Öl-Märkte: Analysten sehen derzeit wenig Argumente gegen eine weitere Preis-Rally – eine mögliche Aktie, um das Marktumfeld auszunutzen

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Der Öl-Preis kennt seit Anfang des Jahres scheinbar nur noch die Richtung nach oben. Seit dem Zwischentief aus Anfang Dezember sind die Preise um 40 Prozent angezogen. Rohöl der Sorte Brent ist in der letzten Woche über 95 Dollar pro Barrel und damit auf den höchsten Stand seit 2014 gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr handelt es sich um einen Preisanstieg von über 60 Prozent. Die Gründe dafür liegen in einer explosiven Mischung aus den teils der Pandemie, teils der Drosselung der OPEC geschuldeten Angebotsengpässe, einer steigenden Inflation und den geopolitischen Spannungen vor allem an der russisch-ukrainischen Grenze.

Rohstoff-Anleger befürchten, dass ein Krieg zu Sanktionen gegen russisches Öl führen und die weltweite Versorgung mit dem Rohstoff einschränken wird. Russland ist einer der größten Ölförderer der Welt. Sollte die Ukraine-Krise eskalieren, befürchten Fachleute Auswirkungen auf die Versorgung mit russischem Erdöl.

Im heutigen Handel ist der Öl-Preis aufgrund von Entspannungssignalen in der Ukraine-Krise und der vagen Hoffnung auf ein Abkommen mit dem Iran und damit dem Wegfallen von Sanktionen, die Öl-Lieferungen aus dem Land unterbinden, unter Druck geraten, doch im übergeordneten Bild bleibt die Entwicklung an den Öl-Märkten angespannt. Viele Analysten haben ihre Prognosen mittlerweile weit nach oben korrigiert und sehen Öl-Preise von bis zu 150 Dollar in den nächsten Monaten als realistisches Szenario. Ein Brent-Preis von 100 Dollar scheint zu diesem Zeitpunkt laut einigen Rohstoffanalysten unausweichlich zu werden.

Einem weiteren Anstieg der Preise steht wenig im Weg

„Angesichts der Unterinvestitionen in die Kapitalerschließung geht uns das physische Öl zur Neige, uns geht das Angebot aus“, sagte John Driscoll, Direktor von JTD Energy Services, am Montag gegenüber dem Nachrichtendienst CNBC. „Es gibt ein Szenario, in dem wir über 120 Dollar springen könnten, sogar bis zu 150 Dollar“ pro Barrel. „Aber es sind nicht nur die geopolitischen Rückenwinde, die wir auffangen, sondern die Fundamentaldaten“, sagte Driscoll. „Der Markt befindet sich in einer, wie wir es nennen, steilen Backwardation, die jedem physisch verfügbaren Öl einen Aufschlag gibt. Wir beginnen zu spüren, dass sich die Nachfrage auf dem Weg der Erholung befindet, und wir sehen uns gleichzeitig mit Angebotsengpässen konfrontiert“, erklärte er.

Die US-Bank JPMorgan prognostizierte jüngst, dass Öl den Preis von 125 Dollar pro Barrel übersteigen wird, „bei einer Ausweitung der Risikoprämie für freie Kapazitäten“. „Versorgungsausfälle nehmen zu. Auch die Anerkennung der angespannten Kapazität auf dem Markt wächst“, schrieben die Analysten von JPMorgan in einem Bericht vom 11. Februar. „Das fehlende Angebot kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Kombination aus einer zu geringen Förderung der OPEC-Länder und der steigenden Nachfrage der Abnehmer, die aus der Pandemie herauskommen, könnte bis zu dem Punkt einer Energiekrise führen.“

Nicht nur die Preise für den Rohstoff selbst steigen an, sondern auch das derzeitige Marktumfeld tut sein übriges, den Sektor als Ganzes nach oben zu treiben. Angesichts der ausufernden Inflation findet an den Märkten derzeit eine Rotation aus Wachstums- und hinein in Valuetitel statt. Viele Analysten empfehlen Investments in den Energiesektor, da diese das schwierige Marktumfeld derzeit sehr gut aushalten und aufgrund der steigenden Öl-Preise massive Gewinne einfahren.

Was könnte den Preisanstieg stoppen?

Laut Analysten von RBC Capital Markets ist das Einzige, was den Preisanstieg umkehren könnte, ein Nachfrageeinbruch, da der Preis des Rohstoffs so hoch getrieben wird, dass sich die Käufer die Preise schlicht nicht mehr leisten können. Einen weiteren Effekt hätte eine Erhöhung der Fördermenge der OPEC-Länder auf das eigentlich versprochene Niveau.

Ein weiterer, wenn auch sehr vager Impuls kommt von Seiten des Iran. Dessen Unterhändler Ali Bagheri Kani hatte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von Fortschritten in den Verhandlungen über das iranische Atomprogramm gesprochen. Sollte über das von den USA aufgekündigte Abkommen eine Einigung erzielt werden, könnten US-Sanktionen wegfallen, die unter anderem die iranischen Ölexporte betreffen.

Eine Aktie für die aktuelle Marktlage

Zwar sind Öl-Aktien in den letzten Wochen aufgrund der enormen Preissteigerung von Rohöl bereits enorm gestiegen, jedoch zeichnet sich bisher keine Trendänderung ab, da die fundamentale Lage derzeit wenig Spielraum für sinkende Öl-Preise gibt. Sowohl die anhaltende Inflation, als auch die zu geringe weltweite Fördermenge und die geopolitischen Spannungen sprechen mittelfristig für weiter steigende Öl-Preise.

Eine Aktie, die bereits seit Anfang Februar im Musterdepot unseres Redaktionsleiters Markus Weingran Platz gefunden hat, bietet sich derzeit besonders gut an, um das günstige Marktumfeld für Öl-Werte zu spielen. Gran Tierra Energy hat seit der Aufnahme in das Mahlzeit-Musterdepot bereits 18 Prozent Plus gemacht.

Gran Tierra Energy Inc. ist zusammen mit seinen Tochtergesellschaften („Gran Tierra“) ein Unternehmen, das sich auf die Exploration und Produktion von Öl und Gas in Kolumbien und Ecuador konzentriert. Das Unternehmen erschließt Öl- und Gasgrundstücke in bewährten, wenig erkundeten Kohlenwasserstoffbecken, die Zugang zu einer etablierten Infrastruktur haben. GTE produziert hauptsächlich leichtes Rohöl, ergänzt durch mittleres Rohöl und Erdgas.

Trotz der starken Zuwächse der letzten Wochen wird die Aktie immer noch zu einer niedrigen Bewertung gehandelt – angesichts der durchschnittlichen Kursziele um gut 50 Prozent unter dem fairen Wert. Zwar waren die Geschäftszahlen in den letzten Jahren nicht besonders rosig, ist jetzt angesichts des guten Marktumfelds jedoch eine Trendwende erkennbar und es wird mit einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich 35 Prozent gerechnet. Durch die erwarteten Produktionssteigerungen dürfte das Unternehmen in 2022 zudem wieder nachhaltig in die schwarzen Zahlen rutschen.

Gefahren bestehen in der unsicheren politischen Lage in Südamerika und eventuellen negativen Einflüssen auf die Produktionsstätten, was die Aktie trotz der guten Ausgangslage zu einem Risikoinvestment macht.

Die Einschätzung unseres Redaktionsleiters im Video:

onvista-Redaktion

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