Dax verliert weiter an Boden - Gewinnmitnahmen bei Siemens Energy und Rheinmetall

Ein neuer Erholungsversuch an den US-Börsen hat den Kursrutsch am deutschen Aktienmarkt vor dem Wochenende ein Stück weit abgebremst. Dadurch hielt im Dax die Marke von 23.000 Punkten. Nichtsdestotrotz verlor der Dax am Freitag 0,80 Prozent auf 23.091 Punkte und knüpfte damit an die Vortagesverluste an. In der Spitze war der Leitindex des deutschen Aktienmarkts bis auf 22.943 Zähler und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang Mai abgerutscht.
Auf Wochensicht weitete der Dax den Verlust auf 3,3 Prozent aus, doch in der Jahresbilanz bleibt ihm ein Plus von 16 Prozent. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Freitag um 0,63 Prozent auf 28.263 Punkte bergab. Der Euro Stoxx 50 verlor rund ein Prozent.
Marktbeobachter Stephen Innes von SPI Asset Management sieht eine Reihe von Mosaiksteinen, die derzeit das große Bild an den Aktienmärkten ergeben. Er nennt unter anderem das hohe Investitionstempo im KI-Bereich, dem die Monetarisierung klar hinterherhinke. Außerdem erhärtet sich die Annahme, dass die US-Notenbank Fed im Dezember auf eine Zinssenkung verzichten könnte.
Die Experten von Index-Radar beobachteten vor diesen Hintergründen am Vortag in New York "ein seltenes Schauspiel abrupten Meinungswechsels" mit einem starken Auftakt und einem späteren "Stimmungsbruch wie auf Knopfdruck", durch den der technologielastige Nasdaq-100-Index einen Schwankungsbereich von 1.200 Punkten aufgewiesen habe.
Solche historischen Umbrüche seien selten und zögen in ihrer Beobachtung häufig klar positive Folgebewegungen nach sich, äußern sie sich ermutigend.
Gewinnmitnahmen bei Siemens Energy
Deutlichere Verluste im Gefolge von Nvidia gab es bei europäischen Technologiewerten, deren Teilindex seine im Oktober mühsam aufgebauten Jahresgewinne mittlerweile egalisiert hat. Im Chipsektor sank der Kurs von Infineon um 3,7 Prozent. In den hinteren deutschen Börsenreihen gehörten Branchenausrüster wie Aixtron oder Süss Microtec mit bis zu 10,5 Prozent zu den Verlierern.
Das Schlusslicht im Dax waren die Aktien von Siemens Energy, die wegen des Strombedarfs auch als KI-Profiteur gelten. Gewinnmitnahmen nach ihrem Vortagsrekord drückten den Kurs mit zehn Prozent ins Minus. Die Geschäftsdynamik des Energietechnikkonzerns sei solide, zeige aber gewisse Anzeichen für einen zyklischen Höhepunkt, schrieb der Barclays-Fachmann Vladimir Sergievskiy. Der Aktienkurs preise bereits einen endlos guten Geschäftsverlauf ein.
Rüstungswerte ebenfalls unter Druck
Rüstungswerte standen außerdem wieder negativ im Fokus wegen der Debatte über einen Friedensplan im Ukraine-Krieg. Ein von den USA vorangetriebener und in Kiew vorgestellter Plan sieht heikle Zugeständnisse der Ukraine vor und lässt die europäischen Unterstützer bei den Gesprächen an der Seitenlinie. Mehrere Medien veröffentlichten den Entwurf eines 28 Punkte umfassenden Abkommens, das nach US-Vorstellung einen dauerhaften Waffenstillstand ermöglichen soll.
Anleger nutzen den Moment im Rüstungsbereich zum Abverkauf, denn im Falle von Rheinmetall ging es um 7,2 Prozent bergab. Die Aktien stehen neuerdings nach einem Jahr wieder unter der 200-Tage-Linie. Die Anteile von Renk knüpften mit einem Kursrutsch um rund 8,4 Prozent daran an, dass sie am Vortag negativ auf Ziele für das Jahr 2030 reagiert hatten.
In dem schwachen Umfeld gab es mit CTS Eventim aber auch einen positiven Lichtblick, nachdem der Eventvermarkter am Vorabend Zahlen vorgelegt hatte, die nach Händlerangaben klar über den Erwartungen lagen. Die Aktien erholten sich um fast zwölf Prozent von ihrem Tief seit August 2024.
Goldpreis schwächelt leicht
Der Kurs des Euro fiel ebenfalls weiter. Nachdem die Gemeinschaftswährung zeitweise unter 1,15 US-Dollar gefallen war, wurde sie am Nachmittag bei 1,1516 Dollar gehandelt und damit etwas tiefer als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1520 (Donnerstag: 1,1514) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8680 (0,8685) Euro.
Konjunkturdaten aus der Eurozone waren enttäuschend ausgefallen. Im November hatte sich die Unternehmensstimmung im Währungsraum überraschend verschlechtert.
Erneut profitierte Gold, sonst ein "sicherer Hafen" für Anleger, nicht von der mauen Stimmung am Aktienparkett. Stattdessen sank der Preis je Feinunze (31,1 Gramm) um 0,2 Prozent auf 4.072 US-Dollar. Damit verbleibt der Goldpreis in der engen Handelsspanne im Bereich von 4.000 Dollar der vergangenen Tage. In Euro gerechnet ging es indes etwas nach oben.
(mit Material von dpa-AFX)




