Alle rechnen mit sinkenden Ergebnissen

BASF könnte Jahresziele erneut senken

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Damit rechnet BASF

Die BASF-Führung um Unternehmenschef Martin Brudermüller hatte Mitte Juli wegen deutlich schlechterer Geschäfte ihre Ziele kräftig gekappt. Für das laufende Jahr kalkuliert das Management seitdem mit einem Umsatzrückgang auf 73 bis 76 Milliarden Euro, nach 87,3 Milliarden im Vorjahr. Beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebit) rechnet BASF nach letztem Stand nur noch mit 4,0 bis 4,4 Milliarden Euro. Im Vorjahr wurde noch ein Betriebsergebnis von knapp 6,9 Milliarden Euro erzielt. 

Den Abwärtstrend will das Management mit einem Tritt auf die Kostenbremse, der Drosselung von Investitionen und dem Abbau von Lagerbeständen stoppen. "Zusammen mit den bereits laufenden Initiativen in den weltweiten Serviceeinheiten werden wir die Fixkosten bis Ende 2026 senken, sodass sie ab dann Jahr für Jahr rund eine Milliarde Euro weniger betragen werden", hatte der neue Finanzchef Dirk Elvermann bei der Vorlage von endgültigen Halbjahreszahlen Ende Juli verkündet. Bis Ende 2023 erwartet BASF eine jährliche Ersparnis von mehr als 300 Millionen Euro aus dem Programm mit Fokus auf Europa. 

Zusätzlich würden die Fixkosten kontinuierlich strikt überprüft und überflüssige Kosten wie etwa für Reisen sollen vermieden werden, wo immer dies möglich sei. BASF habe verstärkt das Cash-Management im Blick, um die freien Barmittel zu optimieren. So sollen die Sachinvestitionen im laufenden Jahr mit 5,7 Milliarden Euro um 0,6 Milliarden Euro geringer ausfallen als noch im Februar angekündigt. 

Der BASF-Vorstand hatte nach einem deutlichen Ergebnisrückgang im Jahr 2022 unter anderem wegen der hohen Energiekosten und der schwachen Konjunktur angekündigt, unter dem Strich weltweit 2600 Stellen zu streichen. Fast zwei Drittel davon sollen auf Deutschland entfallen. Wegen hoher Gaspreise sollen zudem mehrere Chemieanlagen stillgelegt werden. 

Im zweiten Quartal sank der Umsatz im Jahresvergleich um ein Viertel auf 17,3 Milliarden Euro. Grund waren deutlich niedrigere Preise und Mengen. Auch negative Währungseffekte bremsten. Besonders stark gingen die Erlöse im Geschäft mit Basischemikalien, aber auch mit Vorprodukten für Kunststoffe sowie Katalysatoren und Beschichtungen zurück. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereinflüssen sackte um mehr als die Hälfte auf eine Milliarde Euro ab. Der Gewinn brach von gut zwei Milliarden Euro im Vorjahr auf rund eine halbe Milliarde Euro ein. 

Im Fokus steht derzeit auch die Nachfolge des im kommenden Jahr scheidenden Vorstandsvorsitzenden Martin Brudermüller. Bis Dezember soll über die Nachfolge entschieden werden. Zu den Favoriten zählt das für Asien zuständige Vorstandsmitglied und Brudermüller-Vertrauter Markus Kamieth. Aber auch das für Technologie verantwortlich zeichnende Vorstandsmitglied Melanie Maas-Brunner könne sich Chancen ausrechnen. 

Mit dem Wechsel an der Führungsspitze und angesichts schlecht laufender Geschäfte steht der Chemieriese einem Pressebericht zufolge vor einem größeren Verkaufsprogramm. Der noch amtierende Vorstandschef Martin Brudermüller treibe sieben Monate vor seinem Ausscheiden den Verkauf von Konzernteilen im Volumen von bis zu zehn Milliarden Euro voran. Für den bereits seit Jahren geplanten Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Wintershall Dea gehörten unter anderem der französische Ölkonzern Totalenergies und der norwegische Förderer Equinor zu den Kaufinteressenten, schrieb erst jüngst das "Handelsblatt". Auch ein Staatsfonds aus Abu Dhabi gehöre zu dem Kreis. BASF hält rund 73 Prozent an der Firma. 

Weitere Verkaufskandidaten seien das Katalysatorengeschäft für Verbrennerautos, Teile der Sparte mit Lacken und Beschichtungen (Coatings) sowie einzelne Werke im Geschäft mit Nahrungszusätzen. 

Das erwarten Analysten

Die von BASF befragten Experten erwarten für das dritte Quartal im Schnitt ein bereinigtes Ebit von 601 Millionen Euro. Das wäre nicht einmal die Hälfte von dem, was das Unternehmen ein Jahr zuvor ausgewiesen hatte. Beim Umsatz rechnen sie mit 17,6 Milliarden Euro, ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Unter dem Strich dürfte auf die Aktionäre ein Gewinn von 282 Millionen Euro entfallen, nach 909 Millionen Euro ein Jahr zuvor. 

Hohe Energie- und Personalkosten sowie die schwache Nachfrage und der anhaltende Lagerabbau dürften nach Einschätzung von Analyst Oliver Schwarz von Warburg Research das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) auf 605 Millionen Euro gedrückt haben. Die schwache Nachfrage vor allem etwa nach Basischemikalien und Kunststoffen dürften zu einer geringeren Kapazitätsauslastung und damit zu höheren Stückkosten geführt haben. Ähnlich wie im zweiten Quartal erwarte er nur von der Automobilindustrie eine ordentliche Nachfrage. 

Nach Einschätzungen von Analyst Konstantin Wiechert von der Baader Bank sind die Konsensschätzungen für den Chemiekonzern immer noch zu hoch. Dies gelte sowohl für die Quartalszahlen als auch für das Gesamtjahr. Wiechert geht davon aus, dass BASF den Ausblick erneut senken wird. 

Auch Analyst Sebastian Bray von der Berenberg Bank erwartet, dass der Chemiekonzern erneut sein Gewinnziel nach unten anpassen wird. Darauf deuteten die schwachen Absatzzahlen in der Industriechemie und die glanzlose Entwicklung der Aktien des Sektors in den letzten Wochen hin. Eine bescheidene Erholung des Industrievolumens dürfte im nächsten Jahr dennoch eintreten, ungeachtet des potenziellen Gegenwinds durch die schwächelnde Automobilindustrie. 

Zu dem möglichen Verkauf von Unternehmensteilen schrieb der Berenberg-Experte: Die meisten dieser Vermögenswerte seien in den vergangenen Jahren Gegenstand von Gerüchten gewesen, obwohl ein erfolgreicher Verkauf der größeren Vermögenswerte wahrscheinlich gut aufgenommen werden würde. Die Wachstumsaussichten des verbleibenden Portfolios seien seiner Ansicht nach unspektakulär und weitgehend von China bestimmt.

dpa-AFX

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