Alibaba: Chinesische Regierung legt wohl wieder los! – Fällt die Aktie jetzt unter 100 Dollar?

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Im US-Handel hat die Aktie des chinesischen Technologie-Riesen wieder ordentlich Federn gelassen und ein neues Jahrestief markiert. Anleger, die seit Mitte Februar auf eine Gegenbewegung des Kurses spekulieren wurden bislang immer wieder bitter enttäuscht. In der Spitze ist die Aktie von 274  auf 122 Dollar gefallen – ein Verlust von 55 Prozent. Damit  lässt der Kurs auch sein letzte charttechnische Unterstützung vor der Marke von 100 Dollar hinter sich. Kann es wirklich so tief gehen?

Chart Alibaba 6 Jahre in Dollar

Chinesische Regierung ist wohl wieder zugange

Wie der Börsenbrief Bernecker Daily heute berichtet hat Peking die nächsten Hürden für Börsengänge außerhalb des eigenen Landes auf den Weg gebracht. Demnach sollen IPO´s über sogenannte Variable Interest Entities, also z. B. Offshore-Holdinggesellschaften auf den Caymans, untersagt werden. Damit will die Regierung die Daumenschrauben bei den heimischen Tech-Konzernen weiter anziehen. Alibaba hat zum Beispiel in der Vergangenheit diesen  Weg gewählt. Ob dies noch ein Nachspiel haben wird, steht noch nicht fest. Trotzdem ist es ein weiterer Unsicherheitsfaktor, der die Aktie belastet.

Delisting steht auch noch im Raum 

Die US-Börsenaufsicht SEC treibt immer noch ein Projekt des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump voran. Ein von ihm unterzeichnetes Gesetz sieht vor, ausländische Firmen zwangsweise von der US-Börse zu nehmen, wenn diese bestimmte Voraussetzungen nicht erfüllen. Gary Gensler, der Vorsitzende der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC, hatte erst Ende August noch einmal betont, dass seine Behörde die Drei-Jahres-Frist strikt durchzusetzen wird, die chinesische Firmen verpflichtet, Inspektionen ihrer Finanzprüfungen zuzulassen. Sollten die Konzerne aus dem Reich der Mitte sich weigern, könnten ihre Aktien bereits 2024 von der New York Stock Exchange und der Nasdaq genommen werden. „Der Weg ist frei“, sagte Gensler. „Die Uhr tickt.“

China ist bemüht die Wogen zu glätten

Nach dem virtuellen Gipfel zwischen Joe Biden und Xi Jinping Mitte November hatte sich Peking auch zum Thema Delisting geäußert. „Wir arbeiten sehr hart daran, das Problem mit US-amerikanischen Kollegen zu lösen“, sagte Shen Bing, Generaldirektor der Abteilung für internationale Angelegenheiten der China Securities Regulatory Commission, kurz nach dem virtuellen Treffen der beiden Staatsoberhäupter. Die Kommunikation zwischen den Behörden laufe derzeit reibungslos und offen. Es bestehe gleichwohl die Gefahr, dass die Unternehmen zwangsweise vom Kurszettel verschwinden. „Aber wir arbeiten sehr hart daran, dies zu verhindern.“ Wirklich?

Lieber heute als morgen

In der Öffentlichkeit gibt sich China meistens sehr diplomatisch, aber es mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass Xi Jinping die Notierungen der heimischen Konzern an der Wall Street ein Dorn im Auge sind.  Das chinesische Staatsoberhaupt würde sie lieber heute als morgen von den US-Börsen entfernt haben. Für diesen Fall hat Xi Jinping auch schon Vorkehrungen getroffen. Nur einen Tag vor dem virtuellen Treffen mit Biden hat er ein dritten Börsenplatz im Reich der Mitte eröffnet. Der  Staats- und Parteichef  eröffnete in Peking die Beijing Stock Exchange, für die er sich schon einige Zeit stark gemacht hatte. Der neue Handelsplatz soll vor allen Dingen jungen Unternehmen mit viel Innovationskraft und modernsten Technologien Geld in die Kassen spülen – und sie ganz nebenbei natürlich auch von den amerikanischen Börsen fernhalten. Der neue Börsenplatz würde sich mit Sicherheit auch darüber freuen die verlorenen Söhne aus den USA aufzunehmen, wenn diese von der SEC 2024 verbannt werden. Somit hätte Peking wieder die vollständige Kontrolle über seine Tech-Riesen und würde auch nicht Gefahr laufen, dass die USA an sensible Daten der chinesischen Konzerne kommen.

Delisting in China willkommen

Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg wurde der chinesische Fahrdienstleister Didi ja schon aufgefordert einen Plan für ein Delisting an der Wall Street vorzulegen. Das zeigt, dass Peking wohl nicht sehr traurig ist, sollte die SEC seine Unternehmen von den US-Börsen verbannen.

# Didi: Am Ende gewinnt Peking – Fahrdienstleister bereitet wohl Rückzug von der Wall Street vor

Ein ähnliches Schicksal könnte auch Alibaba treffen je näher 2024 kommt – und eins steht dabei fest: Sonderlich traurig wäre in der chinesischen Regierung niemand darüber!

Aktie erst ab 100 Dollar interessant

In diesem Jahr gab es schon viele kleine Gegenbewegungen, welche die Hoffnungen bei den Anlegern hochschießen ließen. Am Ende blieb bislang aber nichts als eine Enttäuschung, inklusive Kursverluste, zurück. Ende November sollen laut Bloomberg auch einige Händler kapituliert haben und Tausende Dezember-Call-Optionen mit Verlusten von über 70 Prozent verkauft haben. Die Unsicherheit bei Alibaba bleibt und die Kursverluste wohl auch. Da der Abwärtstrend charttechnisch bis 100 Dollar auf keinen Widerstand mehr trifft, sollten nicht investierte Anleger auch abwarten, ob die Aktie tatsächlich diesen Weg geht. Bislang deutet einiges darauf hin.

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Von Markus Weingran

Foto: testing/Shutterstock.com

 

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