Unerwartet enttäuschende US-Wirtschaftsdaten

"In der Summe sehen wir etliche Schwächezeichen am Arbeitsmarkt"

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Quelle: Popel Arseniy/Shutterstock.com

Der US-Arbeitsmarkt hat mit einem Einbruch bei der Beschäftigungsentwicklung geschockt. Außerhalb der Landwirtschaft kamen im Juli 73.000 Stellen hinzu, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt 104.000 neue Stellen erwartet. Zudem wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten um insgesamt 258.000 nach unten revidiert. Die Arbeitslosenquote legte etwas zu. Der Anstieg der Stundenlöhne fiel etwas höher aus als im Vormonat.

Einschätzungen von Ökonomen zum US-Arbeitsmarktbericht im Überblick:

Christoph Balz, Analyst bei der Commerzbank

"In der Summe sehen wir etliche Schwächezeichen am Arbeitsmarkt. Womöglich gehen die Belastungen für die Unternehmen und die Konsumenten durch die Zölle - in Form der Geldzahlungen und der erhöhten Unsicherheit - doch nicht so spurlos an der Wirtschaft vorbei wie mancher dachte.(...) Eine Zinssenkung auf der nächsten Sitzung - immer noch unsere Prognose - gewinnt durch die heutigen Zahlen wieder an Wahrscheinlichkeit. Dies gilt unabhängig vom politischen Druck durch das Weiße Haus."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Die Zolleskapaden hinterlassen deutliche Bremsspuren am US-Arbeitsmarkt.(...) Die schwachen Arbeitsmarktdaten lassen darauf schließen, dass sich die US-Wirtschaft empfindlich abkühlt. Die Zölle dämpfen die wirtschaftliche Entwicklung also doch stärker als bislang angenommen. Fed-Chef Jerome Powell verwies auf der Pressekonferenz in dieser Woche hinsichtlich des weiteren Zinspfades auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Der schwache Arbeitsmarktbericht lässt nun doch wieder eine Zinssenkung im September unter Umständen zu."

Ulrich Wortberg, Analyst Landesbank Hessen-Thüringen

"Unerwartet schwach fiel die Zahl der netto neugeschaffenen Stellen im Juli aus. Vor allem die Abwärtsrevision der Beschäftigung im Mai und Juni in der Summe um fast 260.000 Stellen schockte. (...) Alles in allem dürfte die Enttäuschung wegen der schwachen Beschäftigungsentwicklung überwiegen und die Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed, die im Nachgang zum FOMC-Meeting gedämpft wurden, dürften wieder zunehmen."

Thomas Altmann, Head of Portfoliomanagement, QC Partners

"Dieser Arbeitsmarktbericht enthält einen verborgenen Sprengstoff. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen liegt mit 73.000 bereits unter der Erwartung. Erschreckend sind aber die Revisionen der Vormonats-Werte. (...) Den Job der Fed macht dieser Report deutlich schwieriger. Der Arbeitsmarkt beginnt, nach einer Zinssenkung zu rufen. Die Wahrscheinlichkeit einer September-Senkung ist direkt nach dem Arbeitsmarktbericht von 75 Prozent auf 84 Prozent angestiegen. Allerdings hat sich das Lohnwachstum im Monatsvergleich wieder beschleunigt. Das macht die Aufgabe der Fed noch schwieriger."

Dirk Chlench, Analyst Landesbank Baden-Württemberg

"Der Anstieg der Beschäftigung war eine herbe Enttäuschung, wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass die Stellenanzahl für die beiden Vormonate in Summe um 258.000 abwärts revidiert wurde. Damit zeigt sich: Die Daten des privat erhobenen ADP Reports haben die Lage am Arbeitsmarkt offenbar treffender eingeschätzt, denn der vorherige große Abstand zwischen beiden Erhebungen hat sich durch die Abwärtsrevision weitgehend eingeebnet. Im Ergebnis hat sich der US-Arbeitsmarkt seit dem von Donald Trump ausgelösten Zoll-Drama erheblich stärker abgekühlt als bisher in den offiziellen Daten erkennbar war. Für die US-Notenbank ergibt sich nun ein veritables Dilemma: Einerseits leuchten die Warnlampen am Arbeitsmarkt heller auf, was eine baldige Zinssenkung nahelegen würde. Andererseits gehen von der Zollpolitik noch immer erhebliche Aufwärtsrisiken für die Inflation aus. Die heute veröffentlichten Daten sind aber gewiss Wasser auf die Mühlen der geldpolitischen Tauben um Fed-Gouverneur Christopher Waller. Sie dürften zudem Donald Trump noch mehr in Rage versetzen."

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