Dax nimmt Rekordhoch ins Visier - US-Zinspolitik stützt
Frankfurt, 12. Dez (Reuters) - Knapp drei Wochen vor Jahresende wagt der Dax einen neuen Anlauf in Richtung Allzeithoch: Der deutsche Leitindex rückte am Freitag um bis zu 0,7 Prozent auf 24.474 Zähler vor und lag damit nur knapp unter seinem Anfang Oktober aufgestellten Rekord von 24.771 Punkten.
"Die Weihnachtsrally läuft", sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Laut Jochen Stanzl, Chefmarktanalyst bei der Consorsbank, sehen die Märkte die jüngsten geldpolitischen Maßnahmen der US-Notenbank Fed als ausreichend an, um konjunkturelle Risiken in den USA auf ein verträgliches Maß zu reduzieren. Die Notenbank hatte die Leitzinsen am Mittwoch das dritte Mal in Folge gesenkt. Anleger hoffen nun auch im neuen Jahr auf weitere Lockerungsschritte.
Diese könnten sich vor allem auf das zweite Halbjahr konzentrieren, wenn der Nachfolger des aktuellen Fed-Chefs Jerome Powell sein Amt angetreten hat. Powell scheidet im Mai aus. US-Präsident Donald Trump, der auf niedrigere Zinsen drängt, will Anfang 2026 einen Nachfolger nominieren. Als aussichtsreicher Kandidat gilt Trumps Berater Kevin Hassett. "Wir befürchten, dass unter dem neuen Chef die Unabhängigkeit der Fed Schaden nimmt", sagt Commerzbank-Analyst Christoph Balz. "Die Fed wird die Geldpolitik dann wohl stärker lockern, als es die ökonomischen Daten rechtfertigen."
ZINSAUSBLICK LÄSST DOLLAR SCHWÄCHELN
Die Aussicht auf weiteren Zinssenkungen in den USA setzt dem Dollar zu. Der Dollar-Index rutschte zuletzt mit 98,134 Punkten auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Der Euro war mit 1,1762 Dollar zeitweise so teuer wie seit Anfang Oktober nicht mehr. Die Aufwertung des Euro könnte für die exportorientierte deutsche Wirtschaft langfristig zum Problem werden, warnte Altmann.
Bei den Einzelwerten richtete sich der Blick zum Wochenschluss auf die Sportartikelbranche. Der Yoga-Bekleidungshersteller Lululemon übertraf mit seiner Bilanz zum dritten Quartal die Erwartungen. Die Jahresgewinnprognose wurde angehoben. Die Aktien stiegen im vorbörslichen US-Handel um gut zehn Prozent. Das sorgte auch bei Adidas und Puma für Kauflaune. Die Aktien von Adidas gewannen im Dax 2,3 Prozent, Puma notierten im MDax zeitweise knapp fünf Prozent höher.
Auch bei der Lufthansa griffen Anleger zu. Die Titel kletterten im MDax nach einer Kaufempfehlung durch die Analysten von Kepler um knapp sieben Prozent auf 8,64 Euro in die Höhe. Das war der höchste Stand seit mehr als zwei Jahren.
Für Gesprächsstoff sorgten zudem Bankwerte. Aktien der französischen Großbank BNP Paribas rückten in Paris um zwei Prozent vor. Das Finanzinstitut gab bekannt, exklusive Gespräche über den Verkauf seines 67-prozentigen Anteils an der marokkanischen Tochtergesellschaft BMCI an die Holmarcom Group aufgenommen zu haben. BNP gab keine weiteren Details bekannt und erklärte, die Gespräche seien in einem frühen Stadion.
An der Züricher Börse schnellten die Titel der UBS um bis zu fünf Prozent in die Höhe. Schweizer Abgeordnete wollen die von der Regierung vorgeschlagenen zusätzlichen Kapitalanforderungen für die Großbank deutlich abschwächen.
ÖLPREIS BLEIBT ANGESCHLAGEN - GOLD IM AUFWIND
Am Ölmarkt konnten die Notierungen ihre anfänglichen Gewinne nicht halten. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligten sich um jeweils 0,3 Prozent auf 61,04 beziehungsweise 57,40 Dollar je Fass. Auf Wochensicht sind die Preise um rund vier Prozent abgesackt. Langfristig gehen die Anleger davon aus, dass das Angebot die Nachfrage in den kommenden Monaten übersteigen dürfte. Kursanstiege beim Öl dürften daher nur von kurzer Dauer sein, prognostizierte Tamas Varga von PVM Oil Associates.
Deutlich aufwärts ging es dagegen beim Gold. Die schwächelnde US-Währung und der Zinsausblick trieben den Preis für das Edelmetall um bis zu 1,3 Prozent auf ein Sieben-Wochen-Hoch von 4338 Dollar je Feinunze.
(Bericht von Daniela Pegna. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)


