Ifo - AKW-Laufzeitverlängerung drückt Strompreise 2023 um vier Prozent

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Berlin (Reuters) - Eine Laufzeitverlängerung der drei deutschen Atomkraftwerke würde den Strompreis im kommenden Jahr nach Berechnungen des Ifo-Instituts senken.

Dieser würde dadurch um vier Prozent fallen, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung der Münchner Forscher hervorgeht. Demnach würden die Atomkraftwerke rund vier Prozent des Stroms in Deutschland erzeugen. Der Anteil von Erdgas würde allerdings nur von 8,3 auf 7,6 Prozent sinken. "Denn Atomkraft ersetzt Erdgas nicht 1:1, sondern kurzfristig vor allem auch Kohle", sagte Ifo-Stromexperte Mathias Mier. Teure Energie ist derzeit der größte Treiber der Inflation, die Deutschland nach Prognose vieler Institute in eine Rezession abrutschen lassen könnte.

Gaskraftwerke glichen vor allem Schwankungen der Nachfrage und der erneuerbaren Energien aus. Atomkraft sei dazu ungeeignet. Die Kostenstruktur verlange zudem einen Dauerbetrieb. Da nicht alle Determinanten des künftigen Stromverbrauchs und insbesondere der Erdgasverfügbarkeit im Winter heute bereits bekannt seien, könne es deshalb sinnvoll sein, sich die Option Atomstrom auch über eine krisenbedingte, kurzfristige Laufzeitverlängerung im kommenden Jahr hinaus offen zu halten.

Für die Betreiber der Atomkraftwerke schätzt Ifo-Experte Mier, dass deren Gewinne im laufenden Jahr wegen der hohen Erdgaspreise unerwartet um 7,9 Milliarden Euro höher ausfallen werden. Auch andere Betreiber erwirtschafteten hohe unerwartete Gewinne. Die Diskussion um eine Änderung der Strommarktstruktur hält Mier für "nicht zielführend, weil der Strommarkt ja funktioniert. Was nicht funktioniert, ist der Erdgasmarkt", sagte der Forscher. "Da wurde politisch schlecht diversifiziert."

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte vergangene Woche vorgeschlagen, zwei der drei in Deutschland noch laufenden AKW mit Jahresende in eine befristete Einsatzreserve zu überführen. Sie würden damit wie im Atomausstiegsgesetz vorgesehen vom Netz genommen und keinen Strom mehr einspeisen. Sie sollen nur als Reserve dienen, wenn es zur Stabilisierung des Stromnetzes erforderlich würde. Bei einem Streckbetrieb blieben die AKW bei reduzierter Leistung am Netz und würden weiterhin Strom liefern.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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