Drei Fragen an Bernecker 18.07.2025

Wie reagieren Märkte auf US-Zölle? Wo steckt Potenzial in Chemie? Welche Fehler machen ETF-Anleger?

onvista · Uhr
Quelle: Bernecker

Wie reagiert man als Anleger auf neue US-Zölle?

Gar nicht. Die Obergrenze von 30 Prozent ist bekannt. Wie die Deals aussehen, ist Verhandlungssache. Die reziproke Zollrechnung der Amerikaner lässt sich im Wesentlichen konstruieren.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Automarkt mit jeweiligen Produktionsstandorten für PKW mit anschließender Lieferung in die USA. Diese Risiken sind bei den Firmen weitgehend bekannt. Der Überraschungseffekt bleibt mithin gering.

Also: Abwarten, bis die definitiven Ergebnisse vorliegen. Die Risiken nach unten sind jedenfalls begrenzt.

Wie viel Potenzial sehen Sie aktuell in Chemie-Werten wie Evonik oder Brenntag?

Die deutsche Chemie ist Hauptlieferant am Weltmarkt, vor allem für Spezialitäten und Vorprodukte für die finale Produktion in allen Ländern der Welt. Sie hängt damit vom Konjunkturtrend weltweit ab. Eine besondere Dynamik steckt in diesem Geschäft nicht, dafür aber eine solide Grundlage als Ausgangspunkt für die Kalkulationen.

Evonik ist ein gutes Beispiel dafür. Das Produktportfolio ist umfangreich und wertvoll. Strategische Veränderungen sind kaum machbar. Lediglich die Verbesserung der Effizienz enthält Ertragsreserven. Schwierig bleibt der Großaktionär (RAG-Stiftung), der auf eine hohe Dividende setzt und keine Spielräume lässt, riskante Investitionen neu zu beginnen.

Brenntag ist der weltgrößte Chemiedistributeur in einer ähnlichen Ausgangslage: Überall vertreten, aber abhängig vom jeweiligen Markt. Dann geht es ebenfalls um die Frage möglich günstiger Einkaufspraktiken und Nutzung von besonderen Absatzchancen je nach Land und Branche. Also: Beide sind keine Aufreger und fahren mit dem Trend.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Fehler, die ETF-Anleger machen?

Seit der Finanzkrise fuhren ETFs mit dem Rückenwind der Liquidität und grundsätzlich steigenden Kursen. Da war die Sortierung für jeden ETF kein Kunststück. Diese Zeiten sind vorbei.

Ab jetzt muss jeder ETF so konstruiert sein, dass er einen jeweiligen Trend in der gewünschten Abgrenzung optimal kombiniert. Das wird schwierig. Die größte Ausnahme waren die Rüstungs-ETFs der letzten 12 bis 18 Monate mit bekanntem Hintergrund. Das ist ein begrenzter Trend, womit die ursprünglich unterstellte Nachhaltigkeit eines ETF-Trends infrage steht.

Für risikoscheue Kleinanleger wird es mithin schwierig. ETFs sind andererseits ein beliebtes Anlageinstrument, das wenig Arbeit macht und Kosten spart. In dieser Situation besteht der größte Fehler darin, den Empfehlungen der ETF-Verkäufer zu folgen, die auf die Erfolge der letzten Jahre verweisen. Sie sind nicht fortsetzbar.

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