onvista-Börsenfuchs: Auch der Ifo-Index zeigt nicht, wo’s langgeht

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Hallo Leute! Ifo-Index gesunken, aber Berichtssaison bisher voll positiv. Viele spannende Zahlen zum Wochenbeginn. Unterm Strich sorgen sie aber noch nicht für Klarheit, wie’s mit Wirtschaft und Börse weitergeht. Das eine sind Daten, die für uns die vergangenen Entwicklungen zusammenfassen. Das andere sind Erwartungen, also der Versuch einer Vorausschau. Die ist für Anleger besonders wichtig – nur kann sich der Blick auf die kommenden Monate innerhalb weniger Wochen wieder verändern. Deshalb: Guckt Euch die entsprechenden Veröffentlichungen genau an, meine Freunde, aber nehmt sie nicht zu ernst.

Nachdenklich wirkt vor allem der neue Ifo-Geschäftsklimaindex, denn der ist im Juli gefallen. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat also einen Dämpfer erhalten. Zwar bewerten die Unternehmen hre aktuelle Geschäftslage etwas besser. Doch hat der Optimismus mit Blick auf die Entwicklung in den kommenden Monaten merklich abgenommen. Hoppla, wenn das so bleibt, kann das den Aktienmarkt ins Stolpern bringen. Die Gründe sind kein Geheimnis: Lieferengpässe bei Vorprodukten und Sorgen um wieder steigende Infektionszahlen belasten die deutsche Wirtschaft. Spontane Reaktion Frankfurter Banker: Trotz der eingetrübten Aussichten zeigt die erneut bessere Beurteilung der aktuellen Lage, dass die wirtschaftliche Erholung weiter voranschreitet. Hm, das kann man auch skeptischer sehen.

Für Neulinge unter Euch: „Der Ifo“, wie der Geschäftsklimaindex an den Märkten kurz genannt wird, gilt als der wichtigste, zumindest meist beachtete Frühindikator. Er basiert auf etwa 9.000 monatlichen Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Dienstleistungssektors, des Handels und des Bauhauptgewerbes an das Münchner Ifo-Institut. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen.

Eindeutig positiv dürfte die Halbzeitbilanz der laufenden Berichtssaison werden. In Ami-Land und in Europa legen diese Woche jeweils knapp 200 Unternehmen ihre Geschäftsergebnisse vor – rund die Hälfte der Marktkapitalisierung des S&P 500 beziehungsweise des Stoxx 600. Die bisher veröffentlichten Zahlen signalisieren eine starke Erholung der Geschäftslage. 86 Prozent der US-Konzerne übertrafen die Gewinnerwartungen der Analysten, im Schnitt um 18 Prozent. Das durchschnittliche Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr liegt bei 99 Prozent. In Europa konnten immerhin 62 Prozent der Unternehmensgewinne die Erwartungen übertreffen, wenn auch „nur“ um 8 Prozent. Das Gewinnwachstum liegt dort bisher bei 29 Prozent. Dazu schreibt mir Deutsche-Bank-Stratege Michael Blumenroth: „Besonders positiv bewerte ich, dass zirka 90 Prozent der US-Unternehmen, die ihre Gewinnprognosen für das Gesamtjahr 2021 angepasst haben, diese anhoben. Setzt sich diese Entwicklung fort, könnte diese Woche positive Impulse für die Aktienmärkte bringen.“

Ich bleib‘ fürs erste dabei, dass wir ungeachtet der Gesamttendenz innerhalb der Dax-Familie ganz unterschiedliche Kursentwicklungen sehen werden. In beide Richtungen. Für Stockpicker und Trader gibt’s somit genug zu tun.

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