Drei Fragen an Bernecker: Droht VW erneut ernsthafte Gefahr durch den „Dieselgate“, hat Didi mehr Potenzial als Uber und was ist los mit Auto1?

onvista · Uhr

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach den Chancen zu Didi, ob bei VW wegen des „Dieselgates“ nun wieder Panik angebracht ist und was mit dem Börsen-Neuling Auto1 los ist.

onvista-Redaktion: Für den Börsen-Neuling Auto1 geht es seit dem IPO stetig bergab, dabei sehen die meisten Analysten den Wert als klaren Kauf. Vor allem Altaktionäre versilbern ihre Anteile, heißt es als Erklärung am Markt. Sollte man also aufgrund des gesunkenen Einstiegskurses umso mehr einen Blick auf den Wert werfen?

Der Börsenneuling Auto1 ist schlicht zu teuer. Der Marktwert steht in keinem Verhältnis zum nachhaltigen Umsatz und Gewinn, und dies in einem Umfeld, das von stärkerer Konkurrenz geprägt wird und deshalb im Trend nicht hochrechenbar ist. Der Ausgabepreis war schlicht überzogen. Eine Reihe von Altaktionären machte bereits Kasse. Das kann man nachvollziehen. Wo sich der Kurs einpendeln wird, lässt sich noch nicht sagen. Wie Analysten zu höheren Kursen kommen, ist für mich ein Rätsel. Entweder kennen sie das Geschäft nicht bzw. den Gebrauchtwagenmarkt oder haben Probleme mit der Einschätzung der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells. Deshalb schaue ich vorerst in aller Ruhe zu.

onvista-Redaktion: Mit einem neuen Rechtstreit zum „Dieselgate“ in den USA ist ein altes Schreckgespenst von VW wieder aufgetaucht – weitere Milliarden-Strafen drohen. Ein Grund zur Panik oder alles halb so wild?

Die amerikanische Rechtsprechung bleibt eine Besonderheit. Entscheidend ist weniger die Stellung der Betroffenen oder Geschädigten als die Arbeit von Anwaltscliquen, die umfangreich bemüht sind, Kläger für Sammelklagen zusammenzutrommeln, um spektakuläre Forderungen zu stellen. Das gilt sowohl für Bayer wie für VW. Die Rolle des Einzelrichters ist eine weitere Besonderheit der Amerikaner. Im Falle Bayer ist dies besonders gut nachzuvollziehen. Beide Unternehmen werden also noch für einige Zeit damit zu tun haben, dass unterstellt wird, dass es noch längere Schädigungen bei Klägern geben könnte, also gesundheitliche Probleme, die zu Anschlussklagen führen. Im Falle Diesel geht es ebenfalls um Luftverschmutzung und die gesundheitlichen Folgen für die Verkehrsteilnehmer. Panik ist nicht angesagt, aber das Dauerrisiko bleibt bestehen.

onvista-Redaktion: Mit dem chinesischen Fahrdienst „Didi“ ist ein weiterer Uber-Rivale an die Börse gegangen. Den chinesischen Markt hat Didi mit einer Verdrängung von Uber erobern können, doch genau wie das US-Unternehmen schreibt auch der chinesische Fahrdienst enorme Verluste. Dasselbe Spiel in anderem Gewand, oder eine bessere Chance als Uber?

Didi ist der aktuelle Börsenneuling in Shanghai/New York, der in dieser Woche mit 14 Dollar startete. 4,4 Mrd. Dollar Emissionsbetrag ergeben 68 Mrd. Dollar Marktwert. Die Folgekurse reichten bis + 30 %, am Ende 14,14 Dollar, also knapp über Ausgabekurs. Was nun? Uber und Lift sind die Konkurrenten in der Bewertung. Die Geschäftsmodelle sind umstritten. Ob aus der Entwicklung der vergangenen zwei oder drei Jahren ein dauerhaftes und tragbares Geschäft wird, ist ebenfalls umstritten. Warten wir den Hype ab, bis sich eine nüchterne Einschätzung einstellt. Denn: Wird der Geldmantel der Märkte enger, sind Bewertungen der aktuellen Form nicht tragbar.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker:

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