart (Xetra)

Sixt hatte seine Anteile an dem Carsharing-Dienst DriveNow Anfang 2018 an seinen damaligen Partner BMW verkauft. Der Münchner Autobauer hat das Unternehmen soeben mit dem Carsharing-Dienst des Konkurrenten Daimler zu Share Now mit insgesamt 20.000 Autos zusammengelegt.

Alexander Sixt sagte: „Als Marktführer mit weltweit 240.000 Fahrzeugen haben wir eine starke Kundenbasis aufgebaut.“ Vorstandschef Erich Sixt erklärte: „Carsharing kostet uns praktisch nichts.“ Sein Unternehmen habe die Software und das Know-How dafür bereits, und „zu sehr überschaubaren Kosten können wir jedes Mietauto mit Telematik ausstatten. Wir werden einen sehr großen Teil unserer Flotte damit ausrüsten.“

Share-Now-Geschäftsführer Olivier Reppert sagte in Berlin, jeder Player, der in den Markt komme und versuche, Menschen von Carsharing als Alternative zum privaten Auto in Großstädten zu überzeugen, sei gut für das Produkt an sich.

Drei Funktionen in einer App

Alexander Sixt sagte, Carsharing allein sei nur Stückwerk und ein Nischenmarkt, die Autovermietung dagegen habe ein Marktvolumen von 58 Milliarden Dollar, Taxi und private Mitfahrgelegenheiten sogar von 285 Milliarden Dollar. Sixt biete seinen Kunden alle drei Dienste auf einer einzigen App. In Deutschland vermittle Sixt darüber auch Taxis, in den USA sei der Mitfahrdienst Lyft Partner.

Mit dem Carsharing startete Sixt am Donnerstag in Berlin. Schrittweise soll es zunächst in Deutschland und Europa ausgerollt werden. Ziel sei es, dass Kunden ein Auto irgendwo auf der Straße per App anmieten, flexibel über die Mietzeit entscheiden und es entweder irgendwo in derselben Stadt wieder abstellen oder auch an einer beliebigen Sixt-Station in Deutschland abgeben. Auch in kleinen Städten könnten die Kunden künftig Fahrzeuge flexibel für wenige Minuten bis zu 27 Tagen mieten.

Seitenhieb gegen BMW

Erich und Alexander Sixt teilten viele Seitenhiebe gegen den Ex-Partner BMW aus. „Wir müssen keine Marke neu erfinden, wir sind Sixt“, sagte der Strategiechef. Sixt stelle keine Autos her, sondern hin. BMW und Daimler müssten ihre Carsharing-Software erst noch bauen, sagte der Firmenchef und Großaktionär. Sein Unternehmen sei „eine IT-Company mit angeschlossener Autovermietung“, die jeden Tag eine Milliarde Anfragen verarbeite.

(Onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Ken Wolter / Shutterstock.com

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