Markt-Update: Inverse Zinskurve rückt immer näher, prominenter Investor warnt vor Rezessionsgefahr, Ifo rechnet mit bis zu 6,1 Prozent Inflation

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Die am Mittwochmorgen fortgesetzte Erholung am deutschen Aktienmarkt ist nach neuen Inflationsprognosen im weiteren Handelsverlauf erst einmal zum Stillstand gekommen. „Wir erwarten in diesem Jahr nur noch zwischen 2,2 und 3,1 Prozent Wachstum“, teilte das Ifo-Institut mit. Die Inflation dürfte auf 5,1 bis 6,1 Prozent steigen. Das wäre die höchste Rate seit 1982.

Der Dax drehte daraufhin ins Minus und verlor zuletzt 0,7 Prozent auf 14.365 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Börsenkonzerne verlor 0,07 Prozent auf 31 892,76 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um rund 0,6 Prozent.

„Noch zu Beginn dieses Börsenjahres war überall von einem bevorstehenden Boom, also einer dynamischen Erholung der von Corona ausgebremsten Weltwirtschaft die Rede, die maximal durch Lieferkettenprobleme gestört und durch steigende Preise die Notenbanken auf den Plan rufen würde“, bemerkte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Seit Russlands Invasion in der Ukraine mit einer sich immer schneller drehenden Sanktionsspirale habe das Risiko einer Rezession das vorherige Boom-Szenario in nur wenigen Wochen abgelöst.

Carl Icahn warnt vor Rezession – die Anleihemärkte auch

Die Sorgen vor einer Rezession nehmen unter diversen Analysten und Marktbeobachtern immer weiter zu. Der prominente Investor Carl Icahn hat nun gegenüber dem Nachrichtendienst CNBC seine Sorge vor einer möglichen Rezession geäußert.

„Ich denke, es könnte sehr gut eine Rezession oder sogar noch Schlimmeres geben“, sagte Icahn in CNBCs „Closing Bell Overtime“. „Ich habe in den letzten Jahren alles abgesichert. Wir haben eine starke Absicherung gegen die Long-Positionen und wir versuchen, aktiv zu sein, um diesen Vorteil zu erzielen … Ich bin pessimistisch, wie Sie hören können. Kurzfristig prognostiziere ich nicht einmal.“ Laut dem Gründer von Icahn Enterprises ist die steigende Inflation eine große Bedrohung für die Wirtschaft und der Ukraine-Krieg verschärft die daraus entstehende Unsicherheit noch.

Wie bereits viele andere Marktbeobachter zweifelt auch Icahn daran, dass eine Zinserhöhungsphase der US-Notenbank ohne große wirtschaftliche Schäden machbar sein wird. „Ich weiß wirklich nicht, ob sie eine sanfte Landung erreichen können. Ich denke, es wird eine harte Landung geben … Inflation ist eine schreckliche Sache, wenn sie in Gang kommt.“

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Mit Blick auf einen Marko-Indikator, der in den vergangenen Jahrzehnten sehr zuverlässig Rezessionen angekündigt hat, wird ersichtlich, dass auch der breite Markt eine Rezession zu erwarten scheint. Eine inverse Zinskurve an den US-Anleihemärkten, genauer die Inversion der 2-jährigen und der zehnjährigen Anleihezinsen, rückt bedenklich nahe. Nur noch wenige Basispunkte Unterschied trennen den Anleihemarkt davon, das Rezessionssignal auszusenden.

In einem gesunden Marktumfeld neigt sich die Zinskurve an den Anleihemärkten nach oben, weil die Käufer dieser Anleihen für längere Laufzeiten eine höhere Entschädigung erwarten, da mehr zukünftiges Risiko sowie die Inflationsentwicklung über diese Jahre mit einkalkuliert wird. Heißt, die länger laufenden Anleihen sollten höhere Zinsen abwerfen als Anleihen mit kurzen Laufzeiten. Die Zinsen bewegen sich dabei umgekehrt zu den Kursen dieser Anleihen.

Anhand der übergeordneten Zinskurve kann man die Erwartung des Marktes an die zukünftige Wirtschaftsentwicklung ableiten: Eine steilere Kurve signalisiert typischerweise Erwartungen einer stärkeren wirtschaftlichen Aktivität, einer höheren Inflation und höherer Zinssätze. Eine abflachende Kurve signalisiert das Gegenteil: Der Markt erwartet kurzfristig Zinserhöhungen und sieht besondere Risiken für die Wachstumsaussichten der Wirtschaft. Eine inverse Zinskurve zwischen 2-jährigen und 10-jährigen Anleihen wird dabei besonders beobachtet, da dieses Paar in den vergangenen vier Jahrzehnten alle sieben Rezessionen vorhergesagt hat.

Stifel: Ausblick der Norma Group bei Marge ohne Sicherheitspuffer

Die Investmentbank Stifel hat die Einstufung für Norma Group nach Zahlen auf „Hold“ mit einem Kursziel von 38 Euro belassen. Die endgültigen Zahlen seien angesichts der bereits bekannten Eckdaten des Verbindungskomponentenherstellers von untergeordneter Bedeutung, schrieb Analyst Alexander Wahl in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Entscheidend sei vielmehr der Ausblick. Problematisch sei, dass die Erwartungen an die Margen-Entwicklung kein Sicherheitspolster hätten.

Morphosys wieder erholt – Schweiz-Zulassung für Tafasitamab

Nach zähem Start haben die Papiere von Morphosys am Mittwochvormittag mit plus 3 Prozent an der SDax -Spitze gestanden. Tags zuvor waren die Aktien des Antikörperspezialisten wieder deutlich von der 50-Tage-Linie zurückgeprallt, nachdem sie sich seit der zweiten März-Woche um 25 Prozent erholt hatten.

Am Vorabend wurde dann bekannt, dass die Schweizer Behörden den in Europa von Incyte als Minjuvi vermarkteten Antikörper Tafasitamab in einer Kombinationstherapie gegen bestimmte Lymphome vorläufig zugelassen haben. In den USA war er als Monjuvi sehr schleppend gestartet, was die Aktie seit dem Vorjahr schwer belastet. Auch 2022 war es zeitweise bereits wieder um 38 Prozent abwärts gegangen.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Who is Danny / Shutterstock

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