Aktien, Anleihen, Derivate: Deutsche Börse beendet Handel mit sämtlichen russischen Finanzprodukten – Kreml will Kapitalflucht aus Russland verhindern

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Der von Russland gestartete Krieg gegen die Ukraine zieht weitere Folgeeffekte auch für die Finanzwelt nach sich: Wie die Deutsche Börse gestern bekannt gegeben hat, werden ab heute keine Anleihen, Aktien oder Derivate aus Russland mehr zum Handel an der Börse erlaubt sein. Damit wird das Land weiter von der Welt isoliert. „Im öffentlichen Interesse“ werde der Kauf und Verkauf dieser Finanzprodukte mit dem Ende des Handels am Dienstag bis auf Weiteres eingestellt, teilte die Börse mit.

Am Montag wurde bereits der Handel mit Papieren russischer Banken und anderer Firmen ausgesetzt, die von Sanktionen betroffen sind – darunter die Banken VTB und Sberbank sowie der Gazprom-Konzern und das Ölunternehmen Rosneft. Nun kommen neben russischen Staatsanleihen mehr als 30 Papiere aller anderen Unternehmen aus Russland hinzu, die in Frankfurt notiert sind.

Der RTS-Index hatte sich nach seinem historischen Absturz zu Beginn des Krieges zuletzt wieder um gut 25 Prozent erholt. Für westliche Anleger dürften russische Aktien nun spätestens mit den ausgeweiteten Embargos auch was den Handel angeht ein rotes Tuch sein.

Der russische Rubel erholte sich zuletzt ebenfalls, jedoch nur minimal um 1,5 Prozent auf 0,01 US-Dollar. Auf Monatssicht hat die russische Währung knapp 30 Prozent verloren, die Inflation im Land artet derweil immer mehr aus, obwohl die russische Zentralbank den Leitzins drastisch von 9,5 auf 20 Prozent erhöht hatte. Vor den Automaten in Russland bilden sich bereits seit Tagen lange Schlangen, da die Einwohner ihre Ersparnisse retten wollen, bevor ihre Vermögen nicht mehr zugänglich sind.

Kreml will Kapitalflucht aus Russland verhindern

Der Kreml hat angesichts dessen Maßnahmen eingeleitet, den Vermögensabfluss aus dem eigenen Land zu verhindern: Russland hat von diesem Mittwoch an die Ausfuhr von ausländischem Bargeld im Wert von umgerechnet 10.000 Dollar (knapp 9000 Euro) verboten. Ausländische Währungen sind von dem Verbot betroffen, wie es in einem vom russischen Präsidenten Wladimir Putin unterzeichneten Dekret heißt.

Zahlreiche Menschen verlassen wegen Putins Angriff auf die Ukraine auch Russland, weil sie Angst vor einer Verschärfung der Lage haben. Deshalb versuchen sie, ihr Bargeld in Sicherheit zu bringen.

Putin begründete sein Verbot der Ausfuhr von ausländischem Bargeld mit „unfreundlichen“ Schritten der USA und anderer westlicher Staaten und Organisationen gegen Russland. Zahlreiche russische Banken sind mit Sanktionen belegt. Deshalb funktionieren schon einige Kartenzahlungen in Geschäften nicht mehr.

Auch viele Bankautomaten geben kein Geld mehr. Aus Angst vor einer Entwertung des Rubels kaufen viele Russen etwa in Moskau Technik wie Mobiltelefone, bevor die Preise hochgesetzt werden.

In vielen Lebensmittelmärkten kleben die Verkäuferinnen und Verkäufer bereits neue Etiketten für westliche Waren angesichts des Kursverfalls des Rubel. Viele Produkte wie Wein und Sekt verteuerten sich um einige Tausend Rubel.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Sergey Chayko / Shutterstock.com

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