Delivery Hero wächst weiter - Aktie stürzt trotzdem ab

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DEUTSCHLAND-DELIVERY-HERO:Delivery Hero wächst weiter - Aktie stürzt trotzdem ab

Berlin (Reuters) - Der Essenslieferdienst Delivery Hero ist zum Jahresauftakt kräftig gewachsen und macht Fortschritte auf dem Weg in die Profitabilität aus.

Anleger reagierten allerdings am Donnerstag mit großer Skepsis auf den Ausblick. Für Delivery Hero ist es noch ein weiter Weg in die schwarzen Zahlen. 2021 stand ein Verlust von knapp 1,1 Milliarden Euro in der Bilanz. An der Börse brachen die Papiere von Delivery Hero in der Spitze um mehr als zehn Prozent auf 26,73 Euro ein. Damit waren sie der größte Verlierer im Leitindex Dax und notierten so tief wie seit August 2017 nicht mehr. Börsianer sprachen von Verkaufsdruck, den auch andere Pandemie-Gewinner wie HelloFresh und Zalando zu spüren bekamen.

Firmenchef Niklas Östberg hatte keine Erklärung für den Absturz. Delivery Hero habe sich im ersten Quartal gut geschlagen, sagte er Reuters. Die Profitabilität werde der Konzern erreichen, indem er weiter wachse, Kosten senke und Liefergebühren anpasse. Zudem hat Delivery Hero Anfang April neue Kredite aufgenommen und sich damit ein dringend benötigtes Finanzpolster besorgt. Östberg will sich nun darauf konzentrieren, 2023 wie versprochen auf Konzernebene profitabel zu werden. Es gebe im Moment keinen Raum, um solche Ankündigungen nicht wahr zu machen, sagte Östberg und bestätigte, dass 2022 die operative Rendite auf den Bruttowarenwert (Ebitda-Marge) bei minus 1,0 bis minus 1,2 Prozent liegen soll.

Der Umsatz legte im ersten Quartal um 52 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zu, wie der Berliner Konzern mitteilte. Zugleich bestätigte das in rund 50 Ländern aktive Unternehmen trotz der angezogenen Inflation und des Ukraine-Kriegs seinen Ausblick, wonach die Erlöse in diesem Jahr auf 9,5 bis 10,5 Milliarden Euro hochgeschraubt werden sollen. Das entspräche einem Plus von mindestens 44 Prozent. Im vergangenen - noch von der Corona-Krise angeschobenen - Jahr legten die Erlöse noch um 89 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro zu. Wegen der höheren Inflation macht sich Östberg bisher keine Sorgen. Menschen gingen vielleicht weniger aus, aber bestellten sich in der Regel weiterhin ihr Essen, sagte er.

Delivery Hero profitiert davon, dass sich Menschen rund um den Globus in der Corona-Krise daran gewöhnt haben, ihre Mahlzeiten online zu bestellen und sie sich nach Hause bringen zu lassen. Inzwischen liefert das Unternehmen nicht mehr nur Restaurantessen sondern auch Lebensmittel aus. Dafür wurde ein Lagernetz aufgebaut, das inzwischen weltweit aus 1122 Standorten besteht. Allerdings verschlingt das auch viel Geld.

Ebenfalls Verluste macht Delivery Hero aktuell in der Ukraine, wo die spanische Tochter Glovo trotz des anhaltenden Krieges ihre Aktivitäten wieder aufgenommen hat und dafür keine Gebühren verlangt. Über die Rückkehr hätten sich die Kunden sehr gefreut und dies als Zeichen der Normalität in schrecklichen Zeiten gewertet, sagte Östberg.

ÖSTBERG - KEIN INTERESSE AN GRUBHUB

Angesichts der vielen Aufgaben im eigenen Haus winkt Östberg bei dem zum Verkauf stehenden US-Geschäft des Lieferando-Eigners Just Eat Takeaway.com ab. "Delivery Hero schaut nur von der Seitenlinie zu", sagte Östberg. Er habe keine Idee, wer Interesse an Grubhub haben könne. Erst vergangene Woche hatte Just Eat Takeaway.com angekündigt, einen Verkauf der US-Tochter Grubhub weniger als ein Jahr nach der 7,3 Milliarden Dollar schweren Übernahme zu prüfen.

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