Varta: Endgültige Zahlen lassen Aktie weiter absacken – jetzt die Reißleine ziehen?

onvista · Uhr

Werden an Varta zu große Ansprüche gestellt? Das scheint jedenfalls die Reaktion der Anleger auszudrücken. Nachdem die Prognosekürzung das Papier schon stark belastet hatte, lassen die endgültigen Zahlen die Aktie noch ein Stück tiefer in den Keller fallen. Der Kurs gibt um rund 4 Prozent nach. Dabei ist den Zahlen genau das zu entnehmen, was sich bereits nach der Rücknahme des Ausblicks angedeutet hat.

Probleme von Apple schwappen auf Varta über

Weil Apple wohl Probleme bei der Produktion seiner Kopfhörer hat, ist das Geschäft mit Microbatterien schwächer ausgefallen. Im Vorjahreszeitraum erlöste Varta in diesem Geschäftsbereich fast 389 Millionen Euro. Dieses Jahr waren es fast 366 Millionen Euro – ein Rückgang von fast etwa 6 Prozent. Wie bereits bekannt sackte der Gesamtumsatz um 1,3 Prozent ab. Die Haushaltsbatterien konnten auch dieses Jahr in den den ersten drei Quartalen zulegen und den Rückgang bei den Microbatterien etwas abfedern.

Jahresprognose steht weiterhin

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs hingegen dank einer guten Margenentwicklung in den beiden Sparten konzernweit um 3,2 Prozent auf 182,5 Millionen Euro. Beim auf die Aktionäre entfallenden Nettogewinn sorgten höhere Abschreibungen und Zinsbelastungen für einen Rückgang von 3 Prozent auf 75,8 Millionen Euro. Die vergangene Woche gesenkte Jahresprognose bestätigte das Management.

Appleprobleme & Autobatterie

Engpässe in der Lieferkette und Corona-Ausfälle in der Produktion haben das Geschäft von Apple um rund sechs Milliarden Dollar gedrückt, verkündete Vorstandsvorsitzender Tim Cook bei der Präsentation der Zahlen für das 4. Quartal. Die Aktie verlor danach im Anschluss rund 4 Prozent. Mittlerweile scheint allerdings vielen Anlegern klar geworden zu sein, dass die Probleme von Apple nur vorübergehend sind. Die „Zahlen-Delle“ im Kurs hat Apple nämlich so gut wie ausgebügelt und kämpft jetzt mit neuen Problemen rund um den App-Store.

Überwindet Apple seine Probleme, dann wird auch das Geschäft mit Microbatterien bei Varta wieder anziehen. Bei Apple haben die Anleger das Überwinden der Probleme bereits eingepreist, bei Varta hingegen nicht. Hier scheinen die Anleger zu übersehen, dass der Umsatzrückgang nur temporär ist und noch nicht einmal auf Probleme bei der Produktion von Varta liegt. Aber bei Varta ticken die Uhren anders. Nach dem steilen Anstieg in den vergangenen Jahren ist die Erwartungshaltung bei Varta sehr hoch und die Reaktion sehr stark, wenn sie nicht erfüllt werden.

Tja, der Markt hat immer recht

Obwohl ich finde, dass die Erwartungen, die an Varta gestellt werden, ein gutes Stück zu hoch sind, ändert das nichts an den Kursreaktion. Das Management hat bereits beim Ausblick für 2021 für Unruhe gesorgt. Trotzdem haben viele Experten die Erwartungshaltung mit Sätzen wie, “ Varta ist für seine konservativen Planungen bekannt“, weiter in die Höhe getrieben. Jetzt hat Varta sie nicht erfüllt und die Reaktion nach Prognosesenkung und endgültigen Zahlen fühlt sich an, als ob Varta überraschend rote Zahlen geschrieben hat – hat Varta aber nicht!

Und was ist mit V4Drive?

Neben der Erholung im Geschäft mit Microbatterien, könnte sich Varta auch in der Elektromobilität ein Stück vom Kuchen abschneiden. Die große Batteriezelle V4Drive im Format 21700 (2,1 cm Durchmesser, 7 cm lang) soll in der Elektromobilität als Booster in Premium- und Sportfahrzeugen zum Einsatz kommen und mit Porsche hat Varta schon den ersten Kunden an Land gezogen. Weitere Anwendungsbereiche sieht der Batterie-Spezialist in elektrifizierten Lkw, um die Reichweite noch ein gute Stück zu verlängern. Sind diese Aussichten wirklich schon im Kurs eingepreist worden?

Weitsicht und starke Nerven könnten sich bezahlt machen

Anleger mit starken Nerven lassen sich von den Rücksetzern nicht aus der Ruhe bringen un nutzen sie eher aus. Sobald Apple wieder „normal“ bestellt und die neue Batteriezelle V4Drive größeren Anklang findet, dürfte sich die Nervenstärke bezahlt machen.

Von Markus Weingran

Foto: MDart10 / shutterstock.com

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