Geldpolitik

EZB belässt Leitzins bei 2,0 Prozent - Sorgen um Frankreichs Staatsfinanzen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Artikel teilen:
Quelle: nitpicker/Shutterstock.com

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag den maßgeblichen Einlagensatz bei 2,0 Prozent belassen. Auch die übrigen Zinssätze, der Haupt- und Spitzenrefinanzierungssatz, blieben mit 2,15 und 2,4 Prozent ebenfalls gleich.

Die EZB steuert die Geldpolitik hauptsächlich über den Einlagensatz. Zu diesem Zinssatz können Banken überschüssige Liquidität kurzfristig bei der EZB parken.

Der Markt hatte fest damit gerechnet, dass die EZB die Zinsen erneut unverändert belässt. Schon im Juli hatte die EZB die Leitzinsen nicht angetastet - nicht zuletzt wegen des "außergewöhnlich unsicheren Umfelds" im Zollstreit mit den USA, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde damals betonte.

Nun hat Europa es mit einer Regierungskrise in Frankreich zu tun. Die Sorge ist groß, dass die Verschuldung der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft außer Kontrolle gerät. Regulär entscheiden die Zinshüter das nächste Mal Ende Oktober über die Zinsen.

Preisdruck lässt nach

Viele Ökonomen erwarten, dass die EZB die Zinsen in diesem Jahr nicht mehr antasten wird: Die ausufernde Inflation ist unter Kontrolle. In einer ersten Schnellschätzung zum Monat August geht das zuständige Statistikamt Eurostat von einer Inflation von 2,1 Prozent im Euroraum aus.

Das ist zwar marginal mehr als im Juli (2,0 Prozent), allerdings ist der Preisdruck in der Eurozone damit dennoch deutlich geringer als beispielsweise in den USA und vor allem niedriger als noch in den Vorjahren - 2022 stieg die jährliche Inflation bis auf 8,4 Prozent im Euroraum an.

Aufgrund dieses deutlichen Rückgangs senkten die EZB-Zinshüter den Leitzins in den vergangenen 24 Monaten sukzessive ab. Ende 2023 noch lag der Einlagenzins bei 4,0 Prozent.

Bei den wirtschaftlichen Prognosen wiederum gab es Korrekturen. Für 2027 erwartet das EZB-Direktorium im Euroraum weiter ein BIP-Wachstum von 1,3 Prozent, 2026 soll es mit 1,0 Prozent minimal schwächer ausfallen als zuvor erwartet.

Die Inflation wiederum dürfte 2025 und 2025 mit 2,1 respektive 1,7 Prozent etwas stärker ausfallen als bisher prognostiziert. Für 207 jedoch senkte die EZB die Inflationsprognose auf 1,9 Prozent.

Neues Sorgenkind Frankreich

Während die Inflation eingedämmt ist, droht der EZB mit Frankreich ein neuer Krisenherd. Die Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen sind deutlich gestiegen: Die Rendite zehnjähriger französischer Anleihen liegt über der von Papieren aus Griechenland. Neue Schulden werden für Frankreich immer teurer.

Gemessen an der Wirtschaftsleistung hat Deutschlands Nachbarland mit 114 Prozent die dritthöchste Schuldenquote in der EU nach Griechenland und Italien. Frankreichs Haushaltsdefizit lag zuletzt mit 5,8 Prozent weit über dem europäischen Grenzwert von 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung.

An den Finanzmärkten wird spekuliert, ob die EZB Frankreich mit Anleihenkäufen stützen würde. Die Notenbank kann im Rahmen ihres Programms TPI ("Transmission Protection Instrument") im Krisenfall unbegrenzt Anleihen einzelner Eurostaaten kaufen. Dafür gibt es aber hohe Hürden: Gedacht ist das Instrument für den Fall, dass die Zinsen für Wertpapiere eines Eurostaates durch Finanzspekulation unverhältnismäßig stark hochschnellen.

Märkte reagieren nur wenig

Der Dax reagierte nur leicht auf den Zinsentscheid. Zuletzt baute er seine Gewinne etwas aus, lag damit aber weiter nur moderat im Plus mit einem Zuwachs von rund 0,4 Prozent. Der Euro wiederum verlor etwas zum Dollar.

Niedrigere Zinsen sind tendenziell ein Treiber für Aktien. Einerseits verlieren dadurch festverzinsliche Anlagen wie Anleihen oder auch Sparkonten relativ an Attraktivität. Auf der anderen Seite begünstigt ein niedrigeres Zinsniveau die Konjunktur, weil Finanzierungen für Firmen billiger werden.

(mit Material von dpa-AFX)

Das könnte dich auch interessieren

Dax Vorbörse 11.09.2025
Dax dürfte kaum verändert starten – S&P 500 mit Rekordgestern, 08:08 Uhr · onvista
Dax Logo
Dax Vorbörse 12.09.2025
Dax startet leicht höher in den Handel - Hannover Rück im Fokusheute, 08:30 Uhr · onvista
Dax startet leicht höher in den Handel - Hannover Rück im Fokus
Dax Tagesrückblick 11.09.2025
Dax verbucht leichte Gewinne - Rückenwind von der Wall Streetgestern, 17:47 Uhr · onvista
Dax verbucht leichte Gewinne - Rückenwind von der Wall Street
Börse am Morgen 11.09.2025
Dax stagniert – Heidelberg Materials nah am Rekordgestern, 09:45 Uhr · onvista
Jemand geht vor dem Dax-Logo vorbei.
Dax Vorbörse 10.09.2025
Oracle sorgt für gute Laune - Dax startet höher10. Sept. · onvista
Oracle sorgt für gute Laune - Dax startet höher
Premium-Beiträge
Trading-Impuls
Rüstungsaktie startet durch: Ausbruch liefert Kaufsignalgestern, 15:00 Uhr · onvista
Bezahldienstleister glänzt beim IPO
15 Prozent Plus zum Börsenstart: So steht das Fintech Klarna fundamental da10. Sept. · onvista
Robinhood & Co. setzen auf die Blockchain
Das verbirgt sich hinter den neuen „Aktien-Token“08. Sept. · onvista