Kurs, Abnehm-Spritze, Dividenden

Fünf Antworten zur Krise bei Novo Nordisk

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Die Aktie von Novo Nordisk, zeitweise wertvollster Konzern Europas, ist tief gefallen. Zuletzt stabilisierte sich der Kurs allerdings etwas. Wie es derzeit um die Geschäfte steht und welche Maßnahmen Novo Nordisk ergreift, um wieder aufzuholen.

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Quelle: sdx15/Shutterstock.com

Für einige Monate stellte nicht Deutschland, nicht Frankreich, nicht Großbritannien, sondern das kleine Dänemark den wertvollsten Konzern Europas – den Pharmakonzern Novo Nordisk. Das gelang dank des Erfolgs der Diabetes- und Abnehmmittel Ozempic und Wegovy.

Mittlerweile ist Novo allerdings nur noch Nummer sieben. Die Konkurrenz gräbt dem dänischen Konzern Marktanteile weg, was einen veritablen Ausverkauf der Aktie auslöste. Wir geben Antworten auf die fünf dringendsten Fragen zur Lage bei Novo Nordisk.

Wie steht's um den Kurs?

Mittelfristig ist das Bild düster. Nach einem Rekordhoch bei 138 Euro im Xetra-Handel im Juli 2024 ging es Stück für Stück bergab (siehe Chart unten). Kleinere Zwischenerholungen verkauften Investoren immer wieder ab. Aktuell notiert die Aktie bei 46,42 Euro – ein Verlust von rund 66 Prozent vom Allzeithoch aus.

Langfristig bleiben einige Gewinne. Erstmals vergab die US-Gesundheitsbehörde FDA im Dezember 2017 eine Zulassung des Blockbuster-Medikaments Ozempic als Diabetesmittel. Damaliger Kurs der Aktie: 22,41 Euro. Das ist etwa halb so hoch wie derzeit.

In den vergangenen Tagen stabilisierte sich der Kurs auch etwas. Nach einem Zwischentief bei 38,56 Euro ging es um rund ein Fünftel nach oben.

Wie wichtig sind Wegovy und Ozempic wirklich?

Enorm. Die Bedeutung der Mittel könnte kaum größer sein. Im Geschäftsjahr 2024 machte Novo Nordisk Umsätze von 120 respektive 58 Milliarden dänischen Kronen (rund 16,2 beziehungsweise 7,8 Milliarden Euro) mit Ozempic und Wegovy.

Dagegen schrumpfen die Erlösanteile der übrigen Medikamente. Diese kamen 2022 noch auf fast 63 Prozent des Konzern-Umsatzes, 2024 waren es weniger als 29 Prozent, wie die Grafik oben veranschaulicht. Ozempic und Wegovy sind damit klar die Umsatztreiber. Bei anderen Produkten im Portfolio des Pharma-Konzerns kam es mehrheitlich zu Rückgängen.

Mit dem Diabetes-Mittel Victoza etwa setzte Novo Nordisk 2022 noch 12,3 Milliarden Kronen um, bis 2024 hat sich dieser Umsatz auf 5,5 Milliarden Dollar mehr als halbiert. Ähnlich sieht es beim Abnehmmittel Saxenda aus – nach 10,7 Milliarden Kronen im Jahr 2022 spülte das Medikament 2024 nur noch 6,9 Milliarden Kronen in Novos Kassen. Beide Arzneien basieren, ähnlich wie Ozempic und Wegovy, auf demselben Wirkstoff. Sie sind als Marken aber für verschiedene Zielgruppen gedacht.

Gibt es Fortschritte bei den Blockbuster-Mitteln?

Was Novos Aktienkurs zuletzt antrieb, waren Neuzulassungen für Wegovy. Vor dem Wochenende verkündete der Konzern, dass die amerikanische Arzneimittel-Behörde FDA Wegovy für eine weitere Behandlung zugelassen hätte, und zwar gegen – Achtung, sperriger Begriff – "moderate bis fortgeschrittene nicht-zirrhotische metabolisch-assoziierte Steatohepatitis (MASH)". Das ist eine entzündete Fettleber, die nicht durch Alkoholkonsum bedingt ist.

Damit erweitern sich die Anwendungsgebiete von Wegovy. Bereits zuvor in den USA zugelassen war Wegovy als Abnehm-Mittel für übergewichtige Erwachsene (Juni 2021) und für übergewichtige Jugendliche (Dezember 2022) sowie als vorbeugendes Mittel gegen Kreislauferkrankungen bei Übergewichtigen (März 2024). 

UBS-Analyst Matthew Weston wertete die Zulassung positiv. Überraschend sei der neue Anwendungsbereich nicht. Jedoch gab die FDA früher als erwartet grünes Licht. Weston erklärte, dass Novo hier in den USA bestenfalls Mehrumsätze von 500 Millionen US-Dollar winken. 

Im vergangenen Jahr kam der Konzern mit Wegovy hier auf 45,7 Milliarden Kronen Umsatz. Beim aktuellen Wechselkurs entsprächen diese 500 Millionen Dollar knapp 3,2 Milliarden Kronen. Zumindest ein kleiner Wachstumsschub ergäbe sich demnach durch das neue Anwendungsgebiet.

Welche Maßnahmen ergreift Novo, um wieder vorwärts zu kommen?

Der Konzern arbeitet auch selbst daran, Marktanteile gegen Konkurrenten wie Eli Lilly mit den Produkten Mounjaro und Zepbound zu verteidigen. So kündigte Novo Nordisk zum Wochenstart an, den Preis für Ozempic in den USA auf 499 US-Dollar im Monat zu halbieren – aber nur für Selbstzahler.

Kunden können das Medikament nun über Novos eigene Apotheke NovoCare beziehen als auch über den neuen Partner GoodRx, einem Telemedizin-Konzern. Bereits seit März verkauft Novo das Schwestermedikament Wegovy direkt und zog damit zum Rivalen Eli Lilly gleich.

Beide Konzerne betonen, damit eine Alternative zu billigeren Nachahmer-Spritzen zu bieten. Vordergründig argumentiert Novo Nordisk dabei mit der Sicherheit der Patienten. „Wir dürfen nicht vergessen, dass manche Patienten diese lebenswichtigen Medikamente aus eigener Tasche bezahlen. Wir glauben, dass jeder Patient, der zu möglicherweise unsicheren und nicht zugelassenen Nachahmer-Medikamenten greifen muss, einer zu viel ist“, so ein Statement des Konzerns.

Die Behandlung mit Ozempic übernehmen bei amerikanischen Diabetes-Patienten meist Krankenversicherer. Mit diesem Schritt aber sichert sich Novo Nordisk zumindest das Potenzial, weiterhin nichtversicherte Kunden in diesem wichtigen Markt abzugreifen. Zugleich kommt der Konzern damit dem Wunsch der Regierung unter Präsident Donald Trump nach niedrigeren Arzneimittelpreisen nach. Zumindest ein wenig.

Ist die Dividende in Gefahr?

Novo Nordisk ist ein verlässlicher Dividendenzahler und betont selbst, jeglichen Kapitalüberschuss nach den nötigen Kapitalinvestitionen und Akquisitionen an seine Aktionäre abgeben zu wollen. In jedem Jahr seit 2016 schüttete der Konzern zudem eine Interimsdividende aus.

Ein echter Dividendenwert ist Novo zwar nicht. Die Dividendenrendite bewegte sich in den letzten zwei Jahrzehnten zwischen einem und vier Prozent und tendierte in den vergangenen drei Jahren aufgrund der Kurszuwächse deutlich nach unten.

Auf dem aktuellen Kursniveau ist Novo Nordisk als Ausschütter aber attraktiver geworden. Gemessen an den Ausschüttungen der vergangenen zwölf Monate liegt die Dividendenrendite aktuell bei 3,35 Prozent. Im August legte der Verwaltungsrat des Konzerns eine Interimsdividende von 3,75 Kronen je Aktie fest, ein Plus von sieben Prozent zum Vorjahr.

Würde die gesamte Jahresdividende 2024 um diesen Betrag wachsen, ergäbe sich eine Ausschüttung von 12,2 Kronen je Aktie – eine Rendite von 3,5 Prozent beim aktuellen Kurs von 348 Kronen.

Es ist wenig wahrscheinlich, dass diese Kapitalabgabe wackelt. Davon zeugt die Erhöhung der Halbjahresdividende. Umsatz und freier Cashflow wachsen weniger als in den Vorjahren, aber noch mit zweistelligen Raten. Allein im ersten Halbjahr flossen Novo nach Kapitalinvestitionen 37,3 Milliarden Kronen an freiem Cashflow zu.

Dieses Kapital kann der Pharma-Riese nach Gutdünken verwenden, eben auch für Dividenden. 2024 schüttete Novo Dividenden von 44,2 Milliarden Kronen aus – angesichts des bereits eingenommenen Kapitals sollte das Unternehmen also keine Schwierigkeiten haben, die Dividenden weiter zu bedienen. 

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