Offiziere beanspruchen nach Wahl Macht in Guinea-Bissau
Bissau (Reuters) - Eine Gruppe von Armeeoffizieren hat nach der Präsidentenwahl in Guinea-Bissau nach eigenen Angaben die Macht übernommen.
Präsident Umaro Sissoco Embalo sei abgesetzt, hieß es in einer am Mittwoch im staatlichen Fernsehen verlesenen Erklärung der Offiziere. Zudem seien der Wahlprozess ausgesetzt, die Grenzen geschlossen und eine Ausgangssperre verhängt worden. Das westafrikanische Land werde bis auf Weiteres von einem "Hohen Militärkommando für die Wiederherstellung der Ordnung" geführt. Kurz vor der Ankündigung waren in der Hauptstadt Schüsse zu hören. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor.
Die Ankündigung der Offiziere erfolgte einen Tag, bevor die Wahlkommission die vorläufigen Ergebnisse der hart umkämpften Präsidentschaftswahl bekanntgeben sollte. Nach der ersten Runde am Sonntag hatten sowohl Embalo als auch dessen Herausforderer Fernando Dias den Sieg für sich beansprucht. Ein Sprecher Embalos sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Unbekannte hätten die Wahlkommission angegriffen, um die Bekanntgabe der Wahlergebnisse zu verhindern. Er machte dafür Anhänger Dias' verantwortlich, ohne Belege vorzulegen. Der frühere Ministerpräsident Domingos Simoes Pereira, der Dias unterstützt, wies dies zurück. Dias habe nichts mit dem Vorfall zu tun und sei in Sicherheit.
Experten hatten einen knappen Ausgang der Wahl erwartet. Der ehemalige General Embalo strebt als erster amtierender Präsident des Landes seit drei Jahrzehnten eine Wiederwahl an. Dias wiederum wurde von der Unabhängigkeitspartei PAIGC unterstützt, die erstmals nicht mit einem eigenen Kandidaten antrat.
In Guinea-Bissau gab es seit der Unabhängigkeit von Portugal 1974 mindestens neun Putsche und Putschversuche. Embalo wurde 2020 erstmals Präsident. Er hat nach eigenen Angaben seitdem drei Putschversuche überstanden. Kritiker werfen ihm vor, Krisen als Vorwand für ein hartes Durchgreifen zu inszenieren.
(Bericht von Alberto Dabo, bearbeitet von Scot W. Stevenson, redigiert von Thomas Seythal)



