Knickt die SEC bald ein?

Binance im Kreuzfeuer: Was der SEC-Angriff über den Zustand des Kryptomarktes aussagt

BTC-ECHO · Uhr

Es ist keine gute Zeit, um auf Krypto zu setzen. So mag der aktuelle Eindruck sein, wenn man sich die Klagewelle der amerikanischen Wertpapieraufsicht SEC gegen Binance und Co. anschaut. Warum genau dieser Eindruck trügt und die Stimmung schon bald zum Vorteil von Bitcoin und Co. drehen könnte.

Quelle: Iryna Budanova/Shutterstock.com

Der Zusammenbruch von FTX hat im vergangenen Jahr den gesamten Kryptomarkt mit nach unten gezogen. In der Analogie der Bankenwelt hätte man bei einer so großen Exchange von Systemrelevanz sprechen müssen, von “Too Big too Fail”. Doch während es im traditionellen Finanzmarkt ein Auffangnetz durch Staaten und Zentralbanken gibt, fehlt dieses Fangnetz im Kryptosektor komplett. Die Folgen konnten wir alle hautnah bei FTX miterleben.

Binance und Coinbase unter Dauerbeschuss

Naheliegend ist daher die Frage, welche Abhängigkeit vom Kryptomarkt zu den Big Playern, allen voran Binance und Coinbase, besteht. Was würde es bedeuten, wenn die amerikanische Wertpapieraufsicht die Unternehmen zu Fall bringt? Während das bei Coinbase recht unwahrscheinlich sein mag, sieht es bei Binance US deutlich problematischer aus.

Erstaunlicherweise zeigt sich der Markt, angesichts der Heftigkeit des amerikanischen Krypto-Angriffes, ziemlich robust. Man kann davon ausgehen, dass das aktuelle Szenario zeitlich vor der Causa FTX, also vor November 2022, zu einem erdbebenartigen Erdrutsch am Kryptomarkt geführt hätte.

Bitcoin zeigt sich robust

Dass die Kurs-Reaktionen der Kryptowährungen überschaubar sind und größtenteils im einstelligen Minusbereich verbleiben, deutet auf eine Gesundung des Kryptomarktes in den letzten Monaten hin. Dezentrale Alternativen konnten seitdem ordentlich zulegen und die Risiken sind deutlich stärker eingepreist. Krypto-Anleger rechnen inzwischen mit allem und sind nur noch schwer aus der Fassung zu bringen. Die letzten Monate haben die Community vor Hiobsbotschaften regelrecht abgestumpft.

Ein typisches Phänomen für Märkte, ganz gleich, ob Aktien oder Kryptowährungen, die sich am Ende einer Korrekturphase befinden. Die sogenannten Weak Hands sind draußen, wer jetzt noch drin ist, ist aus Überzeugung drin und wird nicht mehr verkaufen. Schlechte Nachrichten treffen auf einen wenig empfindlichen Markt, der immer weniger auf Ereignisse reagiert. Dieser Umstand nimmt den Verkaufsdruck und reduziert die Gefahr von plötzlichen Crashs.

Wenn selbst der wöchentlich eskalierende “War on Crypto” im mächtigsten Land der Welt die Gesamtmarktkapitalisierung des Kryptomarktes nur minimal bewegt, dann kann das aus Investorensicht als durchaus positives Signal interpretiert werden.

Binance ist nicht die Deutsche Börse

Trotz dieses positiven Resümees muss man konstatieren, dass die Abhängigkeit von insbesondere Binance immer noch zu hoch ist. In der Theorie – wovon wir noch weit entfernt sind – dürfte es die Kurse überhaupt nicht bewegen, wenn eine einzelne Börse in Schwierigkeiten gerät.

Angenommen, die Deutsche Börse würde als Börsenbetreiber in Konflikt mit der deutschen Finanzaufsicht BaFin geraten, dann hätte das sehr wahrscheinlich keine Auswirkungen auf die dort handelbaren Aktien, Rohstoffe oder sonstigen Wertpapiere. Es wären zwei getrennte paar Schuhe.

USA: Es geht nicht um die Einzelunternehmen, sondern um den ganzen Kryptosektor

Anders sieht es bei dem Kryptosektor aus. Das Schicksal der Assets ist eng mit dem Schicksal der Börsen verbunden. Bei Binance und Co. geht es also nicht immer nur um ein einzelnes Unternehmen, sondern auch um einen gesamten Sektor. Schließlich handelt es sich im Fall der USA um einen Angriff auf Kryptowährungen, ergo auf das ganze System. Das ist ein erheblicher Unterschied.

Alle in den USA befindlichen Krypto-Börsen sind daher von dem Regulierungswahnsinn betroffen. Würde man hier den Stecker ziehen, wie man es mit dem De-Banking – also dem Untersagen der Geschäftsbeziehungen zwischen Banken und Krypto-Unternehmen – bereits versucht hat, würde dies auch wiederum Auswirkungen auf die Investmentbereitschaft der Anleger haben. Diese würde voraussichtlich vermindert in Bitcoin und Co. investieren. Zumal nicht jeder Investor bereit ist, Umwege auf sich zu nehmen, um an Kryptowährungen zu gelangen. Folglich ist es auch gerechtfertigt, wenn, wie im aktuellen Fall, die Kurse reagieren.

Knickt die SEC bald ein?

Es entsteht zurzeit der Eindruck, als befänden wir uns auf dem Peak der Regulierungswelle. Als Reaktion auf die Blase im Jahr 2021 und die Skandale im Kryptosektor, insbesondere FTX, hat sich die US-Regierung verpflichtet gefühlt, hart gegen Krypto vorzugehen. Auch der aktuelle Bärenmarkt macht die Krypto-Unternehmen besonders verletzlich und das regulatorische Vorgehen besonders effektiv.

Auf der anderen Seite nimmt der Druck auf die Krypto-Gegner immer weiter zu. Politiker, vor allem aus dem republikanischen Lager, wie beispielsweise der Präsidentschaftskandidat Ron DeSantis, wehren sich vermehrt gegen den Anti-Krypt-Feldzug von SEC-Chairman Gary Gensler und der Demokratin Elizabeth Warren.

Gleichzeitig hat die EU mit MiCA einen Rechtsrahmen geschaffen, der den Wilden Westen in den USA schlecht aussehen lässt. Auch signalisiert Hongkong immer mehr Öffnungssignale und ermöglicht seit Juni wieder den Kryptohandel. Angesichts dessen dürfte das Verständnis für den Krypto-Angriff, insbesondere aus realpolitischer Sicht, immer weniger Zustimmung finden. Sollte jetzt auch noch ein neuer Krypto-Hype, eine neue globale Adoptionsdynamik entstehen, dann haben die USA ein ernsthaftes Problem. Kurzum: Den Krypto-Gegnern rennt die Zeit davon.

Krypto: 5 Gründe für Optimismus

Aktuell ist es nicht leicht, Krypto-Enthusiast zu sein. Durchhalten, anstatt feiern, ist angesagt. Wenn man hingegen die Emotionen hinten anstellt und die Situation rational erfasst, dann kann das aktuelle Marktumfeld sehr optimistisch stimmen. Dafür spricht unter anderem:

  • Die Makrosituation spielt dem Sektor in die Karten, siehe das Ende Zinserhöhungen und das Zurückgehen der Inflation, bei gleichzeitigem Aufflammen der Schuldenproblematik
  • Immer mehr Jurisdiktionen schaffen Rechtssicherheit für den Kryptosektor (u.a. EU, Hongkong), der Druck auf die USA erhöht sich
  • Überbewertungen, die Hype-getrieben sind, haben sich abgebaut beziehungsweise Weak Hands sind draußen, gleichzeitig sind negative News und Ereignisse eingepreist
  • Die stetige Weiterentwicklung und das nach wie vor eifrige „bauen“ im Sektor erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass neue Anwendungen für den nächsten Hype sorgen
  • Druck auf den US-Dollar wächst, Bereitschaft für alternative Währungskonstrukte und Währungsreserven steigt und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich weitere Staaten gegenüber Bitcoin öffnen

Natürlich gibt es noch mehr als diese fünf Gründe, warum die aktuelle Perspektive für den Kryptosektor besser ist als manch deprimierter Krypto-Anhänger glauben mag. Die Vergangenheit hat jedenfalls bewiesen, dass nach jedem Gewitter irgendwann auch wieder die Sonne scheint. Für den Kryptosektor wäre es jedenfalls bald mal wieder an der Zeit.

Quelle: www.btc-echo.de

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