Dax gibt nach zum Handelsstart - Bayer verliert zweistellig nach Quartalszahlen

Nach dem starken Wochenstart geht es am Dienstag für den Dax bereits wieder abwärts. Der deutsche Leitindex bleibt in Sichtweite seines Rekords vom Oktober auf Richtungssuche. Die von vielen Investoren erhoffte Jahresendrally lässt noch auf sich warten.
In der ersten Handelsstunde gab der Index zeitweise deutlich nach und fiel unter die Marke von 19.250 Punkte zurück bevor eine Erholung einsetzte. Das Handelsgeschehen bleibt von der Berichtssaison geprägt, auch wenn es abseits genügend politische Themen gibt. Am Dienstagmorgen enttäuschten aus dem Dax vor allem Bayer mit gekappten Zielen. Mit gut 12 Prozent Minus ging es für die Aktien runter auf das Niveau von 2004.
Bayer verliert zweistellig
Ein weiter träges Agrargeschäft mit schwachen Glyphosat-Verkäufen stimmt Bayer vorsichtiger für das laufende Jahr. Zudem bauten Landwirte vor allem in Südamerika auf deutlich weniger Land Mais an. Wegen der Agrarschwäche musste Bayer einmal mehr Milliarden an Firmenwert abschreiben. Unter dem Strich stand auch daher im dritten Quartal ein Milliardenverlust. Und die Agrarperspektiven bleiben auch mit Blick auf 2025 trüb. Der Bayer-Aktienkurs brach am Dienstagvormittag ein.
Für 2024 peilt der Dax-Konzern laut Mitteilung nun Erlöse von 45,5 bis 47,5 Milliarden Euro sowie einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 10,0 bis 10,3 Milliarden Euro an. Zuletzt waren noch 10,2 bis 10,8 Milliarden operativer Gewinn in Aussicht gestellt worden, nachdem Bayer im vergangenen Jahr operativ 11,7 Milliarden Euro verdient hatte. Die mittlere Analystenschätzung für 2024 liegt am oberen Ende des neuen Zielbereichs. Auch auf Basis konstanter Wechselkurse wurden die Leverkusener vorsichtiger für 2024.Im Agrarbereich sei die Marktentwicklung schlechter als erwartet, insbesondere in Lateinamerika, erklärte Bayer-Chef Bill Anderson laut Mitteilung. Zudem bekomme Bayer weiterhin Preisdruck im Pflanzenschutzgeschäft zu spüren, weshalb die Jahresziele der Sparte Crop Science gesenkt worden seien. Und die Perspektiven für 2025 seien verhalten, denn regulatorische Vorschriften und Preisdruck durch Nachahmerprodukte dürften das Pflanzenschutzgeschäft belasten.
Mit Blick auf die Pharmasparte rund um rezeptpflichtige Medikamente soll indes der obere Bereich des im Sommer erhöhten Ausblicks erreicht werden. "Wir sind zufrieden mit der Entwicklung unserer Markteinführungen", sagte Anderson. Die Umsatzzuwächse mit dem Prostatakrebsmedikament Nubeqa und Kerendia zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung von Diabetikern dürften sich 2025 fortsetzen.
Bayer ist auf Erfolge solcher noch recht junger Medikamente angewiesen, um die fortgesetzten Umsatzerosion mit dem Kassenschlager Xarelto zumindest teilweise aufzufangen. So laufen in den verschiedenen Regionen der Welt weiterhin Patente für den Blutgerinnungshemmer aus, der Wettbewerbsdruck durch Generika nimmt zu. Der Xarelto-Umsatz fiel im dritten Quartal im Jahresvergleich denn auch um fast ein Viertel auf gut 800 Millionen Euro und damit deutlich mehr, als Analysten es erwartet hatten. Zum Vergleich: Nubeqa und Kerendia brachten es in Summe auf etwas mehr als 540 Millionen Euro.
Konzernweit sank der Umsatz im abgelaufenen dritten Quartal im Jahresvergleich um 3,6 Prozent auf 9,97 Milliarden Euro. Dabei konnte lediglich die Sparte Consumer Health rund um rezeptfreie Medikamente den Erlös zumindest ein klein wenig steigern. Ohne negative Wechselkurseffekte wäre es auch auf Konzernebene ein kleines Plus geworden. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach um fast 30 Prozent auf 939 Millionen Euro ein. Unter dem Strich fiel ein Verlust von knapp 4,2 Milliarden Euro an - nach einem Minus von 4,57 Milliarden vor einem Jahr. Das abermalige Minus geht vor allem auf Abschreibungen auf die Agrarsparte zurück.Angesichts der aktuellen Geschäftsentwicklung und der Unternehmensäußerungen zu 2025 dürften die Gewinnerwartungen des Marktes nun sinken, schrieb Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan in einer ersten Reaktion. (mit Material von dpa-AFX)