Notenbank stützt türkische Lira - Erdogan sieht Zinsen als Übel

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T-RKEI-KONJUNKTUR-ERDOGAN:Notenbank stützt türkische Lira - Erdogan sieht Zinsen als Übel

Istanbul (Reuters) - Die türkische Währung Lira ist nach umstrittenen Äußerungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan und dem Eingreifen der Zentralbank auf Berg- und Talfahrt gegangen.

"Zinsen sind ein Übel, das die Reichen reicher und die Armen ärmer macht", sagte Erdogan am Mittwoch vor Abgeordneten seiner AK-Partei. Die Türkei habe jetzt die Geldpolitik aufgegeben, die auf höheren Zinsen basiere. "Stattdessen sind wir zu einer Wachstumsstrategie übergegangen, die auf Investitionen, Beschäftigung, Produktion und Exporte abzielt."

Der Kurs der Lira rutschte zum US-Dollar zeitweise auf 13,87 Lira ab, erholte sich zuletzt aber wieder bis auf 12,42 Lira - ein Anstieg von mehr als acht Prozent am Tag. Das lag auch an der Zentralbank. Diese griff nach eigenen Angaben direkt in den Devisenmarkt ein - "durch Verkaufstransaktionen aufgrund ungesunder Preisformationen bei den Wechselkursen". Die Lira war erst am Dienstag auf ein Rekordtief gefallen, nachdem Erdogan die Wirtschaftspolitik verteidigt hatte - für einen Dollar mussten 14,00 Lira gezahlt werden.

In diesem Jahr hat die türkische Währung damit rund 47 Prozent an Wert verloren. Das liegt Experten zufolge auch daran, das die Zentralbank ihren Leitzins trotz einer Inflationsrate von aktuell rund 20 Prozent mehrfach gesenkt hat - aktuell auf 15 Prozent. Dadurch wird die Lira für Anleger unattraktiver. Allein im November büßte sie etwa 30 Prozent an Wert ein. Das schmälert die Einkünfte und Ersparnisse der Türken rapide, bringt viele Haushalte in Bedrängnis und führt sogar dazu, dass kaum noch importierte Medikamente auftrieben werden können.

"Es ist ein gefährliches Experiment, das Erdogan versucht. Der Markt versucht, ihn vor den Folgen zu warnen", sagte Analyst Brian Jacobsen vom Vermögensverwalter Allspring Global Investments. "Die Importe werden wahrscheinlich teurer werden, wenn die Lira fällt, was die Inflation verschärft." Ausländische Investitionen könnten abgeschreckt werden, was die Finanzierung des Wachstums erschwere. "Die Investoren werden immer nervöser", sagte Jacobsen. "Es ist ein giftiges Gebräu."

Ökonomen erwarten, dass sich die Inflation im kommenden Jahr auf etwa 30 Prozent beschleunigen könnte. Das wird zum großen Teil auf die Währungsabwertung zurückgeführt. Nahezu alle anderen Zentralbanken erhöhen gerade die Zinssätze oder bereiten dies allmählich vor.

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