Zalando sieht Ende der Konsumflaute - 2023 mit Gewinnsprung
Nach einem herausfordernden Jahr sieht der Online-Händler Zalando mittelfristig neue Wachstumschancen. Zwar dürfte sich die getrübte Kauflaune der Konsumenten in Europa auch noch 2024 bemerkbar machen; in den darauffolgenden Jahren sollen die Geschäfte dann aber wieder anziehen und Zalando profitabler werden. An der Börse griffen die Anleger nach den Nachrichten zu: Die Zalando-Scheine verteuerten sich am Mittwoch um mehr als 14 Prozent. Nach der Talfahrt 2023 kam damit nun wieder etwas Schwung in den Erholungsversuch.
Wie der Dax-Konzern zur Wochenmitte in Berlin mitteilte, sollen das Bruttowarenvolumen (GMV) und der Umsatz bis 2028 durchschnittlich pro Jahr um fünf bis zehn Prozent zulegen. Im Jahr 2028 will Zalando dann eine um Sondereffekte bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) von sechs bis acht Prozent vorweisen und damit deutlich mehr als zuletzt. Der Modemarkt sei durch E-Commerce in den USA und in China deutlich stärker penetriert als in Europa - "und wir sehen keinen Grund, warum der Markt sich hier nicht auch so stark entwickeln sollte", sagte Co-Chef Gentz in einer Präsentation vor Journalisten und Analysten.
Dabei setzt Zalando seine neue Strategie auf drei Säulen auf. So will das Unternehmen statt eines besonders großen Produktkatalogs den Fokus auf Marken legen, die bei Kunden gefragt sind. Diese seien bereit, für Qualität mehr Geld auf den Tisch zu legen, erläuterte Gentz.
Zudem hofft die Konzernspitze auf bessere Geschäfte mit Produkten, die Konsumenten abseits der Alltagsbekleidung benötigen. Dazu zählt Co-Chef David Schneider etwa Sportbekleidung oder Produkte in der Kategorie "Familie und Kinder". "Sport wird ein bedeutender Teil im Leben unserer Kunden", sagte der Manager bei der Veranstaltung. Auch im Kosmetikbereich sehen die Manager Potenzial, auch wenn der Bereich bei Zalando weiter überschaubar ist.
Der Vorstand will auch die Vorzüge von Künstlicher Intelligenz nutzen, um Online-Shopping interessanter für Kunden zu machen. Neben personalisierten Anzeigen in Form von sogenannten "Stories" sollen Chat-Bots Kaufvorschläge machen. Mittels Größenempfehlung soll zudem die Zahl der Retouren sinken, um so die Kosten zu reduzieren.
Baader-Bank-Experte Volker Bosse bezeichnete die neuen Mittelfristziele als "ermutigend". JPMorgan-Analystin Georgina Johanan monierte dagegen, dass das Unternehmen nicht länger von zweistelligen Wachstumsraten spreche. Von solch überdurchschnittlich starken Zuwächsen hatte Zalando sich in seinen Prognosen allerdings schon zu Beginn des Jahres 2023 verabschiedet. Denn seither belasten knappe Geldbeutel der Konsumenten die Geschäfte.
Auch im laufenden Jahr dürfte die Konsumflaute erst einmal andauern. So dürften den Angaben zufolge Umsatz und Bruttowarenwert im schlimmsten Fall auf Vorjahresniveau verharren. Co-Konzernchef Robert Gentz und Finanzchefin Sandra Dembeck stellen im besten Fall aber auch ein Plus von bis zu fünf Prozent in Aussicht. Durch weitere Profitabilitätssteigerungen soll der bereinigte operative Gewinn zudem auf 380 bis 450 Millionen Euro steigen.
Finanzchefin Dembeck zeigte sich auf der Veranstaltung dennoch optimistisch. 2024 habe so begonnen, wie das alte Jahr geendet habe. Das erste Quartal entwickle sich sehr positiv, sagte sie.
Ferner gliedert Zalando seit diesem Jahr seine Sparten neu. Bislang waren die Geschäfte auf die verschiedenen Verkaufskanäle aufgeteilt, also etwa online und Outlet. Künftig unterteilt das Unternehmen in zwei Segmente mit Geschäfts- und Privatkunden, also B2B und B2C. Letzteres umfasst neben den Online-Fashion-Stores samt Großkundenhandel auch die stationären Outlets und Lounge by Zalando und steht für den Großteil der Geschäfte.
Langfristig strebt das Management eine bereinigte Gewinnmarge für jede der beiden Sparten von 10 bis 13 Prozent an. Von dem geschätzt 450 Milliarden Euro großen Fashionmarkt will Zalando mehr als 15 Prozent für sich behaupten. Bislang hatte der Konzern ein Ziel von einem Zehntel durch das Privatkundensegment genannt.
Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg: 2023 musste Zalando bei Bruttowarenwert und Umsatz der Fashion-Stores noch Federn lassen. Sowohl in der DACH-Region mit Deutschland, Österreich und der Schweiz als auch in allen anderen Ländern im Teilbereich "Rest of Europe" gingen die Zahlen nach unten. Kunden schauten dagegen lieber in den Outlets in größeren Städten oder in der Online-Lounge vorbei, in der es immer wieder Ausverkäufe gibt.
Wegen der getrübten Kauflaune ging der Bruttowarenwert des Gesamtjahres um 1,1 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro zurück. Der Konzernumsatz sank um knapp zwei Prozent auf 10,1 Milliarden Euro.
Dank Kosteneinsparungen etwa bei der Logistik sprang der um Einmaleinflüsse bereinigte operative Gewinn (Ebit) aber deutlich von fast 185 Millionen Euro auf rund 350 Millionen Euro nach oben. Beim operativen Ergebnis schaffte Zalando das obere Ende der eigenen Zielspanne und übertraf die durchschnittlichen Analystenschätzungen bei Weitem. Unter dem Strich verdiente Zalando 83 Millionen Euro nach 16,8 Millionen im Jahr zuvor.
Der Konkurrent Inditex hatte zur Wochenmitte ebenfalls Zahlen für sein Ende Januar 2024 abgelaufenes Geschäftsjahr verkündet. Die Spanier hatten sowohl bei Umsatz als auch Gewinn deutlich zugelegt. Die schwedische Textilkette H&M veröffentlicht ihren Bericht zum ersten Geschäftsquartal, das von Anfang Dezember 2023 bis Ende Februar 2024 lief, am 27. März.