Ukraine-Krieg: Viele Ökonomen einig – China könnte Schlüsselrolle bei der Lösung des Konfliktes einnehmen

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Auch an den US-Börsen zehrt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine an den Nerven der Investoren. Mit der Hoffnung auf neuerliche Verhandlungen zwischen beiden Staaten grenzten die großen Aktienindizes weitaus höhere Verluste aus dem vorbörslichen Handel aber ein. Für den Dow Jones Industrial ging es im frühen Haupthandel noch um 0,9 Prozent auf 33.307 Punkte abwärts. Vorbörslich war der Dow noch um bis zu zwei Prozent gefallen.

Die dritte Verhandlungsrunde zwischen Russland und der Ukraine soll nach Angaben aus Kiew an diesem Montagnachmittag beginnen. Das schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Mittag auf Twitter.

Der marktbreite S&P 500 gab zuletzt um 0,76 Prozent auf 4296 Punkte nach. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,50 Prozent auf 13.768 Zähler nach unten.

China könnte Schlüsselrolle einnehmen

Solange die Unsicherheit über den Verlauf des Krieges und die geopolitischen Lage bleibt, dürfte die Volatilität die Märkte jedoch im Klammergriff behalten. Laut dem Ökonom Stephen Roach könnte China eine Schlüsselrolle in dem Konflikt einnehmen und als Vermittler für ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine fungieren.

„Ich denke, es gibt nur eine Person auf der Welt, die Einfluss auf Wladimir Putin hat – und das ist Xi Jinping“, sagte Roach gegenüber dem Nachrichtendienst CNBC. „Ich meine, China hat hier wirklich die Trumpfkarte in der Hand und ich denke, es liegt an Xi, diesen Moment zu nutzen“, fügte er hinzu.

China hat sich in den ersten Tagen des Krieges sehr bedeckt gehalten und bei der UN-Resolution gegen Russland die Stimme enthalten. Zuletzt bekräftigte das chinesische Außenministerium jedoch die guten Beziehungen zu Russland, an denen man auf jeden Fall festhalten wolle, auch wenn die Lage schwierig sei. Peking sei aber weiterhin an einer diplomatischen Lösung und Verhandlungen interessiert.

Laut Roach wäre ein zu enger Schulterschluss mit Putin jedoch eine Gefahr für China und Xi Jinping, da China damit für lange Zeit als schuldig gebrandmarkt sein würde. „Er kann es sich nicht leisten, diesen Kurs beizubehalten – das wäre ein Fehler historischen Ausmaßes für Xi Jinping“, sagte Roach.

Bill Ackman mit düsterer Prognose

Der bekannte US-Hedgefonds-Manager Bill Ackman hingegen sieht in dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ein düsteres Zeichen und merkt an, dass der dritte Weltkrieg angesichts dieses Vormarsches „wahrscheinlich bereits begonnen hat“. „Im Januar 2020 hatte ich Albträume über das Potenzial einer Pandemie, aber alle schienen mich für verrückt zu halten. Ich habe jetzt ähnliche Alpträume“, sagte Ackman am Sonntag via Twitter.

Quelle: Twitter
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Er fügte jedoch hinzu, dass „wir noch viel mehr tun können, bevor wir in einen heißen Krieg mit Russland eintreten“. Sowohl die USA als auch Europa sollten die „Absurdität“ stoppen, Öl von Russland zu kaufen und den Krieg zu finanzieren, sobald die Nachfrage nach Gas im Frühjahr zurückgeht“, so Ackman. Zudem sieht er die bisherige, relative Zurückhaltung der NATO skeptisch. „Was machen wir, wenn Putin mehr will? Die nukleare Bedrohung ist nicht anders, wenn er sein nächstes Land einnimmt, ob es Teil der NATO ist oder nicht, und bis dahin sind wir strategisch schlechter dran.“ Er bezieht sich dabei auch auf frühere Invasionen Russlands, wie den Einmarsch in Georgien im Jahr 2008 und die Annexion der Krim 2014.

Auch Ackman sieht in China eine Schlüsselrolle für die Beendigung des Krieges. „Der einzige optimistische Weg, den ich aus diesem Krieg sehen kann, ist, dass China eingreift und einen echten Waffenstillstand und eine Einigung aushandelt“, sagte er. „Putin respektiert und fürchtet China wahrscheinlich. China kann sich auf der Weltbühne behaupten, indem es hilft, diese Krise zu lösen. […]“

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onvista-Redaktion mit dpa-AFX

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